Drei heiße Anwärter: Oonagh (Ausschnitt Albumcover), Fantasy (Pressefoto) und Avantasia (Ausschnitt Albumcover)
Drei heiße Anwärter: Oonagh (Ausschnitt Albumcover), Fantasy (Pressefoto) und Avantasia (Ausschnitt Albumcover)

Besorgniserregende Echo-Nominierungen | Listomania

▷ Letzte Änderung: 2016-04-06
By Nina [FluxFM] |

Am Donnerstag wird er verliehen, der Echo. Was uns immer als DER deutsche Musikpreis verkauft wird, ist in Wahrheit wenig musikalisch relevant. Bands wie Isolation Berlin oder Tocotronic finden nur am Rande statt, gefeiert werden Helene Fischer und Co. Während uns die noch was sagt, gibt es auch ziemlich viele Acts, von denen man als musikinteressierter Mensch noch nie etwas gehört hat. Melanie Gollin hat die Zähne zusammengebissen und präsentiert euch die fünf besorgniserregensten Nominierungen.


Platz 1: Avantasia

Tobias Sammet sieht aus wie ein verhinderter Zirkusdirektor und das schon seit 1999. Seine Musik ist in etwa das Äquivalent zu einem schwarz-weißen 80er-Jahre Kuschelrockposter, bei dem nur die Rose in der Hand des soften, aber feurigen Liebhabers rot eingefärbt ist. Avantasia sind die Scorpions-Coverband bei einem Meatloaf-Fantreffen. Und dann immer die vielen Pferde. Ach nee, das war ja Apassionata…

Platz 1: Gestört aber GeiL

Der Trend, alte Hits zu nehmen und 4/4 Rummelmusik drunter zu legen, bescherte einigen „Künstlern“ in den letzten zwei bis drei Jahren gute Verkaufszahlen. Der dümmliche Gipfel dieser Bewegung sind Gestört aber GeiL aus Erfurt. Die haben 2010 damit angefangen, olle Kamellen mit Bumsbeats zu unterlegen und damit durch die Diskos zu touren. Mit viel zu viel Erfolg. (Seit kurzem „schreiben“ sie eigene Songs, das funktioniert dann nach dem Prinzip „Bumsbeat + Gastsänger“. Wie Avicii, nur schlimmer.)

Platz 1: Oonagh

Man kann nicht so richtig gemein zu Senta-Sofia Delliponti sein, denn sie meint das wirklich von Herzen Ernst, was sie da treibt. Als Oonagh besingt sie die Geister der Natur in Elbisch und indigenen südamerikanischen Sprachen. Wir können uns nicht vorstellen, wer und in welcher Situation man solche Musik hört, haben aber Wohnzimmer vor uns, in die Vera Int-Veen mit einem Korb voller Liebespost potenzieller Schwiegertöchter hereinschneit.

Platz 1: Fantasy

Freddy und Martin, zwei adrett gekleidete Mittvierzieger – so mit gebleachten Zähnen und viel Pastell – reimen für ihr Leben gern. Und sie verkaufen Alben wie Endstation Sehnsucht oder Eine Nacht im Paradies und das in unglaublicher Masse. Aber auch sie schlagen sich mit Problemen rum, von denen wir dachten, dass sie nur Indiebands hätten. Fan Marion mokiert sich im Gästebuch über eine geplatze Show: „Ihr könnt nicht einen Fernsehtermin annehmen, wenn ihr Monate vorher bereits den Termin in Amstetten festgelegt habt! Ich habe alle Alben von euch und war schon ein großer Fan, da ward ihr noch gar nicht so bekannt und erfolgreich.“ Fantasy sind halt auch echt schon lange nicht mehr so real, wie sie mal waren.

Platz 1: Saltatio Mortis

Klar, Dudelsäcke funktionieren beim teutonischen Hörer, siehe In Extremo. Saltatio Mortis schlagen in eine ähnliche Kerbe, aber ziehen das Mittelalterding noch strikter durch. Deswegen haben die Mitglieder auch alle so standesgemäße Namen wie Alea der Bescheidene oder Falk Irmenfried von Hasen-Mümmelstein. In ihrer aktuellen Single Wo sind die Clowns? prangern sie die Ernsthaftigkeit der Gesellschaft an – könnte man als 2016er Version von Wo sind all die Indianer hin? betrachten. Puh, dann doch lieber Pur. Die sind übrigens auch nominiert.


Für euch gehört, damit ihr es nicht selber tun müsst. Das ganze Spektakel gibt’s dann am 7. April um 20.15 Uhr im Ersten. Viel Spaß.

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