ECF-Farmsystems: Urban-Farming
Die Weltmeere sind überfischt und die Landwirtschaft hat nicht nur einen hohen CO2-Ausstoß, sondern verbraucht auch noch 70% des weltweit genutzten Süßwassers. Mittlerweile versuchen sich schon einige Organisationen und Projekte daran, eben diese Probleme zu lösen. Ein Start-Up aus Berlin ist da ganz vorne mit dabei: Das ECF-Farmsystems. Am vergangenen Freitag war ihr Spatenstich für Europas größte innenstädische Aquaponik-Farm in Schöneberg. Dort sollen bald Fische und Gemüse „produziert“ werden – Aquaponik bezeichnet dabei das Verfahren bei dem ein besonders ressourcenschonender Wasserkreislauf zum Einsatz kommt. Alexander Brust war beim Startschuss dabei und hat sich das Farmsystem einmal genauer angeschaut.
Urban Gardening war erst der Anfang, so langsam wird es Zeit für das nächste Level: Urban-Farming. Hier geht’s nicht nur um den eigenen Bedarf, sondern um professionelle Lebensmittelproduktion direkt in der Stadt. Das Startup ECF-Farmsystems hat gerade mit dem Bau seines ersten Bauernhofs begonnen. Gründer und Stadtbauer Nikolas Leschke zur Idee:
„Die Grundentscheidung liegt darin, dass wir alle merken, dass das mit den Lebensmitteln und der Lebensmittelproduktion irgendwie was besser gemacht werden kann, effizienter gemacht werden kann, es steckt viel CO2 in Lebensmittelproduktion – und wir haben uns überlegt: wie können wir das verbessern? Und wir sind auf ein aquaponisches Farmsystem gekommen, in dem man Fisch und Gemüse in einem Kreislauf symbiotisch Anbauen kann.“
Und so funktioniert’s: Auch Fische verrichten Geschäfte. Nichts Neues – aber: Dank der Ausscheidungen und dank eines Filter- und Aufbereitungssystems wird das Wasser schließlich zu Dünger. Gärtner Maximilian Schwarze:
„Das ist ein zweistufiger Abbauprozess und das Endprodukt ist halt Nitrat. Nitrathaltiges Wasser und Nitrat ist der Nährstoff, den die Pflanzen am besten Aufnehmen können.“
Also eigentlich ganz einfach – und clever dazu. Eine weitere Besonderheit: die Pflanzen werden nicht in Erde gesetzt, sondern schwimmen in dem nährstoffhaltigen Wasser. Es wird aber nicht nur Erde gespart. ECF-Gründer Nikolas Leschke.
„Also wenn ich das jetzt mit herkömmlicher Landwirtschaft vergleichen würde, dann haben wir ein Wasserersparnis von über 90%, aber zu anderen hydroponischen Systemen und in der Aquakultur haben wir eine Wassereinsparung von 50 Prozent und das ist enrom.“
Das Gelände für die neue Farm ist nicht mal halb so groß wie ein Fußballfeld – trotzdem sollen dort jährlich 25 Tonnen Fisch und 35 Tonnen Gemüse produziert werden.
„Wir werden das Ganze vertreiben in Form einer Box, einer Gemüsebox, direkt an den Städter verteiben. Bei Fisch – hört sich ein bisschen Makaber an – aber es wird so eine Art ‚Kill on Demand-System‘ geben. Das heißt, du kannst einfach online gehen und kannst sagen: nächsten Freitag brauch in 10 Fisch um 11 Uhr und diese Fische haben um 10 Uhr noch gelebt – und es gibt damit keinen frischeren Fisch als unseren.“
Damit fallen dann auch automatisch die Transportwege und die Kühlketten weg. Das Ergebnis: frisches Essen vom umweltfreundlichen Stadtbauern von nebenan.
Vor kurzem hat ECF-Farmsystems direkt mal die Silicon Valley Clean Tech Open gewonnen. Ob der neue Bauernhof hält was er verspricht, das wird sich ab Ende des Jahres zeigen, dann soll der Bau nämlich abgeschlossen sein. Die Anlage dient dann als Referenzfarm, um das Konzept auch für andere Städte und Länder attraktiv zu machen.
:infoboxalex: