Open-Data-Bewegung: Code for Germany
Öffentliche Daten zum Wohl aller Menschen nutzen! So lässt sich das erklärte hehre Ziel der „Open-Data-Bewegung“ auf den Punkt bringen. Auch der gemeinnützige Verein Open Knowledge Foundation ist Teil dieser Bewegung. Öffentliche Daten wie zum Beispiel Nahverkehrspläne sollen einfacher zugänglich und übersichtlicher sein und so das Leben der Bürger verbessern. Als Teil dieser Foundation hat sich Anfang des Jahres das Projekt Code for Germany gegründet. Zarah- Louise Roth hat sich mit der Leiterin des Projekts getroffen.
Wie weit ist die nächste Kita entfernt, die noch freie Plätze hat? Wo stehen in meiner Gegend Altglas-Container? Wie ist die Wasserqualität in den Seen rundherum? Und wo behindern aktuell Baustellen den Verkehr? Die Daten, um Antworten auf diese und ähnliche Fragen zu bekommen, sind alle öffentlich zugänglich. Aber die Datensätze sind unübersichtlich und sehr schwer zu finden. Das Projekt „Code for Germany“ will das vereinfachen. Wie, das weiß Projektleiterin Julia Kloiber:
„Code for Germany ist ein Netzwerk- Projekt für digitales Engagement. Es geht darum, dass Bürger ihre Skills im Bereich Softwareentwicklung, Designed Thinking für ihre Stadt nutzbar machen und zum Beispiel Anwendungen, Tools und Werkzeuge für ihre Bürger und ihre Stadt bauen.“
Das können anschauliche Apps oder interaktive Karten sein. Hauptsache kein Datenwust in Excel-Tabellen. „Code for Germany“ besteht aus drei Modulen. Das erste sind die so genannten OK Labs. Julia Kloiber:
„Das sind die Open Knowledge Labs. Da geht es darum, die Community in ganz Deutschland aufzubauen, die lokale Daten nutzt und Anwendungen baut.“
Interessierte Bürger treffen sich einmal die Woche in der realen Welt zum hacken, entwickeln und coden. Das Berliner Lab will als eins von vielen Projekten eine Karte mit den Spielplätzen der Stadt erstellen. Julia Kloiber:
„Das Bezirksamt bekommt einfach viele Anfragen, wenn beispielsweise ein Spielplatz oder ein Gerät defekt ist. Um die Anfragen abzufangen und den Bürgern Informationen zu geben, wollen wir eine Karte mit den Spielplätzen der Stadt erstellen, auf der man sieht, wo zum Beispiel im nächsten Monat etwas repariert wird oder werden muss. Dann muss man jetzt nicht mehr anrufen. Das hilft den Ämtern und den Bürgern. Eigentlich ist es eine Win-Win-Situation, wenn man diese Daten rausgibt.“
Außerdem will man in Zukunft Stipendien vergeben, so die studierte Informationsdesignerin Kloiber:
„Damit kann ein Team aus Entwicklern, Designern, Produktmanagern für ein Jahr in die Verwaltung integriert werden und sich in einer bestimmten Abteilung einer Aufgabe annehmen, um zu zeigen, was mit neuen Technologien möglich ist.“
Das dritte Modul von „Code for Germany“ sind die Peer-to-Peer-Netzwerke. Hier können sich Vordenker wie E-Government-Beauftragte in der Verwaltung untereinander vernetzen. Das Projekt wird mitfinanziert von der Google-Stiftung. Das muss man auch kritisch sehen. Sicher ist, dass Daten auch weiter allen zur Verfügung stehen, auch wenn Google sie dazu benutzt, sie in eigene Services zu integrieren. Julia Kloiber:
„Wenn einen Google Maps um Unfallschwerpunkte herumroutet, dann ist das eigentlich vielen recht. Es ist schwierig, solche Programme von staatlicher Seite fördern zu lassen, weil man mit so einem neuen Ansatz in die meisten Förderrichtlinien nicht zwangsläufig reinpasst.“
Das passt ja auch zum Ziel des Programms „Code for Germany“: digitale Vordenker mit regionalen Verwaltungen zu verbinden und für zivilgesellschaftlich angeregten Austausch zu sorgen – und letzten Endes unser Leben in der Stadt zu vereinfachen.
Egal ob ihr beruflich was mit Informatik oder Design zu tun habt oder einfach neugierig seid: Wenn ihr Ideen habt, wie ihr eure Stadt besser machen könnt, dann geht einfach zu einem Meet Up des OK Labs Berlin. Um die 30 Leute treffen sich jeden Mittwoch um 19 Uhr bei Wikimedia am Tempelhofer Ufer 23.
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