Foto: Gunnar Schmidt: Ben Patterson, während einer Performance von *Paper Piece/Bury Ben*, Berlin, SCHAU FENSTER, 21. Oktober 2011
Foto: Gunnar Schmidt: Ben Patterson, während einer Performance von *Paper Piece/Bury Ben*, Berlin, SCHAU FENSTER, 21. Oktober 2011

Radio Arty mit Benjamin Patterson

▷ Letzte Änderung: 2014-03-17
By Frank [FluxFM] |
Im Radio:
13. März 2014, 19 Uhr
17. März 2014, 24 Uhr

Zu Gast bei Radio Arty ist diesmal Benjamin Patterson. Seine Ausstellung BENJAMIN PATTERSON – SNEAK REVIEW wird am 14. März im SCHAU FENSTER eröffnet – mit einer Performance namens DR. BEN’S MEDICINE SHOW, einer Fluxus-Parodie, in der Patterson Besucher der Performance mittels Gehirnscan und Elixieren heilen wird. Die Ausstellung zeigt eine Dokumentation der Performance-Tour vom 11. März, ein free-enactment der historischen Pariser SNEAK PREVIEW (3. Juli 1962) und präsentiert brandneue (Fluxus-)Kompositionen, z.B. von Chloë Bass, Geoffrey Hendricks, Kiwa, Alison Knowles, Tamás St.Turba u.a.

BENJAMIN PATTERSON – SNEAK REVIEW
Eröffnung: 14. März 2014, 19 Uhr
Ort: SCHAU FENSTER Raum für Kunst
Lobeckstr 30-35, Berlin-Kreuzberg, U-Bahn Moritzplatz

PERFORMANCE von Ben Patterson:
DR. BEN’S MEDICINE SHOW, Beginn 20 Uhr

Benjamin Patterson wurde 1934 in Pittsburgh (USA) geboren und lebt heute in Wiesbaden. Von 1952 bis 1956 studierte er Musik an der University of Michigan. Danach spielte er als Kontrabassist in verschiedenen Symphonie-Orchestern. 1960 zog er nach Köln, wo er eine aktive Rolle in der Neue-Musik-Szene im Umfeld des Ateliers von Mary Bauermeister übernahm. Während dieser Zeit schrieb er auch Stücke wie die VARIATIONS FOR DOUBLE-BASS (1961) und PAPER PIECE (1960), die zu Fluxus- Klassikern wurden und häufig bei Fluxus-Konzerten performt wurden, das letztere bis heute.

1962 nahm Patterson an allen wichtigen frühen Fluxus-Ereignissen teil. wie z.B. das Kleines Sommerfest: Après John Cage in Wuppertal, Neo-Dada in der Musik in Düsseldorf, die Sneak Preview: fluxus, happenings, environement, poèmes, danses, compositions in Paris und die Fluxus-Internationale Festspiele Neuester Musik in Wiesbaden. 1963 kehrte er in die USA zurück, wo er zunächst als Bibliothekar arbeitete und bis 1967 eine aktive Rolle bei Fluxus spielte. Danach zog er sich bis 1988 von der Kunstwelt weitgehend zurück und arbeitete als Manager und Direktor verschiedener Kulturinstitutionen. 1988 wurde eine Ausstellung seiner Arbeiten in der Emily Harvey Gallery in New York gezeigt. Seit dieser Zeit nimmt er wieder an zahlreichen Ausstellungen und Performances teil.

2004 – zu seinem 70. Geburtstag – reiste er mit der transsibirischen Eisenbahn durch Russland, die Mongolei und China – und erreichte schließlich Japan, mit verschiedenen Zwischenstopps und Performances. 2010 wurde erstmals die größere Retrospektive Ben Patterson. In the State of Fluxus im Contemporary Arts Museum Houston und 2012 im Nassauischen Kunstverein Wiesbaden gezeigt. 2012 erhielt er den Kulturpreis der Stadt Wiesbaden und war Pate der Feierlichkeiten zum 50. Jahrestag von Fluxus. Im gleichen Jahr erschien erstmals eine ausführliche Zusammenstellung seiner Partituren Ben Patterson. Event Scores, hg. von Benedikt Stegmayer. In diesem Jahr wird Ben Patterson am 29. Mai 80 Jahre alt.

BENJAMIN PATTERSON – SNEAK REVIEW. a free-enactment
Performances. Konzert. Ausstellung. Publikation.
11. – 28. März 2014

„Shake, Break Tear, Crumple, Rumple, Bumple, Rub, Scrub, Twist, Poof, Pop“ – so lautet (in Auszügen) die Anleitung für die Komposition PAPER PIECE von Ben Patterson – auch heute noch eines der am meisten gespielten Fluxus-Stücke – bei dem Papier das Instrument ist, das zerknüllt, zerrissen, zerplatzt wird. Dieser und andere Fluxus-Klassiker trugen ab den 60er Jahren dazu bei, den Kunst- und Musikbegriff zu erweitern und Gattungsgrenzen zu überwinden.

Benjamin Patterson, US-amerikanischer, jetzt in Wiesbaden lebender Künstler und Musiker, wird im Mai dieses Jahres 80 Jahre alt. Schon bei den ersten europäischen Fluxus-Konzerten in Wiesbaden, Düsseldorf, Wuppertal und Paris spielte er eine wichtige Rolle – zusammen mit Dick Higgins, Alison Knowles, George Maciunas und Emmett Williams. Und er ist einer der wenigen Fluxus-Künstler, die auch heute noch überaus aktiv sind.

Wie aber lässt sich das Werk eines zeitgenössischen Künstlers, eines radikalen Neuerers der Musik und Fluxus-Pioniers würdigen, ohne eine großangelegte Retrospektive zu gestalten? Keine große Ausstellungshalle, keine Leihgaben, keine Dokumentation sämtlicher Aktionen der letzten fünfzig Jahre und nur ein minimales Budget. Wie lässt sich die Musealisierung von Aktionskunst (an der die Organisatoren in anderen Kontexten selbst auch beteiligt sind) aussetzen und eine ephemere Alternative zu einer Museumsschau gestalten?

Um Patterson und sein Schaffen zu feiern, startet am 11. März eine kleine institutionell unabhängige Veranstaltungsreihe. Sie umfasst eine eintägige Performance-Tour im Berliner Zentrum, ein Konzert im AckerStadtPalast (beides am 11.3.), die Dr. Ben’s Medicine Show (14.3.) im Rahmen der Ausstellungseröffnung im SCHAU FENSTER – Raum für Kunst. Dazu erscheint ein Katalog als lebendiges Porträt Pattersons, mit neuen Werken von Fluxus-Veteranen und jungen Künstlern, Dokumentationen, Essays und haptischen Highlights.

Inspiration für die BENJAMIN PATTERSON – SNEAK REVIEW ist ein Ereignis vom 3. Juli 1962 in Paris (SNEAK PREVIEW. fluxus. happenings, environments, poèmes, danses, compositions), bei dem Benjamin Patterson und Robert Filliou einen Tag lang durch die Stadt zogen und kleine Werke aus der Galerie Légitime, die sich in Fillious Mütze befand, verkauften. Diese Tour nimmt in der Reihe der europäischen Fluxus-Aktivitäten vor allem durch ihre Unsichtbarkeit mangels Dokumentation eine Sonderrolle ein. Viel Raum für ein „free-enactment“, eine freie Interpretation der Pariser Ereignisse als Rückschau auf einzelne Aspekte in Pattersons Schaffen. Dabei steht die Begegnung mit einem alltäglichen Zufallspublikum im Mittelpunkt.

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