Falttechnicken vs. Chaos (Foto: Nina Maul)

Die Aufräummethoden der Marie Kondo | Bipolar

▷ Letzte Änderung: 2019-01-23
By Ann-Kathrin [FluxFM] |

In 27 Sprachen übersetzt und über sieben Millionen Mal weltweit verkauft: Die Aufräum-Ratgeber der japanischen Unternehmerin Marie Kondo treffen einen Nerv. Ob das nun nützlich oder pedantisch ist, spaltete die FluxFM-Redaktion. Ann-Kathrin Canjé und Mila Weidelhofer haben die Kondo-Methode getestet und sind nicht einer Meinung.



Mila: Liebevoll streichle ich über den Umschlag meines abgegrabbelten Schwedisch-Wörterbuchs und zack, landet es im Altpapier. Aufräumen als Ersatzreligion? Nimm das Kondo!
„Bedanke dich bei den Dingen von denen du dich trennst“ – das ich nicht lache. Die fünf Kategorien der Marie Kondo Methode: Kleidung, Bücher, Unterlagen, Dinge mit emotionalem Wert und Komono…was so viel heißt wie: der komplette Rest. Und das soll Struktur bringen?

Ich werfe einen Blick in Kondos Realityshow. Dort berät sie Familien zum Thema Ordnung. Meine Erwartungen sind hoch: Messi-Zimmer, Müllberge und menschenunwürdige Zustände. Stattdessen führt die Kamera durch Durchschnittshäuser mit fragwürdigem Einrichtungsstil. Dort schmeißt die Frau den Haushalt, der Mann rührt keinen Finger. Kondo gestaltet jedes Zuhause so um, dass die Familien am Ende in einem reinlich aufgeräumten Wohnzimmer mit frischen Blumen auf einer weißen Couch sitzten und mit glasigen Augen strahlen. Danke für diesen Ausflug in die 50er-Jahre, aber nein danke. Wenn ich aufräume gibt es nur zwei Kategorien: wegwerfen oder behalten. Die einzige Inspiration die in meinem Aufräumbuisiness akzeptiert wird ist und bleibt Mary Poppins. Darauf einen „Spoon full of sugar“ und ran ans Werk.
 

Ann-Kathrin: 25 Quadratmeter voll mit Büchern, Klamotten und Bilderrahmen, die in Kisten gepackt werden wollen. In zwei Wochen ziehe ich um. Ich stehe in der Mitte meines Zimmers und weiß nicht, wo ich anfangen soll. Mein Blick geht zu meinem Bücherregal. Ich erinnere mich an die japanische Aufräumakrobatin Marie Kondo. In meinem Umfeld wird derzeit von nichts anderem gesprochen. Klar, dass ich mich wenigstens kurz mit ihrer Philosophie auseinandersetze. Step 1: Ich räume alle meine Bücher aus den Regalen und breite sie in der Mitte meines Zimmers aus. Zack, da ist er: der Marie-Kondo-Effekt. Ich bin baff, wie viel zusammenkommt.

Step 2 ist meine Eigenkreation: Ich beginne, die Bücher nach Sprache, Genre und Nutzen zu sortieren. Step 3: Ich schaue mir jedes Buch einzeln an und warte auf den von Kondo betitelten (Achtung, das mag jetzt cheesy klingen):Spark of Joy. Macht mir dieses Buch noch Freude? Jaaa. Was wird es mir zukünftig noch bringen? Nüscht. Step 4: Ich sortiere radikal aus. Auf die nur 30 von Kondo empfohlenen Bücher komme ich zwar nicht, zwei Dutzdend sind jetzt aber aussortiert. Und auch wenn ich mich nicht bei jedem zerrissenen Reclamheft bedanke: Ihr Ansatz für mehr Minimalismus wird mir in der neuen Wohnung definitiv helfen. Vielleicht falte ich für den besseren Überblick dann sogar meine Shirts á la Kondo in kleine Sushi-Dreiecke. Bei einem bin ich mir sicher: Sie wäre stolz auf mich.

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