Die BVG macht Schluss mit lustig* | #weilsienichtblieben
Die wohl traurigsten Multimedia-Botschaft der Woche ließ das abrupte Ende der beliebtesten Werbekampagne verlauten: die der Berliner Verkehrsbetriebe. Über zwei Jahre lang sorgten die PR-Spezialisten der BVG für strapazierte Zwerchfelle. Ob den Deutschen Preis für Onlinekommunikation, den Deutschen Preis für Wirtschaftskommunikation oder den Goldenen Funken 2016 – die BVG räumte mit ihrem selbstironischen Unterton alle Preise ab, die die Branche zu bieten hat. Damit soll nun Schluss sein. Torben Lehning aus der Wortredaktion hat mit den Verantwortlichen gesprochen und erzählt das traurige Ende einer Berliner Erfolgsgeschichte.
Die BetreiberInnen der BVG-Werbekampagne machen so nun noch ein letztes Mal auf sich aufmerksam. Warum? #weilsienichtblieben.
Hier gibt es den Beitrag in voller Länge zu Hören:
Das war’s. Jens Grüner, Projektverantwortlicher der PR-Agentur GuD – Grüner und Deutscher, schließt das Kapitel einer Erfolgsgeschichte. Seit über zwei Jahren erzielte die BVG-Kampagne bundesweite Aufmerksamkeit – doch das ist nun vorbei. Der Grund ist so traurig wie banal: Die Macher der preisgekrönten Werbekampagne sind ihre Ideen los. Grüner zieht Bilanz und kommt nicht umhin, einen Schlussstrich zu ziehen.
Wir haben alles versucht. Glauben sie mir – wenn es eine Möglichkeit gäbe, wir würden weiter machen. Aber haben sie schonmal versucht jeden Tag einen Witz über ein und die selbe Buslinie zu machen? Nach mehr als 600 Witzen über die M41, fällt ihnen einfach nichts mehr ein. Da ist es nur folgerichtig die Kampagne einzustellen.
Nach dem #weilwirdichlieben-Hashtag-Aufschrei von 2015, konnten sich Grüner und Deutscher kaum vor Inhalten retten. Spots, Plakate und Webkampagne – das Netz explodierte, die BVG war der Zunder. Die Erwartungen stiegen, doch die Contentlöcher wurden immer offensichtlicher.
Wir wollten eine große Shirtaction mit den Camouflagebezügen unserer Sitzpolster starten, haben aber nicht mit der Kreativität unserer Follower gerechnet. Die Berliner und Berlinerinnen haben sich mittlerweile eh alle selbst eins genäht. Da mussten wir die Reißleine ziehen.
Das Ende der BVG-Werbekampagne ist nicht nur ein Verlust für alle Fahrgäste, die Ironie einem pünktlichen Verkehrsanbieter vorziehen – jetzt steht die gesamte Social Media-Branche vor einem Problem. Sven, Administrator und Manager der Homepage Das Beste aus Social Media, weiß ohne den Content der Berliner Verkehrsbetriebe nicht mehr, wie er seine Seite befüllen soll.
Ja, der Schrecken sitzt auf jeden Fall erstmal tief und wir gucken natürlich weiterhin nach vorne, überlegen nach einer Lösung. Wir haben uns gedacht, wir könnten uns eigentlich einfach auf den BVB fokussieren – das ist ja namentlich sehr ähnlich und auch von den Farben – und die einfach öfters featuren und dann halt eben so an unseren Content kommen.
Einzig und allein die MitarbeiterInnen der BVG können dem Ende von #weilwirdichlieben etwas abgewinnen. Frau Kramer transportiert seit 25 Jahren Fahrgäste von A nach B und wird der Kampagne nicht nachtrauern.
Sie würden auch irgendwann wahnsinnig werden, wenn sie jeder zweite Fahrgast anspricht: ‚Ey, erzähl mal nen Witz – ihr seid doch immer so lustig.‘ Wir sind keine mobilen Gagmaschinen. Diese Kampagne wurde auf unserem Rücken ausgetragen.
Das Ende der Werbeinitiative der Berliner Verkehrsbetriebe verdeutlicht, dass man mit Selbstironie zwar Preise gewinnen kann, aber auch nicht mehr – und schon gar nicht für immer.
*ACHTUNG! Dieser Beitrag könnte Spuren eines Aprilscherzes enthalten.
:infoboxtorben: