Bon Iver – 22, A Million | Frisch gepresst
Bon Iver ist zurück! Das heißt vor allem: Justin Vernon ist zurück. Fünf Jahre nach dem Grammy-prämierten Album Bon Iver ist 22, A Million eine Zäsur. Zum einen natürlich für die Band aus Eau Claire selbst. Nachdem sich jahrelang alle Mitglieder mit anderen Projekten beschäftigt hatten, stehen sie seit geraumer Zeit wieder gemeinsam im Studio. Das erregt natürlich Aufsehen.
22, A Million ist aber auch eine Zäsur für das Genre des Indie-Folk als solches. War Bon Iver 2007 noch eine der Bands, die diesen Stil mit ihrem Debüt For Emma, Forever Ago entscheidend prägten, loten sie jetzt die Grenzen eben dieses Stils – und unserer Hörgewohnheiten – auf faszinierende Weise aus.
Ein elektronischer Zauberkasten namens Messina
Vernon hat seine Stimme von je her gedoppelt, verzerrt oder mit allerlei elektronischen Spielereien versehen. Auf der neusten Platte versucht er sich als Grenzgänger zwischen den Welten. Müsste man einen Vergleich ziehen, dann würde die Wahl wohl am ehesten auf James Blake fallen. Auf dessen im Frühjahr veröffentlichtes Album The Colour In Anything arbeiteten die beiden bereits für den Track I Need a Forest Fire zusammen.
Zu verdanken hat er sein neues Ich neben den verhaspelten Beats auch einem speziell präparierten Saxophon und einem Produktionstool namens Messina. Eigens für die Aufnahmen zu 22, A Million entwickelt, kann Vernon damit eine Melodie live beim Spielen – quasi on the fly – in mehrere Harmonien aufsplitten. Aber ganz ehrlich: So wirklich verstanden, wie das Ganze im Detail funktioniert, haben auch wir nicht. Jedenfalls zieht sich der Einsatz dieses Tools durch das gesamte Album.
Fazit: Einzigartig und groß
Es rauscht, es knackt, es übersteuert: Autotune dringt durch jede Pore der Lautsprecher und selbst offensichtliche und scheinbar zufällige Übertragungsfehler werden verarbeitet. Es lohnt also, sich dieses neuartige Werk vor allem auf Kopfhörern zu Gemüte zu führen. 22, A Million ist durchzogen von Fehlern, die keine sind. Und genau das macht die Platte so einzigartig und groß.
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— blobtower (@blobtower) 28. September 2016
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