Hoe__mies | Porträt
Was die Mädels von Hoe__mies machen, war längst überfällig in der männlich dominierten Hip-Hop Szene: Eine queerfeministische Partyreihe. Am Samstag feiern sie ihr Einjähriges. Das Projekt stellt Menschen in den Mittelpunkt, die in den Hip Hop Clubs sonst wenig Beachtung finden und mischt ganz nebenbei die Berliner Szene auf. Lena Mempel aus der Flux FM Redaktion hat die beiden Veranstalterinnen getroffen.
Die beiden Dj’s und Aktivistinnen Gizem Adiyaman und Lucia Luciano sprühen vor positiven Vibes und Empowerment, wenn sie über ihr Projekt Hoe__mies erzählen. Angefangen hat alles vor einem Jahr mit einer R’nB- Party, die explizit mit weiblicher Ästhetik und Frauen im Fokus geworben hat, sagt Gizem:
Ich fand das erstmal total cool und bin hin und war sehr enttäuscht festzustellen, das in der Party selber überhaupt keine Frauen involviert waren. Und dann hab ich auf Facebook gefragt, woran liegt es, dass ihr nicht einmal weibliche DJ’s einbindet in eurer Line Up und daraufhin haben wir uns halt getroffen zum diskutieren aber es hat nirgendwo hin geführt. Und was ich dann für mich draus gezogen hab war, wenn ich mich hier nicht repräsentiert fühle, dann sollte ich vielleicht einen Ort schaffen, an dem das so ist.
Gizem erzählte ihrer Freundin Lucia von der Idee und das Ding war beschlossene Sache. Sie brachten sich kurzerhand selbst das Auflegen bei und kreierten ihre ganz persönliche Lieblingsparty. Mit Hoe__mies haben die beiden eine Partyreihe geschaffen, bei der nicht nur Frauen, sondern auch genderqueere und transsexuelle Menschen im Fokus stehen. In den Berliner Clubs stieß das erst mal auf Skepsis – aber die Mädels ließen sich nicht entmutigen. Zum Glück, denn schon die erste Party war ein voller Erfolg, sagt Lucia:
Wir haben niemals damit gerechnet, das wir dann an dem Abend zweimals Einlassstop haben werden – ok der Club war jetzt nicht so riesig, ich glaub da konnten 300 Leute rein.Und es war krachend voll, es hat von der Decke getropft und es war einfach nen richtig krasser Erfolg, dass wir irgendwann nach der dritten glaube ich gemerkt haben, ok es wird jetzt was regelmäßiges.
Sich gegenseitig unterstützen, positive Selbstbilder schaffen, Wissen in Workshops weitergeben und ein Netzwerk für Künstler*innen und genderqueere DJ’s aufbauen – mittlerweile haben Gizem und Lucia eine eigene Community aufgebaut und wollen Menschen empowern, selber Dinge auf die Beine zu stellen. Damit sich jeder auf ihren Partys wohlfühlt und bis zum Morgengrauen ausgelassen feiern kann, setzen sie noch einen drauf:
Wir haben zum Beispiel ein Awareness-Team auf unseren Partys, was sich darum kümmert, dass sich unsere Gäste safe fühlen, dass sie ne Ansprechpartnern*in haben, wenns zu Übergriffen kommt. Wir haben ne eigene Selekteurin, die wir mitbringen, weil wir eben nicht auf diese Willkür an der Tür angewiesen sein wollen. Weil wir mieten die Location und alles an diesem Abend quasi, das sollte dann eben auch so sein, dass alles nach unseren Vorschriften läuft. Damit können viele Clubbesitzer nicht dealen und dann wird uns immer wieder gespiegelt, dass wir die Außergewöhnlichen oder die Störenfriede wären.
Nach einem Jahr im Berliner Veranstaltungsbussines mit einem durchaus kometenhaften Aufstieg gab es das wohl beste Geburtstagsgeschenk: Hoe__mies kuratieren einen Floor auf dem legendären Splash-Festival. Den Hip Hop haben die zwei also schon revolutioniert – sie können gerne weitermachen.
Und weitermachen – das werden sie. Live erleben könnt ihr Hoe__mies am Samstag. Da feiert das Projekt seinen ersten Geburtstag: Acht DJ’s legen auf drei Floors Hiphop, Dancehall und Afrobeats auf, dazu gibt’s Performances von einer Voguing-Gruppe. Los geht’s um 23 Uhr im Burg Schnabel in Kreuzberg mit einer Open Stage. Tickets gibt’s online oder für nen Zehner an der Tür.