FluxFM Herbstlauch – Nachdenkliche Sprüche mit Töne
23. – 29. Oktober 2017
Wandern und Basteln können euch gestohlen bleiben, die Zeitumstellung ist euch eh schleierhaft und ihr findet Kürbisse ekelhaft?
Passionierte Herbst-Hasser*innen sind hier goldrichtig: FluxFM-Redakteur Torben Lehning präsentiert euch für unsere Wochenrubrik Nachdenkliche Sprüche mit Herbst ganz poetisch die Tücken und Probleme des Herbstes.
Herbstbanausen
Im Herbst da kann man endlich wieder….
Was denn? Was kann man im Herbst?
Im Herbst da kann man endlich wieder….
Was denn? Was? Du nervst!
Na endlich wieder sein, bleiben, man muss nichts mehr machen.
Ist mir ehrlich zu wider, kannst du sein bleiben lassen.
Oder Kerzen anzünden, Laternen anstecken.
Im Dunkeln erst heimkommen, kein Licht zum Verrecken.
Verrecken doch nicht, verdrecken vielleicht.
Mein Sohn das ist ein Nebelschweif.
Ha, siehst du, Lyrik, Poesie.
Als gäb’s so was im Sommer nie!
Pudding kochen, basteln, malen
Grippe, kotzen, Fieber, Qualen.
Ach du, so macht das keinen Spaß.
Denk ich mir auch, echt kein Bedarf.
Noch ein Buch-Tipp, ein Laub-Selfie, ne Einladung zum Tee
und du, mein Herbstfreund, wirst mich nicht mehr sehen.
Ich scheiß auf deine Laubpics im Ginster
und entfollow dir weil du nen Lauch bis auf Insta.
#nofilter
Der Schnösel
Stinkend reich ward er geboren,
zu Ruhm und Reichtum auserkoren.
Die Taschen voll und hoch zu Ross,
ritt er von Schloss, zu Schloss, zu Schloss.
Schickes Outfit, blaues Blut,
dem Schnösel ging es all zu gut.
Und ein Mal in seinem Lotterleben,
hat er etwas abgegeben.
Nein, kein Schloss, hast falsch gehofft.
Was er abgab, war ein Stück Stoff.
Nein dieser Mann, er war kein Held
doch wird gepriesen in der Welt.
Los, zünd sie an, für ihn, die Leuchte.
Als ob der Schnösel so was bräuchte.
Ich geh mit meiner Laterne
und meine Laterne mit mir.
Wer will, darf sie gerne Mal halten,
ich tausche das Ding gegen Bier.
Radiators Heizungsluft
Wie Krater in ’nem Urgestein.
Mondenkrater, gar nicht klein.
Nein riesengroß, gar megakräftig
Ob nah, ob fern, es ekelt heftig.
Nicht schwach gerötet, puderrot.
Es suppt, es speckt, sieht aus wie tot.
Es schuppt und pellt, bedarf Behandlung
Jedes Jahr die selbe Wandlung.
Was keiner sich zu sehen traut,
es sind die Poren meiner Haut.
Der letzte Talg er ist verpufft,
dank Radiators Heizungsluft.
Wenn Fichten dichten
Im dichten Fichtendickicht
dichten zwei Fichten tüchtig.
Die kleine Fichte zur großen spricht:
Hey, du versperrst mir hier die Sicht.
Sie nehme ihre sogar das Licht
und merke es nicht.
Darauf die große Fichte spricht:
Nun mach mal Schicht du Wicht!
Sie sei erpicht aufs Licht,
das sei der Fichten Pflicht.
Sichtbar einsichtig spricht die kleine Fichte:
Das Licht sei auch ihr richtig wichtig.
Drum würden sie und andere Randfichten
aufs Licht nur ungern verzichten.
Doch erwidert sie nichtig und leise,
ging es hierbei wohl um die Sichtweise.
Herbstgericht
Federweißer, ekelhaft,
Rotkohl, Grünkohl, Bratensaft.
Wacholder, Zimt und Zwiebelschmalz
Pinkel, Grünkern, ach behalts.
Schnippelbohnen, Bohnenkraut
Leberkäse, wies mir graut.
Rübenstampf, Kartoffelbrei,
es ist mir echt nicht einerlei.
Kürbissuppe, Blutwurstmansch
weder gut noch arg gepunsht
Kohlroulade, Boscht und Gries
Graupeneintopf, jetzt wird’s fies.
Eingeweckter, kalter Hund,
soll er abfallen mir der Mund.
Soll verschließen sich mein Magen,
all das kann ich nicht ertragen.
Und die Moral von dem Gedicht
Es gibt kein gutes Herbstgericht.
Ernste-Prank-Fest
Wie es im Herbst so Usus ist,
blickt man gern auf Vergangenes.
Schaut drauf zurück, aus weiter Ferne
lobt sich stolz, sagt „reiche Ernte!“
Wir wollen ernten was wir säen,
darum ist’s auch recht angenehm,
bei dem was wirklich Früchte trägt,
zu meinen man hät’s so angelegt.
Bei dem jedoch, was krumm und faul,
nimmt man’s ganz gern nicht so genau.
Man revidiert’s und meint geschwind:
„das waren Wetter oder Wind“.
Fürs eigene Glück steht man gern ein,
das Unglück kommt im Allgemeinen,
hingegen einem recht ungelegen,
weswegen keiner will mit leben,
dass er selbst der Bauer ist,
der beides sät und beides frisst.
Doch die Schlimmsten, die da kreuchen,
das sind all die Vogelscheuchen,
die am Ackerrande stehen,
wachsam zusehen, ganz bequem.
Meinen sie hätten Übersicht
und deshalb schreiben ein Gedicht.
Indem sie peinlich und borniert,
so tun als hätten sie’s kapiert.
Sich keiner Plattitüde schämen
bis die Hörer sich vergrämen.
Tja, dies Gedicht sagt gar nichts aus,
und macht sich herzlich wenig draus.
Ne Binsenweisheit, kein Geschenk
kein Erntedank, ein Ernte-Prank.
Dunkler wird’s nicht
Einmal im Jahr gibt’s was geschenkt,
vom Staat, der gern den Rhythmus lenkt.
Keine Steuern, Bares, Rechte,
was einen gar zum Jubeln brächte.
Nein, mein bleibt humorbefreit,
und schenkt dem Bürger Dunkelheit.
So hat man sich einst ausgedacht,
wir machen euch den Tag zur Nacht.
Seit 1980 ists so üblich,
stiehlt das Licht und nennt’s gemütlich.
Depressionen, der Himmel nässt.
Kälte, Kargheit und Tristesse.
Beim Weg zur Arbeit und nach Haus
Die Lampen an, die Sonne aus.
Man möcht’s nicht ausstehen, nicht ertragen,
diese eine Frage fragen.
Wie konnte man’s nur so verkennen,
die Winterzeit NORMAL zu nennen?
Die Wecker morgen später schellen
Na, vielen Dank, fürs Zeit Umstellen.
Drum will ich dich, du Staat, nicht kränken
doch dies Geschenk kannst du dir schenken.
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