Nick McCarthy | Von Franz Ferdinand zu Manuela
Stellt euch vor, ihr wärt Mitglied in einer der erfolgreichsten Indie-Bands. Sagen wir… Franz Ferdinand zum Beispiel. Würdet ihr jemals freiwillig aussteigen? Nick McCarthy, Gründungsmitglied und Gitarrist von Franz Ferdinand, hat vergangenes Jahr genau das getan.
Melanie Gollin von der FluxFM-Musikredaktion hat sich mit ihm auf einen Kaffee getroffen. Achtung, nicht wundern: Nick McCarthy ist gebürtiger Bayer. Warum er der schottischen Formation den Rücken kehrte und was er jetzt mit der Band Manuela oder auf dem Pop-Kultur Festival treibt:
Eingefleischten Franz Ferdinand-Fans ist am 8. Juli 2016 das Herz gebrochen: Dressman und Leadguitarist Nick McCarthy verkündete, dass er nicht mehr in der Band sein wird. Warum? WARUUUUM?
„Bei Franz Ferdinand mach ich eine Pause, die machen jetzt ein Album ohne mich. Die können sehr gut alleine Lieder schreiben. Ich hatte andere Alben, die ich machen wollte.“
Ok, na gut. Blick nach vorn. Das Album, mit dem Nick McCarthy gerade unterwegs ist heißt wie seine neue Band: Manuela. Nicht zu verwechseln mit dem Schlagersternchen aus den 60ern. Benannt ist die Band nach seiner Frau und Mitmusikerin Manuela Gernedel, die Musik ist melancholischer Selfmadepunk, erinnert an The Slits, The Derevolutions oder Moldy Peaches. Das unterscheidet sich schon sehr vom Indie-Fresse-Indie-Rock von Franz Ferdinand.
„Ein Jazzmarsch ist zum Beispiel auf der Platte… das ist natürlich was ganz anderes, das ist kein Song, das ist einfach Saxophongedudel. In den Liedern geht es um Alltagssituationen, Einkaufen oder so. Mit einem Gefühl von Zerbrechen. Das hat natürlich was mit den letzten Jahren zu tun, dem was uns alle so umgibt.“
Strophe-Refrain-Strukturen und hittige Lovesongs gibt es bei Manuela eher nicht. Gernedel und McCarthy sind eben keine gewöhnliche Popband. Alles folgt seinem eigenen Rhythmus. Die Musik, aber auch die Band: Der Industrievorgabe – Albumabliefern, auf Tour gehen und dann wieder von vorne – werden sie sich wohl nicht unterwerfen.
„Ja, das kann halt langweilig werden. Das habe ich jetzt fünfmal gemacht und… tja, nö.“
Gespielt wird bei Manuela, wann man Lust hat – und mit wem man Lust hat.
„Jetzt kann ich arbeiten, mit wem ich will. Mit FF waren wir die Gang, da haben wir keine Leute reingelassen.“
Am liebsten musiziert das Paar aber anscheinend gerade gemeinsam.
„Zwei bis drei Songs hatten wir schon, bevor die Bälger da waren, danach mussten wir viel Geld für Babysitter ausgeben. Aber das war eine schöne Zeit und wir konnten uns mal über andere Sachen als Babykacke unterhalten.“
Ein Hoch auf den Babysitter also, denn Manuela ist eine schöne, entspannte Platte geworden. Die Hoffnung auf ein neues Franz Ferdinand-Album in Originalbesetzung sollte man trotzdem nicht ganz aufgeben. Zur Erinnerung:
„Ich mach eine Pause.“
Pause… PAUSE! Und Pausen sind doch zeitlich begrenzt, oder?
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