people berlin | soziale & faire Mode aus Berlin
Haute Couture in Paris, Glanz und Glamour in Mailand – die Modewelt wirkt oft elitär und angehoben. Dass Menschlichkeit, Inklusion und edle Streetwear durchaus miteinander vereinbar sind, beweist das Label people berlin. Vor Kurzem hat das Kollektiv einen eigenen Laden in Mitte eröffnet. FluxFM-Redakteurin Lena Mempel hat vorbeigeschaut.
Vor weißen Wänden stehen schwarze Kleiderstangen auf ungeschliffenem Dielenboden. An schlichten Bügeln hängen echte Modeträume: hellblaue Hemdkleider, Culottes mit Plissee-Einsatz und Zweiteiler aus feinem, mauvefarbenden Kreppstoff. Im Raum verteilt sind ausgewählte Accessoires, Kunstobjekte und Keramik. People Berlin machen hochwertiges, modernes Design mit Berliner Handschrift. Doch dabei bleibt es nicht:
„people berlin ist ein partizipatives Designprojekt, ein soziales Modelabel, bei dem Designer*innen zusammen mit Jugendlichen in schwierigen Lebenslagen, sprich psychische Erkrankungen oder Drogenabhängigkeit an gemeinsamen Editionen arbeiten, die sich zwischen Mode, Kunst und der Lebenswelt der Jugendlichen bewegen.“
Eva Sichelstiel leitet zusammen mit Ayleen Meissner und Cornelia Zoller das Projekt. Die drei ausgebildete Designerinnen haben people berlin 2015 gemeinsam mit dem Verein Karuna ins Leben gerufen. Die aktuelle, dritte Edition Unlike You gibt es jetzt in ihrem neuen Laden in Mitte zu sehen.
Psyscholog*innen, Designer*innen, Jugendliche: Von der Idee bis zum Verkauf arbeitet das Team zusammen – Schritt für Schritt und ohne Hierachien, wie Eva Sichelstiel erzählt:
„Die Jugendlichen haben viel darüber gesprochen, dass sie von der Gesellschaft ausgeschlossen werden. Es geht da ganz viel um ein Gefühl von Anti – vielleicht auch ein Anti gegen mich aber auch gegen andere, eine Form der Rebellion. Und dieses ganzen Emotionen wollten wir positiv in einer Edition verarbeiten.“
Bei people berlin treffen Lebenswelten aufeinander, die auf den ersten Blick nicht zusammenpassen. Daraus entstehen einzigartige Designs, die mit Konventionen brechen und trotzdem fernab jeder Klischees sind.
„Es geht ganz oft um das Infragestellen von Klassikern. Von Edition 1 bis Edition 3 wollen Jugendliche immer wieder mit dem Hemd arbeiten, weil das so symbolträchtig ist. Und da wird der Kragen beschnitten oder die Manschetten abgeschnitten. Ich glaube das ist der Punk in den kleinen Dingen und das man in minimalen Abänderungen die Norm hinterfragt.“
Das kommt gut an. Seit Tag Eins ist der Laden gut besucht und sowohl Terre des Hommes als auch die VW Belegschaftsstiftung fördern das soziale Modelabel. Das Beste ist aber, dass alle mithelfen können: Der Erlös aus den im Laden verkauften Stücken fließt direkt zurück ins Projekt. Also nichts wie hin da!
Wer also nicht nur schöne, sondern auch soziale und faire Mode mag: die neue Edition des Labels people berlin bekommt ihr im neuen Laden in den Hackeschen Höfen. Am 26. April lädt das Label zum großen Opening Event, bei dem das gesamte Team aus Jugendlichen und Designer*innen dabei sein wird.