Lena Mempel und Daniel Meinel sind die Queens of Bipolar (Foto: Elisabeth Demuth)
Lena Mempel und Daniel Meinel sind die Queens of Bipolar (Foto: Elisabeth Demuth)

Queen of Drags – Yippieyay oder Nopedinope? | Bipolar

▷ Letzte Änderung: 2019-11-14
By Elisabeth [Flux FM] |

Zehn Dragqueens aus Österreich, Deutschland und der Schweiz kämpfen um den Titel Queen of Drags. Gekürt wird diese von einer Jury aus Conchita Wurst, Bill Kaulitz und Heidi Klum.
Daniel Meinel und Lena Mempel aus der FluxFM Redaktion haben die Show vorab geguckt und sehen das ganze: Bipolar.



Lena: Bei Queen of Drags gibt es also ein Covershoot der Deutschen Cosmopolitan zu gewinnen… Das kennen wir doch irgendwo her. Kein Wunder, denn die Jurorin der Show ist Heidi Klum. Die Frau, die gerne dank Germanys Next Topmodel als Negativbeispiel für Offenheit und Toleranz gegenüber Frauen aufgeführt wird. Was hat sie also in der Adaption der erfolgreichen Show von Drag-Legende Ru Paul zu suchen, fragt sich die LGBT*Q Community. Und ganz ehrlich: Ich mich auch. Mit Kritik kann Heidi bekanntlich umgehen und sie geht auch sofort…naja darauf „ein“ und beschuldigt ihre Kritiker als intolerant. Die klare Folgerung ist, dass Heidi sich während der Show auch als Drag schminken darf. Das entscheidet selbstverständlich niemand anderes als sie selbst. Pro7 gibt bekannt, Dragqueens bekämen endlich die Bühne die sie verdient haben, in der Mitte der Gesellschaft. An der Umsetzung hakt es aber. Die Tanz und Lipsyncperfomances von zehn fabelhaften Queens sind Nebensache, während die Sendung mit inhaltlosen Zickereien befüllt wird. Kommentiert und bewertet eben doch wieder aus dem heteronormativen Blickwinkel einer Heidi Klum geht es dann um Schönheit und Sexappeal. Und nicht um die eigentliche Message der Dragszene: Sei wer du willst, fernab von Geschlechterklischees. Stattdessen fällt auch noch der abgekaute GNTM-Satz: „Nur eine kann die Queen of Drags werden.“ – Um es mit dem Denglish Wortschatz der Klum zu sagen: Nein thanks, really not.

Daniel: Mein erster Gedanke, als ich von der Showidee erfahre: Heilige Scheiße, nicht schon wieder Heidi Klum. Die berechtigten Zweifel an der berechtigten Kritik verfliegen aber, je länger die erste Folge andauert. Klar ist Heidi ist der Grund, weswegen die Sendung zur Prime Time 20:15 Uhr läuft, die eigentliche Frau im Haus ist aber Conchita Wurst. Und das ist gut so. Eine Person aus der Drag Szene avanciert zum Jury-Dreh und Angelpunkt, während die Klum‘sche Aura im düsteren Nebel des schlecht ausgeleuchteten Drag-Schuppens verschwindet. Conchita, wie auch die Gast Jurorin der ersten Folge Olivia Jones wissen wofür die Szene steht, wissen was sie ausmacht, was gute Drag Queens ausmachen und dass – Zitat Olivia Jones: „Drag immer auch ein politisches Statement ist“. Es geht dabei um Anerkennung innerhalb einer Gesellschaft, die Drag nicht als das sieht, was es ist: Eine Kunstform bei der es um Tanz und Performance geht, bei der die Queens Kostümschneiderinnen, Choreographinnen und Make Up Artists in einem sind und wo immer wieder klar von allen Beteiligten gepredigt wird, warum die ganze Chose hier veranstaltet wird – Nämlich um Drag als weiteren Teil einer vielfältigen, aber leider noch immer intoleranten Gesellschaft zu etablieren. Die Produktion ist zwar Lichtjahre vom großen Original von RuPauls Drag Race entfernt, aber immerhin stimmt die Richtung.

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