(r.) Jugger-Spieler Linus Smid und (l.) Jugger-Anfänger Alexander Brust

Real Life-Rollenspiel: 3-2-1-Jugger!!!

▷ Letzte Änderung: 2014-05-19
By Diana Hagenberg [FluxFM] |

Sport auf dem Tempelhofer Feld. Machen viele, aber mit Waffen in der Hand und einem Ball, der einem Hundeschädel nachempfunden ist, das ist dann doch etwas Anderes. Jugger! So der Name des außergewöhnlichen Sports. Angefangen hat alles mit einem Film von 1989: „Die Jugger“ hieß er und darin kämpften die Spieler ums nackte Überleben. Ein paar Deutsche fanden das so faszinierend, dass sie die Grundelemente des Spiels übernommen haben, heute gibt’s sogar offizielle Meisterschaften und Wanderpokale. Alexander Brust hat das Spiel mal ausprobiert.

 

Laute Trommelschläge. Ein junger Mann schwingt einen – ja – einen Morgenstern über seinen Kopf. Neben ihm stehen noch mehr Menschen, bewaffnet mit Schwertern und Stangen. Ihnen gegenüber das gleiche Bild. Plötzlich ruft jemand „3-2-1-Jugger!!!“ und die beiden Gruppen stürmen aufeinander zu. Was zur Hölle ist hier los?

Von Weitem sehen sie aus wie Mittelalterwaffen in einem Real Life-Rollenspiel von Game of Thrones. In Wirklichkeit sind es gepolsterte Rohre und Bälle, die zu einer Sportart gehören: Jugger – eine Mischung aus American Football, Handball und Fechten.

Linus Smid ist seit Jahren begeisterter Jugger-Spieler und trainiert mehrmals die Woche:

„Ganz grundlegend ist Jugger ein Ball- und Teamsport. Das Ziel ist einfach, den Ball auf die andere Seite zu bringen, um zu punkten. Pro Mannschaft hat man dafür einen Ballträger den Läufer oder Quick und vier Leute, die den beschützen.“

Die Spielgeräte, mit denen er kämpft, heißen Pompfe:

„Wegen des Geräusches, das eine Pompfe beim Aufschlag macht: Pompf!“

Das Geräusch entsteht immer dann, wenn einer der vier Beschützer des Balls, der einem Hundeschädel nachempfunden ist, seinen Gegenspieler trifft. Dabei geht es nicht darum, den Gegner umzuhauen. Eine Berührung reicht schon, dann muss der andere in die Knie gehen und eine kurze Auszeit nehmen. Linus Smid erklärt, was es dazu braucht:

„Übersicht, Taktik, Geschwindigkeit, Aggressivität: Jeder dieser einzelnen Punkte – wenn du ihn voll beherrschst – bringt dir einen Vorteil auf dem Feld. Aber ohne die anderen kann man dich immer überwinden.“

Jugger ist eine Teamsportart nach dem Motto: Everybody is welcome! – Alter, Geschlecht oder Gewicht spielen keine Rolle.

Umfrage zum Spiel:

„Also der sportliche Aspekt ist schon cool, aber ich mag auch vor allem die Community und wie das alles so zusammenhängt. Das ist ein schöner Sport.“

„Es gibt halt eine unglaubliche Vielfalt im Spiel, die man so kaum bei anderen Sportarten hat.“

„…dass es so ein bisschen Halbkontakt ist. Das heißt, man kann sich auch körperlich gut messen, aber so, dass es natürlich nicht zu brutal wird.

Bei jedem Training oder Spiel sammeln sich Schaulustige um die Jugger-Spieler. Mit ihnen kommen auch die Vorurteile. Linus kennt sie alle. Die Jugger-Community lässt das kalt:

„Ein wenig was „nerdiges“ ist auf jeden Fall drin. Wir haben auch eine große Basis von früheren Rollenspielern. Aber das orientiert sich jetzt einfach um, da der Sport so schnell geworden ist, sodass wir das nicht mehr ohne viermaliges wöchentliches Training schaffen können. Dadurch sind die Kellerkinder nicht mehr dabei.“

Der Jugger-Sport wird nicht nur in Deutschland immer beliebter. Bis daraus eine olympische Disziplin wird, vergeht aber sicher noch einige Zeit. Das ist aber völlig egal, sagt Linus Smid:

„Man kommt vom Feld – es waren 10, 20 Sekunden Spielzeit – und man kann Heldengeschichten erzählen – und alle anderen auch!“

Na dann: 3-2-1-Jugger!!!

Wen das jetzt so richtig angefixt hat, der kann sich entweder auf der Internet-Seite des Jugger e.V. über die Trainingszeiten schlau machen oder jeden Sonntag ab 14 Uhr mit Turnschuhen bewaffnet auf dem Tempelhofer Feld mitmachen. Einfach nach den Ketten schwingenden Menschen Ausschau halten.

:infoboxalex:

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