Schenken und schenken lassen 2014
Wir haben unsere Buch-Rubrik Lesen und lesen lassen umbenannt und sie ein wenig verändert. Jörg Petzold und Miki Sič stellen euch bis zum 21. Dezember 2014 jeden Tag je ein Buch vor, das sie einfach gut finden und euch als Geschenktipp oder für eure eigene Wunschliste empfehlen können.
„Eine Tonne für Frau Scholz“ von Sarah Schmidt
Nina Krone ist Mitte vierzig. Alles spießig-langweilige, effizient-leistungsorientierte ist ihr ein Grauen. Trotzdem ist sie genauso wenig eins mit sich, wie mit der Welt. Ihr schwuler Sohn will ein Kind adoptieren, ihre ehrgeizige Tochter nicht einsehen, dass sie in ihrem Medienjob nur ausgenutzt wird. Bitterböse und voller Witz blickt sie auf ihr Leben, ihre Familie und die Welt um sie herum und gibt so einen Offenbarungseid ihrer Generation ab.
Fazit von Jörg Petzold:
„Das Buch kommt erstmal ganz unaufgeregt daher, hat eine wunderbare, einfache Sprache, tolle Dialoge und entpuppt sich dann als herrlich bitterböser, witziger Offenbarungseid einer Mitvierzigerin, die eigentlich einmal alles anders und besser machen wollte und nun doch an den allzu menschlichen Problemen des Alltags scheitert. Auch beim Lautlesen bemerkt man die Qualität des Textes – da steckt viel Lesebühnenerfahrung drin. Dieses Buch macht viel Spaß – aber es tut auch ein bißchen weh.“
„22 Strategien für die erfolgreiche Gründung einer Rockband“ von Ian F. Svenonius
Das Buch ist sowohl Ratgeber, Leitfaden, warnendes Pamphlet als auch philosophischer Text und zudem eine findige Kulturgeschichte der Rock- und Popgeschichte. Ian F. Svenonius lehrt angehende Rockmusiker, was es heißt, sich einem Kollektiv zu verschreiben – und natürlich alles was man über Sex, Drogen, Sound, Bandfotos und Tourbus so wissen muss.
Fazit von Jörg Petzold:
„Sollte unter den zu Beschenkenden eine junge Musikerin oder ein junger Musiker sein, dann ist dieses Buch sehr angebracht. Es weckt das Interesse für das Medium und gleichzeitig schärft es die Sicht auf dei Nützlichkeit der Literatur. Vielleicht kann man auf die Art und Weise die- oder demjenigen das RockmusikerInnen-Dasein auch ausreden. Ein rundum nützliches Buch auf jeden Fall.“
„Binewskis: Verfall einer radioaktiven Familie“ von Katherine Dunn
Wie viele großen Romane der Moderne erzählt auch dieses Buch die Geschichte einer Familie – die Binewskis sind allerdings die absonderlichste, die man sich vorstellen kann. In einem Roman, der den Blick auf uns und unsere Gesellschaft verändert: Katherine Dunns Binewskis.
Fazit von Jörg Petzold:
„Dieses Buch ist wirklich abgefahren und ich kann verstehen, warum es so lange nicht übersetzt wurde. Aber es hat sich sehr gelohnt! Der Ton ist großartig und macht richtig Spaß zu lesen – und die Geschichte sowieso, weil sie so abstrus ist. Ein außergewöhnliches Buch.“
„Und sie fliegt doch“ von Dave Goulson
Die Hummel ist nicht nur ein pelziges Geschöpf, an dessen Anblick wir uns erfreuen, sie ist ein Wunder der Natur, das die Gesetze der Schwerkraft überlistet – ein Nutztier, das jährlich Abermillionen Tomaten und Johannisbeeren bestäubt. Dennoch ist sie vom Aussterben bedroht. Ihr Verschwinden hätte gravierende Folgen für unsere Gesellschaft. Dave Goulson öffnet einem die Augen für ungeahnte Zusammenhänge zwischen Mensch und Hummel.
Fazit von Jörg Petzold:
„Es geht in dem Büchlein nicht nur um die Hummel in Zahlen und Fakten, sondern es geht natürlich um Geschichten. Die sind ganz niedlich und unterhaltsam geschrieben und deshalb eignet es sich fantastisch als innerfamiliäres Geschenk. Ganz ausgezeichnet für alle Garten- und Tierliebhaber.“
„An einem Tag für rote Schuhe“ von Kerstin Grether
Clarissa ist Musikerin. Als Lilly Vegas macht sie Elektro-Swing mit einer Band. Allerdings hat Ivor, ihre große Liebe, sie gerade verlassen. Zu allem Übel ist er auch noch der Produzent ihrer Band, die gerade eine neue Platte machen wollte. Als sie aber die Bloggerin Jasmina kennenlernt, hat Lilly endlich eine toughe Verbündete und neue Freundin an ihrer Seite.
Fazit von Jörg Petzold:
„Kerstin Grether gilt ja als die Susan Sontag der deutschen Popkritik. Sie ist selbst Musikerin und eben Schriftstellerin. In dem Buch geht es um die Musikbranche und um Feminismus und das alles so locker flockig und so differenziert, dass das in meinen Augen ziemlich einzigartig ist und muss deswegen zu Weihnachten verschenkt werden. Und zwar an alle, die sich mit dem Thema Feminismus und oder Musik beschäftigen. Des Weiteren ist dieses Buch eine Empfehlung von Simon Dömer aus der FluxFM-Redaktion.“
„Die Poetry-Slam-Fibel von Bas Böttcher und Wolf Hogekamp
Zum zwanzigsten Jubiläum der deutschsprachigen Poetry-Slam-Bewegung stellt diese Textsammlung das Handwerkszeug aller Poetinnen und Poeten selbst in den Mittelpunkt – die Sprache. Ihr huldigen unter anderem Nora Gomringer, Marc-Uwe Kling, Bodo Wartke, Sebastian Krämer, Julian Heun, Theresa Hahl, Sebastian23 und viele mehr.
Fazit von Jörg Petzold:
„Endlich in Buchform. Muss ich dazu noch was sagen? Das könnt ihr unter dem Weihnachtsbaum vorlesen. Da sind wirklich wirklich gute Texte dabei und die machen Lust auf mehr und dann geht man mit Mama und Papa mal zum nächsten Poetry Slam.“
„Heringe“ von Holger Teschke & Judith Schalansky
Als „Silber des Meeres“ wurde er im Mittelalter mit Gold und Pelzen aufgewogen. Auf ihn, den „König der Fische“, gründeten sich nicht nur Vermögen sondern ganze Reiche. Der Fisch, der sogar Kriege ausgelöst hat, wird auf Bildern gefeiert und in Romanen, Theaterstücken sowie Gedichten portraitiert. Und selbst die Wissenschaft hat noch immer nicht alle Geheimnisse um den Hering gelüftet.
Fazit von Jörg Petzold:
„Von den kleinen Naturkunden gab es schon die Esel und die Krähen. Jetzt kommen die Heringe. Und auch diese Buch ist wieder unglaublich interessent für Fisch- und Geschichtslieberhaber.“
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