Ihr sucht noch das passende Geschenk oder wollt schon mal Tipps, wogegen ihr unliebsame Gesschenke tauschen könnt? Jörg Petzold hat 'nen Plan (Foto: Sophie Euler)

Schenken und tauschen lassen 2020

▷ Letzte Änderung: 2020-12-22
By Constanze [FluxFM] |
Im Radio:
21. bis 27. Dezember 2020

Weihnachten steht vor der Tür. Jörg Petzold hat für euch die besten Bücher als Last Minute-Geschenke herausgesucht oder aber Bücher, gegen die ihr unliebsame Geschenke unbedingt eintauschen solltet.


Yotam Ottolenghi – Flavour

Gemüse ist die große Liebe des britisch-israelischen Kochs Ottolenghi. Wie es noch intensiver schmeckt und welche Gewürze es besonders hervorheben, steht im Mittelpunkt seines neuen Kochbuchs, von schnellen Alltagsgerichten bis zu grandiosen Menüs. Eisbergsalat mit rauchiger Auberginencreme, Kartoffelgratin mit Kokos und Limette, Kürbis-Orangen-Galette mit Salbei: Yotam Ottolenghi und Ixta Belfrage zelebrieren Gemüseküche, genüsslich und innovativ.

Fazit von Jörg Petzold:
„Ich wollte nur kurz reinschauen in dieses Kochbuch und fand mich wieder, wie ich eine Stunde lang richtiggehend darin gelesen hatte wie in einem Sachbuch. Die Rezepte sind wirklich außergewöhnlich gut, Yotam Ottolenghi und Ixta Belfrage sind wirklich Königinnen des Würzens und Geschmack-Herauskitzelns. Wenn ihr das Schenken nicht übers Herz bringt – was ich gut verstehen könnte – dann behaltet es doch selbst!“

 

Flavour. Mehr Gemüse, mehr Geschmack von Yotam Ottolenghi und Ixta Belfrage ist beim Dorling Kindersley Verlag erschienen und wurde Übersetzt von Helmut Ertl und Regine Brams.


Maja Göpel – Unsere Welt neu denken

Immer mehr Menschen, immer weniger Planet: Gesellschaftswissenschaftlerin Maja Göpel sieht unsere Welt an einem Kipp-Punkt, gefangen zwischen Konsum und Klimakatastrophe. In ihrem Buch begibt sie sich auf die Suche nach einer Lebensweise, die nicht auf ewiges Wachstum baut, und das Wohlergehen unserer Umwelt mit dem der Menschheit in Einklang bringt. Ein Aufruf zum Umdenken, hin zu einer nachhaltigen Ökonomie.
Fazit von Jörg Petzold:
„Wer immer wieder das Gefühl hat, unser System sei irgendwie alternativlos und man bzw. frau könne letztendlich eh nichts machen und ohne Wachstum gäbe es keine Jobs und keinen Fortschritt – der sollte unbedingt dieses Buch auswendig lernen. Für alle kommenden Diskussionen über die anstehende Transformation der Welt ist das die ersehnte, dich wappnende Pflichtlektüre.“

Michel Houellebecq – Ein bisschen schlechter. Neue Interventionen

Er ist der wohl größte Provokateur unserer Zeit: Der französische Schriftsteller Michelle Houellebecq. In seinem neuen Buch macht er sich in Essayform Gedanken über Gott und die Welt, schreibt sich von Katholizismus, Sterbehilfe, über Nietzsche bis hin zum Tierschutz und Islamismus in Rage. Ein Sammelband, mit dem er die Welt sicher mal wieder aufregen wird.

Fazit von Jörg Petzold:
„Michel Houellebecq. Steht für sich. Viele hassen ihn, noch mehr verehren ihn. Was ich an diesem Buch gut finde, ist, dass man ihm so nahe kommt wie selten zuvor. In den Interviews entsteht sein Weltbild und ich war oft überrascht und berührt.
Ein Buch nicht nur, aber unbedingt für seine Fans.“


Ein bisschen schlechter. Neue Interventionen von Michel Houellebecq ist im Dumont Verlag erschienen und wurde übersetzt von Stephan Kleiner.

Benjamin Myers – Offene See

Robert ist gerade mit der Schule fertig, wie für alle Männer in seiner Familie soll er Bergarbeiter werden. Abgestoßen von der Enge und Tristesse flieht er kurzerhand an die Südküste Englands, zum Meer. Hier begegnet er einer exzentrischen älteren Frau, die seinen Blick auf die Welt für immer verändert. Eine atmosphärische Geschichte vom Erwachsenwerden, lyrisch und geheimnisvoll.

Fazit von Jörg Petzold:
„Der unabhängige Buchhandel ist sich ziemlich einig: Das ist eines der allerschönsten Bücher der letzten zehn Jahre. Eine kleine Offenbarung. Macht euch selbst dieses Geschenk oder jeder anderen, die gerne liest. Es wird auf jeden Fall gut ankommen. Ich habe bisher keine einzige gegenteilige Meinung gehört.“

Offene See von Benjamin Myers ist beim Dumont Verlag erschienen und wurde übersetzt von Klaus Timmermann und Ulrike Wasel.

Katja Lewina – Sie hat Bock

Wie sexistisch ist unser Sex? Katja Lewina schreibt offen und unverblümt über Porno-Vorlieben oder Fake-Orgasmen, mit einem Ziel: die Spielregeln als Frau im Leben und beim Sex neu zu definieren.

Fazit von Jörg Petzold:
„‚Sie hat Bock‘ ist leider ein wenig untergegangen wegen des Lockdowns. Es ist aber so klug, offen, fundiert und besitzt so viel gesellschaftliche Relevanz, dass ich es nochmal auf die Liste der Bücher nehme, die man sich selber schenken könnte. Frauen haben uns Männern nun einiges voraus: nämlich die breite und schrankenlose Auseinandersetzung mit ihrer Lust. Gut so.“
 

Sie hat Bock von Katja Lewina ist erschienen bei Dumont Buchverlag.

Sebastian Janata – Die Ambassadorin

Ein farbloses Dorf im Burgenland: guter Wein, süße Kirschen aber politisch und intellektuell abgehängt. Hugo Navratil kehrt aus Berlin hierher zurück, um der Beerdigung seines Großvaters „Beppo“ beizuwohnen. Er recherchiert in dessen Vergangenheit – und begegnet zwei rätselhaften Frauen auf der Suche nach Beppos wertvoller alter Flinte. Das Debüt von Ja Panik-Schlagzeuger Sebastian Janata ist eine fantastische Mischung aus Krimi und feministischem Heimatroman, gespickt mit derbem Humor.
Fazit von Jörg Petzold:
„Diese köstliche Mischung aus feministischem Heimatroman, Tragikomödie, Krimi und spätem coming-of-age-Abenteuer entwickelt in ihrer Langsamkeit und mit ihren schier unglaublichen Wendungen einen ganz besonderen Sog beim Lesen. Ein fantastisches Debüt, darin bin ich mir nicht nur mit Winson einig!“

Paula Irmschler – Superbusen

Gisela will weg aus Dresden, der altehrwürdigen Stadt, in der alles schön sein muss. Also zieht sie nach Chemnitz, studiert, geht auf Antifa-Demos und gründet eine Band: Superbusen. Scharfsinnig und hochironisch erzählt Paula Irmschler vom Alltag mit Nazis im Osten – und gibt Chemnitz dennoch nicht völlig auf. Gleichzeitig ist ihr Romandebüt die federleichte Selbstfindungsgeschichte einer jungen Frau, mit Popkultur-Referenzen gespickt.

Fazit von Jörg Petzold:
„Wenn ein Klappentext mit ‚Gisela zieht nach Chemnitz, um neu anzufangen. Die Stadt ist für sie ein Versprechen…‘ beginnt, ist es um sofort mich geschehen. Muss ich erklären, dass ich aus dieser geschundenen Stadt stamme? Aber hier geht es natürlich um Inhalte. Wer Ironie mag, liegt mit diesem Buch goldrichtig. Es geht um Liebeskummer und Nazis und um ganz viel Musik. Und was mich wirklich überzeugt hat, ist, dass es neben Ironie auch viel Begeisterung gibt – und deshalb hatte ich sehr viel Spaß beim Lesen.“

Superbusen von Paula Irmschler ist im Ullstein Verlag erschienen.




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