Darth Vader unterm Kreuz | Star Wars in der Kirche
Diese Woche feiert Star Wars 40 Jahre auf der Kinoleinwand – und der Kirchentag seine 36. Ausgabe in Berlin. Zwei kulturell sehr wichtige Termine, bei denen FluxFM-Redakteurin Aysche Wesche sofort an einen Namen denken musste: Lucas Ludewig.
Der evangelische Pfarrer aus Marzahn sagt: Star Wars und Kirche, das passt. Warum? Aysche Wesche hat ihn getroffen:
Sie haben es getan, Lucas Ludewig und Ulrike Garve haben Star Wars in die Kirche gebracht. Nicht gleich mit Chewbacca-Choreinlage. Star Wars in der Kirche klingt eher so:
Filmton: „Du weißt nicht, wie stark die dunkle Seite der Macht sein kann. – Mich bekehrst du nicht, du wirst mich töten müssen. – Falls das dein Schicksal ist. – Erforsche deine Gefühle, Vater! Das kannst du nicht tun! Ich fühle deinen Konflikt, befreie dich vom Hass!“
Predigt Garve: „Luke Skywalker erstaunt mich! Er sieht hinter dieser schwarzen Maske mehr. Etwas liebenswürdiges. Luke ermöglicht die Umkehr.“
Predigt Ludewig: „So wie Jesus von Nazareth…“
Und ja, sie hatten während der Predigt auch Lichtschwerter in der Hand. Auf die Idee kamen die beiden – damals noch Pfarrer in Ausbildung – letztes Jahr auf einer Autofahrt. Beide sind seit ihrer Jugend eingefleischte Star Wars-Fans – erinnert sich Lucas Ludewig, heute 31 Jahre alt und Pfarrer in Marzahn:
„Dabei ist uns aufgefallen, dass das Ende vom 6. Teil eine sehr ungewöhnliche Wendung hat. Nämlich, dass es nicht mit Gewalt endet und nicht das Töten eines Bösen den Sieg herbei bringt, sondern Gewaltfreiheit, dass der Hauptdarsteller Luke Skywalker sein Schwert wegwirft.“
Sofort machen die beiden sich auf die Suche nach weiteren Motiven, die für sie zu christlichen Werten passen, und werden fündig. Für Ludewig ist im Endeffekt sogar die grundlegende Frage des Films eine religiöse: Gut oder doch lieber böse?
„Ich glaube als Christ und Christin ist man immer daran zu ringen, dass man auf der einen Seite von Gott ’ne Zusage bekommen hat, geliebt zu werden – und auf der anderen Seite doch immer wieder merkt, dass man sich im Leben nicht immer so verhält, wie man es sich in seinem Kopf vorstellt, wie Gott es sich von einem wünscht. Und diesen inneren Kampf, den hat der Luke Skywalker auch in sich. Denn immer wieder hat er Angst, zur dunklen Seite rübergezogen zu werden, und man muss sich immer wieder neu fragen: Will ich was Gutes tun – oder eben nicht?“
Apropos Gut und Böse: Luke Skywalker und Darth Vader – Gott und Teufel? Ganz so Eins zu Eins lässt sich das dann doch nicht übertragen. Eher glaubt Pfarrer Ludewig an falsche Entscheidungen:
„Wobei das auch schwierig zu sagen ist, denn man kann aus den besten Absichten etwas Falsches machen. Also dazu ist diese Welt viel zu komplex, um das zu sagen. Aber ich glaube nicht, dass es eine… sowas wie ’nen Teufel als Gegenüber zu Gott gibt.“
Was einem gefallenen Jedi à la Darth Vader vielleicht auch viel näher kommt als die Idee des absolut Bösen. Das zeigt: Für Pfarrer Lucas Ludewig geht so einiges zwischen Star Wars und der Kirche. Gutes Feedback gab’s für die Idee vom Weltraum-Gottesdienst allemal – von verkleideten Hardcore-Fans, normalen Kirchgängern bis zu kleinen Kindern mit Plastik-Laserschwert in der Hand:
„Cool! Mhhh ja, wegen dem Star Wars Film, das gab’s sonst nicht. Und sonst durften wir auch keine Schwerter mitnehmen. Wir mussten immer nur beten!“
Auch ein Erfolg für den Pfarrer: Die Kirche für alle spannend machen. Dafür lädt er sich schon mal Darth Vader höchstpersönlich in die eigene Messe ein:
„So ein Darth Vader, der sich im Gebet auch unters Kreuz stellt, hat schon ein cooles Symbol. Also, das war schön.“
:infoboxaysche: