Tauschen und tauschen lassen 2018
24. bis 30. Dezember 2018
Heiligabend ist so gut wie vorbei und jemand wollte euch eine Freude mit einem Buch machen, das euch so gar nicht zum Schmökern verleitet? Wie gut, dass FluxFM-Bücherwurm Jörg Petzold eine Reihe von Büchern in petto hat, die euer Leseherz höher schlagen lassen. In unserer postweihnachtlichen Rubrik Tauschen und tauschen lassen stellt er sie euch vor. Die Hörproben findet ihr jeweils beim Buch. Aus rechtlichen Gründen sind sie leider nur sieben Tage verfügbar.
„Stardust Interviews“ von David Bowie
Fazit von Jörg Petzold:
„Es gibt viel zu lesen über Bowie, fette Biographien, Bücher über seine Berliner Zeit und viele andere. Hier spricht er selbst. Interviews über eine lange Zeitspanne vermitteln ihn direkt und widersprüchlich. Das ist toll, unvermittelt, vielfältig. Wer sich für Bowie interessiert, kann sich hier selbst beschenken.“
„Was du nicht hast, brauchst du nicht“ von Helen Oyeyemi
Fazit von Jörg Petzold:
„Diese Geschichten besitzen die seltene Kraft, dich irgendwie auseinander zu nehmen und ganz neu wieder zusammen zu setzen. Viele Kritiker*innen sind völlig begeistert von Oyeyemis Erzählungen. Sie schwärmen von ihrer Fantasie, die so emotional und erfinderisch ist, vom Humor, der Zärtlichkeit und von der wunderbaren und so seltenen Erfahrung, bei jeder Geschichte immer wieder vollkommen überrascht zu werden.“
„Warum Liebe endet“ von Eva Illouz
Fazit von Jörg Petzold:
„„Warum Liebe endet“ ist wahrscheinlich ein Abschluss des Forschungsprojektes von Eva Illouz, das sich damit beschäftigt, wie der Konsumkapitalismus unser Gefühls- und Liebesleben beeinflusst. Spannend ist diesmal die ungewohnte Fokussierung auf das Ende der Liebe, weil es nicht unserer Hoffnung auf die unendliche, romantische, vollkommenen Liebe entspricht.
Was wird da sichtbar? Beschenkt euch selbst mit Ent-täuschung und ehrlicher Analyse.“
„Autonom“ von Annalee Newitz
Fazit von Jörg Petzold:
„Ein bemerkenswerter Debütroman, nicht die erste Geschichte, die sich um Arbeitsdrogen dreht und auch nicht die erste, in der es um Mensch-Maschinen-Beziehungen geht.
Autonom zwirbelt die Diskurse aber ein kleines Stück weiter, der Genderdiskurs bekommt einen neuen Dreh über die Verbindung zu künstlicher Intelligenz und Robotern. Spannend und unterhaltsam ist es noch dazu.“
„Die Philosophie des Kochens“, herausgegeben von Stevan Paul
Fazit von Jörg Petzold:
„Kochbücher, Spitzenköche und Ernährungstrends treiben mich mittlerweile eher in den Wahnsinn als an den Herd.
Dieser tolle Band zur Geschichte und Philosophie des Kochens beleuchtet das Thema aus teilweise ungewohnten Perspektiven. Das ist äußerst erhellend und animiert mich viel mehr, mich mit dem Thema praktisch und theoretisch zu beschäftigen. Das ist ein großartiges Buch sowohl für die, die kochen als auch für jene, die einfach gerne darüber lesen.“
„Die Hochhausspringering“ von Julia von Lucadou
Fazit von Jörg Petzold:
„Ganz und gar nüchtern und kühl erzählt Julia von Lucadou von einer Welt durchorganisierter Effizienz, von Algorithmen arrangierten Partnerschaften, Selbstoptimierung und Mindfulness.
Sie ironisiert weder, noch moralisiert sie. Das ist das Interesssante für mich: es wird erleb- und nachvollziehbar. Und die Heldin verweigert sich. Einfach so. Ohne großes theoretisches Programm. Das gefällt mir sehr gut.“
„Die letzten Tage des Patriarchats“ von Margarete Stokowski
Fazit von Jörg Petzold:
„Was ich an der Stokowski so richtig dolle mag, ist ihr Humor, vor allem ihre Selbstironie und natürlich ihre Schlagfertigkeit. Da ja ein regelrechter reaktionärer Orkan tobt im Moment, der viel mühsam Erkämpftes wegfegen will, gehört eine lustige und genauso kampfeslustige Stimme wie die von Margarete Stokowski – meiner Meinung nach – zum Besten, was einem Diskurs passieren kann.“
:infoboxjoerg:
:infoboxaysche: