Turaluralu: Bildgießer
Turaluralu heißt unsere Rubrik, in der wir euch junge Leute vorstellen, die ein altes Handwerk ausüben. Zum Beispiel riesige Bronzeskulpturen herstellen. Das muss ja schließlich auch einer machen. Julia Oberlohr war in der Bildgießerei Noack und hat einen jungen Ziseleur getroffen.
Schleifen, polieren, abstrahlen – das sind nur einige der Aufgaben von Jan Sprenger.
„Ich arbeite in der Gießerei. Da werden die Gußteile vom Ziseleur zusammengebaut und bearbeitet, um die Oberfläche dementsprechend zu behandeln, weil man sie meistens nicht so gießen kann, wie sie am Ende sein soll.“
Jan bearbeitet die Oberflächen mit Hammer und Punzen, eigens angefertigten, gehärteten Stahlstiften. Er verschleift Schweißnähte. Oder kurz: Jan macht die Gußskulpturen hübsch.
„…dann strahl ich mir den ab, damit die Oberfläche ein bisschen sauberer ist, und dann werden Löcher zugeschweißt, was abgeschliffen und die Struktur angepasst…“
Im Moment arbeitet Jan an einer Schrifttafel. In der Tafel sind in den Buchstaben kleine Luftbläschen eingeschlossen. Jan muss mit verschiedenen Formen arbeiten, um an die kleinen Buchstaben ranzukommen.
Mit Ziselierhammer und kleinem Stahlstift klopft er die Lufteinschlüsse aus dem Metall. Vor ein paar Monaten hat der 20jährige seine Ausbildung in der traditionsreichen Bildgießerei Noack abgeschlossen. Die gibt es schon seit über 100 Jahren. Auch wem der Name nichts sagt, die Skulpturen aus dem Hause Noack hat jeder bestimmt schon mal gesehen: die Berlinale Bären oder die Rekonstruktion der Quadriga auf dem Brandenburger Tor.
Jan ist durch Zufall beim Bildgießen gelandet. Er hatte in der Zeitung über die Firma gelesen, probegearbeitet und war auf Anhieb begeistert. Und ist es immer noch:
„Ich find’s extrem schön, dass man fast nur mit Teilen arbeitet, die einem gefallen. Ich finde, dass es dann auch einfacher ist, sich dafür zu motivieren, weil man ständig was Neues und meistens was Schönes hat und die Teile immer so bearbeiten muss, dass es gut aussieht.“
Die Bildgießerei wird nicht von ungefähr auch als Kunstguss bezeichnet. Hier werden vorwiegend Objekte von Künstlern nach geformt. Henry Moore und Joseph Beuys haben bei Noack schon Skulpturen in Auftrag gegeben – und natürlich jede Menge zeitgenössischer Künstler. Jan fügt an:
„Es ist interessant, weil die Künstler dann ankommen und erzählen, wie sie das eigentlich meinten, mit ihren Sachen. Man hat die Teile ja vorher schon ein bisschen bearbeitet und sich überlegt, was sie damit wohl ausdrücken wollen. Es ist immer interessant, wenn man die Geschichten von Künstlern hört, was sie sich damit gedacht haben.“
Vor zwei Jahren hat der niederländische Künstler Ari van Selm seine Werke in der Bildgießerei ausgestellt – für Jan ein ganz besonderer Moment:
„Wir haben ja sonst immer nur die fertigen Figuren, dann holt die jemand ab und dann ist sie weg. Und dann haben wir mal gesehen, wie das danach abläuft – da war dann plötzlich ein Büffet und tausend Leute kommen und gucken sich das an und unterhalten sich drüber. Das ist schön zu sehen.“
Und wer noch mehr über außergewöhnliche Manufakturen erfahren will, dem empfehlen wir die Initiative Handmade in Germany. Noack ist da mit dabei – und noch jede Menge anderer Manufakturen, die traditionelle, handgemachte Produkte im Programm haben.
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