Van Bo Le-Mentzel erfindet Ayse Langstrumpf
Dieses Jahr feiert Pippi Langstrumpf, die kleine rothaarige Rotzgöre, ihren 70. Geburtstag. Pünktlich dazu gibt es ein paar kleine Neuerungen, zum Beispiel eine Kreuzberger Pippi Langstrumpf. Die heißt Ayşe Langstrumpf und soll im Mai erscheinen. Wieso, weshalb, warum? Zarah- Louise Roth hat sich mit dem Initiator des Projekts getroffen: Van Bo Le-Mentzel.
Der Berliner Architekt und Erfinder der HartzIV-Möbel, Van Bo Le-Mentzel, hat sich ein neues Projekt gesucht. Was für viele Fans der schwedischen Kindergeschichten rund um Pipi Langstrumpf ein Sakrileg wäre – er hat’s gemacht: Er hat sie umgeschrieben! Van Bo erklärt, warum:
„Es ist eine tolle Geschichte, die hat Millionen von Frauen inspiriert und emanzipiert – aber in der damaligen Zeit gab es einfach einen anderen Umgang mit Sprache und Kulturen. Deswegen tauchen in dem Buch Begriffe wie „N****könig“ auf und Chinesen haben gelbe Ohren. Und da mein Vater selber Chinese ist, hab ich mal nachgeguckt: Es stimmt nicht!“
Van Bo ist selbst vor ein paar Monaten Vater geworden und will nicht, dass sein Kind mit dem Gedanken aufwächst, dass es N****könige gibt oder alle Menschen aus dem Kongo lügen. Er sagt sich: Mit sich ändernden Zeiten sollten sich auch die Geschichten verändern. Und wie für fast alles gibt es auch dafür Apps, zum Beispiel pixter.
„Die App verwandelt den kompletten Text eines Buches in ein Word-Dokument. Es gibt diese grandiose suchen-und-ersetzen-Funktion, das heißt, du kannst mit einem Mausklick aus einer Pippi eine Ayşe machen.“
Aus dem Affen Herr Nilsson wird so der Koala Herr Nguyen – übrigens ein Klassiker unter vietnamesischen Nachnamen, in etwa vergleichbar mit Müller hierzulande. Van Bo will zum 20. Mai Ayşe Langstrumpf rausbringen, die erste Kreuzberger Pipi-Version. Und da ja in Kreuzberg auch viele Menschen mit dunkler Hautfarbe leben, verschwindet da der N****könig und Pipis Vater ist auch nicht mehr länger ein Südseekönig:
„Ich finde das nicht gut, dass man so die Kolonialgeschichte völlig ausblendet. Bei mir heißt es nicht Südseekönig, sondern Kolonialkönig.“
Anton und Anika heißen in der neuen Version übrigens Kwame und Akosua, benannt nach zwei von Van Bos Berliner Schulfreunden afrikanischer Herkunft.
„Die Bücher unserer Kindheit prägen uns mehr als wir glauben. Wenn die nächste Generation noch mehr mit Namen aufwächst wie Cem, Özgür, Bülent oder Mohammed, dann wird das vielleicht normaler. Wenn die Kinder von heute die Vermieter von morgen sind, dann werden sie vielleicht nicht jemandem, der Mohammed heißt, die Wohnung verweigern, nur weil er Mohammed heißt.“
Prosumieren statt konsumieren – so das Motto von Van Bo Le-Mentzel. Deshalb wird das Ayşe Langstrumpf–Buch auch nicht käuflich zu erwerben sein. Wer es haben will, muss es schon selbst produzieren – und zwar seine ganz eigene Version. Da muss Pipi dann nicht Ayşe heißen und alles andere kann auch jeder so ändern, wie es ihm gefällt.
„Was ich tun werde, ist am 20. Mai eine Anleitung ins Netz zu stellen, wo jeder Mensch bewaffnet mit einem Smartphone, mit Internet und einem A4-Drucker, sich sein eigenes Buch herstellen kann.“
Van Bo ist aktuell noch auf der Suche nach Unterstützung beim Launch der Ayşe-Langstrumpf-Idee: Wenn ihr eine Kreuzberger Buchhandlung seid, eine Druckerei in der Gegend oder ein Unternehmen mit viel anfallendem Schmierpapier, meldet euch bei van Bo oder bei uns!
Van Bo Le-Mentzel hat regelmäßig unendlich viele Ideen, wie man die Welt besser machen kann. Wenn euch seine Ideen interessieren, schaut auf seine Facebook-Gruppe Konstruieren statt konsumieren.
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