Wunder-Erde Terra Preta
Aktionstag Bodenschutz Urban
5. September, ab 11 Uhr in den Prinzessinnengärten
Infos: bodenschutz-urban.de
7,3 Milliarden Menschen leben derzeit auf der Erde – und wollen ernährt werden, klar. Gleichzeitig ist die Zerstörung, Vergiftung und Verarmung von Böden eines der größten Ressourcenprobleme in der Landwirtschaft. Die UN-Generalversammlung hat nun 2015 zum Jahr des Bodens ausgerufen. Wissenschaftler weltweit forschen, wie man auch von der industriellen Landwirtschaft ausgelaugte Böden wieder fruchtbar machen und nachhaltig nutzen kann.
FluxFM-Reporterin Zarah-Louise Roth berichtet über ein besonders vielversprechendes Projekt im Botanischen Garten der Freien Universität Berlin:
Die Wundererde wird in den Medien auch als Superdünger oder schwarze Revolution betitelt. Vor ein paar Jahren haben Experten im Amazonas diese uralte Ressource wiederentdeckt. Bekannter geworden ist sie 2011 durch die Dokumentation des Schriftstellers Ingo Schulze: Die Wiederentdeckung der Terra Preta.
Und Böden, die fruchtbar sind, bleiben es auch – dauerhaft und ohne Düngung. Die Herstellung passiert emissionsfrei. Im Botanischen Garten der Freien Universität Berlin erforscht das TerraBoGa-Team um den Geowissenschaftler Robert Wagner seit fünf Jahren die Pflanzen- oder auch Biokohle. Sie ist wesentlicher Bestandteil der Terra Preta.Das ist eine ganz fruchtbare schwarze Erde, die eine Hochkultur der Indios am Amazonas hergestellt haben. Also Terra Preta ist jetzt so das Stichwort, dass man weiß, es geht um eine Kompostierung mit Kohle. Zunächst ein Zufallsprodukt, aber mit solchen hervorragenden Eigenschaften, dass selbst die sprichwörtlich unfruchtbarsten Böden der Erde innerhalb ganz kurzer Zeit zu richtig tiefgründig fruchtbaren Böden geworden sind.
Hintergrund des Projektes war, dass es im Botanischen Garten, wo ja eine Vielzahl von pflanzlichen Reststoffen anfallen, offene Kreisläufe gab. Viele dieser Biomassen, der organischen Reststoffe wurden entsorgt. Und auf der anderen Seite wurde dort für einiges Geld Komposte, Fertigerden und Dünger eingekauft. Wo dann die Idee war: Wenn man diese Kreisläufe schließen könnte…
… wäre das günstiger und besser für die Umwelt. Den Forschern ist es gelungen: Aus Pflanzenresten, Biokohle und – dank Trockentoilette – dem Pipi der Besucher eine humusreiche Erde zu fermentieren, die alles gedeihen lässt. Allein die Erdbeerernte im Botanischen Garten konnte um 85 Prozent gesteigert werden.
Ach ja, und die Pflanzenkohle kann als Waffe gegen den Klimawandel eingesetzt werden. Denn sie besteht aus Kohlenstoff. Und der wird über lange Zeit in der Kohle gespeichert.Bei sehr vielen Pflanzen wirkte die Zugabe von Biokohle und Biokohle-Kompost positiv auf dem Pflanzenwachstum, auf den Ertrag bei den Gemüsesorten bis hin auch bei Pflanzenkrankheiten. Die werden durch Biokohle auch teilweise unterdrückt. So, dass wir auch von der Vitalität der Pflanzen bei den Anwendungen mit Biokohle sehr gute Ergebnisse erzielt haben.
Wenn man das in der Kompostierung eingibt oder wenn man Holz verbrennen würde, dann wird der Kohlenstoff wieder freigesetzt und es wäre wieder in der Atmosphäre. Aber so ist es in der Biokohle fest gespeichert und entzieht dadurch der Atmosphäre halt Kohlendioxid.
Das Forschungsprojekt TerraBoGa wird noch bis zum 31. Oktober auf der Weltausstellung in Mailand vorgestellt. Danach endet das Projekt – das System des geschlossenen Kreislaufs im Botanischen Garten jedoch bleibt. Robert Wagner ist sich sicher: Die Terra-Preta-Technologie wird in Zukunft einen wichtigen Beitrag leisten zum Schutz des Klimas und unserer Umwelt.
Auf terraboga.de oder auf der Webseite des Botanischen Gartens Berlin findet ihr mehr Infos. In Zukunft will das kleine Forschungsteam um Robert Wagner übrigens auch Workshops und Führungen anbieten – falls ihr vielleicht selbst lernen wollt, für den Kleingarten schwarze Erde zu produzieren…