Der Golden Pudel Club muss weiterleben!

▷ Letzte Änderung: 2016-02-16
By Raoul [FluxFM] |

Der wohl berüchtigste Hamburger Club, der Golden Pudel Club, ist Heimat jeder Menge guter Musik und unverzichtbarer subversiver Clubkultur. In der Nacht vom 14. Februar ist der Pudel abgebrannt, die Polizei geht von Brandstiftung aus. Die Szene ist aufgewühlt, die Reaktionen reißen nicht ab, Blumen werden vor dem Club niedergelegt.

FluxFM-Reporter Anton Stanislawski über eine Hamburger Legende:


 


 

Seit 21 Jahren unten direkt am Hamburger Hafen beheimatet, hat sich der Golden Pudel Club schnell zum festen Bestandteil der lokalen Musikszene gemausert. Von Anfang an war er der Treffpunkt für nationale und internationale Untergrundstars. Nahezu alle Vertreter der sogenannten Hamburger Schule wie Tocotronic, Die Sterne oder Blumfeld starteten hier und gingen ein und aus. Wichtige Elektro-DJs aus dem In- und Ausland sorgten hier für schlaflose Wochenenden. Der Pudel wurde schnell über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Fast von Anfang an mit dabei: Rocko Schamoni und Schorsch Kamerun, die den Pudel bis heute mitbetreiben.

Bekannt ist der Club außerdem für seine klare politische Linie. Der Pudel ist eine Oase für linke Subkultur. Ihre Musik haben die Künstler stets gegen die Kommerzialisierung ihres Stadtteils gerichtet. An das Clubgelände grenzt der Park Fiction – ein Park, der in den 90er Jahren vor dem Abriss gerettet wurde und seither als Kunstprojekt weiterlebt. Park Fiction und Golden Pudel Club stemmen sich seither gemeinsam mit Popkultur gegen Kapital. Und sie haben es bisher geschafft, sich zu behaupten.

Der Kampf gegen Kapital und Kommerzialisierung wurde allerdings nicht nur fiktional geführt. Jetzt ist der Club selbst Opfer dieses Kampfs geworden. In der Nacht zum Sonntag wurde ein Feuer im Pudel gelegt, das Resultat: Totalschaden. Die Eskalation eines bitteren Streits? Die beiden Eigentümer Rocko Schamoni und Wolf Richter waren sich schon länger uneinig über die Nutzung des Clubs: Richter will, dass im Oberstübchen, dem oberen Teil des Clubs gewinnbringend, gearbeitet wird – was für Schamoni und Schorsch Kamerun gegen die Club-Prinzipien verstößt. Zuletzt wurde der Streit vor Gericht ausgetragen. Dort hat Wolf Richter eine Teilversteigerung des Gebäudes erwirkt – eine Art Zwangsversteigerung. Vorgesehen ist die Versteigerung für den 20. April. Die Spekulationen, wer den Brand gelegt haben könnte, gehen noch in alle Richtungen, der Versteigerungstermin wird wohl eingehalten werden.

Unsere Ruine kriegt ihr nicht! Der Pudel-Verein für Gegenkultur e.V. hat von vorn herein klargemacht, dass man sich gegen einen drohenden Einkauf und Spekulanten wehren wird: „Die Welt ist eine Pudel? … nicht mehr, wenn die Hundehütte bei der anstehenden Versteigerung in den Strudel von Investition und Spekulation gerät. NICHT MIT UNS! Wir akzeptieren nur eines: Die angestammte Behausung des Hundes mit dem struppigen Fell wird dem Kapitalmarkt entzogen und geht in eine Stiftung über. Zu gegebener Zeit wird diese bereits existierende Stiftung benannt.“

Das Hamburger Abendblatt zitiert Schorsch Kamerun: „Wir fühlen uns durchgerüttelt, ein Stück weit traurig, aber gleichzeitig ganz stark – allein wegen dem ganzen Zuspruch“, sagte der Goldene Zitronen-Sänger am Donnerstag. „Wir wissen weiterhin, dass die Idee Pudel gar nicht sterben kann. Sie ist nicht zu kaufen und nicht zu verbrennen. Dafür gibt es zu viele, die keinen Bock auf Normiertes haben. In der Sprache der Populisten: Wir bleiben durch und durch ‚lebensbejahend'“.

Am Freitag (19.2.) ist eine Demo nach dem St. Pauli Spiel angekündigt unter dem Motto „Unsere Ruine kriegt ihr nicht!“ – der FC St. Pauli steht natürlich auch hinter dem Pudel – „Liebe, Stärke, Wiederaufbau! Kein St. Pauli ohne Pudel!“ ist die Losung des Fußballvereins.

Wir sagen: Hamburger – hin da! Und Berliner: Die Hansestadt ist doch immer eine Reise wert… Und hoffen auf den Wiederaufbau – und vor allem: auf den Wiederbetrieb!

 

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