Happy Locals: Consulting – Agentur für Jugendliche

▷ Letzte Änderung: 2014-07-09
By Diana Hagenberg [FluxFM] |

Dimitri Hegemann ist der Gründer des legendären Techno-Clubs Tresor in der Köpenicker Strasse in Kreuzberg. Nach dem Mauerfall gehörte er zu der Generation, die Berlins Kultur- und Undergroundszene mitgestaltete. Heute hilft der Kulturmanager Jugendlichen in der brandenburgischen Provinz, ihre Heimatstädte lebenswerter zu machen. Zarah-Louise Roth hat sich mit ihm über seine Consulting-Agentur für Jugendliche unterhalten.

Abwanderung ist ein großes Problem in Schwedt. Und viel, was Jugendliche dort halten könnte, gibt es nicht – außer die schöne Natur der Uckermark. So ziemlich jeder junge Mensch dort steht deshalb irgendwann vor der Frage: Bleiben oder Gehen? Dimitri Hegemann:

„Das ist ein zentrales Problem, was man auf viele kleine Städte anwenden kann. Es gibt keine Plattform, wo etwas anders Denkende andocken können. Da diese Leute so was nicht finden, wandern sie ab und gehen in die Großstadt. Das Resultat ist, dass die Kleinstadt langweiliger wird, grauer wird, vereinsamt und der Mainstream überhand nimmt.“

Dagegen will Dimitri Hegemann etwas tun. Der Kulturmanager und Besitzer des Berliner Clubs Tresor hat – zusammen mit Anette Ochs – eine Consulting – Agentur für Jugendliche gegründet: Happy Locals soll eine Anlaufstelle sein für junge Leute, die etwas verändern wollen in ihrer Heimatstadt. Dimitri Hegemann:

„Die Arbeit der Happy Locals setzt da an, dass wir die Erfahrungen und Inhalte aus Berlin, die viele Unternehmen aus Berlin gemacht haben – zum Beispiel wir vom Tresor, vom Kater Holzig, der Re:publika, oder bei der Club Commission – in anderen Städten anwendbar sind.“

Die Happy Locals vermitteln zwischen Politikern auf der einen und Jugendlichen auf der anderen Seite. Dimitri Hegemann:

„Wir sagen den Entscheidungsträgern: Wenn ihr eine Veränderung wollt, dann müsst ihr bereit sein, auf die Jugendlichen zuzugehen. Dann müsst ihr sagen: Mit euch zusammen schaffen wir das. Wir brauchen euch, vor allem auch die Andersdenkenden. Wir haben Räume, die wir euch geben. Und wenn es notwendig ist, kommt ein Coach aus Berlin, der das begleitet. Wir liefern also Hilfe zur Selbsthilfe.“

Dass junge Leute Raum für sich brauchen und fehlende Autorität, das weiß Hegemann aus erster Hand. Er ist Teil der Generation, die leerstehende Gebäude besetzten, um dort in Eigenregie etwas hochzuziehen. Ohne Unterstützung und oft ohne Erlaubnis haben sie Berlin zu dem gemacht, was es heute ist: Eine Großstadt mit starker subkultureller Strahlkraft. Dimitri Hegemann:

„Meistens ging es darum, dass die ihre eigene Welt aufbauen, in einem Raum, in einer Liegenschaft, in einem alten Bahnhofsgelände oder in einem Supermarkt. Damit eben was entsteht. Das war das Resultat in einem Workshops, den ich mit einem Team aus Berlin durchgeführt habe.“

Darum sucht er jetzt Spielstätten in der brandenburgischen Provinz. Dimitri Hegemann:

„Wenn wir diese Spielstätten hätten, dann könnte von diesem Übermaß an Kreativität aus Berlin was abfließen. Und die Provinz hätte nen Ort, wo man sich treffen könnte. So etwas kostet kaum Geld. Ein städtisches Jugendzentrum ist das zehn- bis zwanzigfache teurer als beispielsweise ein alter Supermarkt, den sie sich selbst aufbauen.“

Einen solchen permanenten Ort in Schwedt gibt es noch nicht. Immerhin hat man in der Stadt einen vorübergehenden Freiraum geschaffen: Am 12. Juli steigt ein von Jugendlichen selbstorganisiertes Musik- Festival: Passion Of The Young.

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