Pop, Politics & Psychedelic | Summer of ’66
07. August 2016, ab 15 Uhr
1966 – das Jahr vor dem legendären Summer of Love. Kein Wunder, dass kaum einer von ’66 spricht. Dabei war es bei genauerer Betrachtung für die Popkultur genau so wichtig für die Kultur in unserer Zeit, wenn nicht sogar wichtiger. Ein Haufen bedeutender Alben erblickten das Licht der Welt; Bands wurden gegründet, die noch immer musikalische Relevans besitzen. Die Kleidermode wurde revolutioniert; Künstler begannen damit, sich in die Politik einzumischen – und damit sogar Erfolg zu haben. Drogen wurden verboten und erst dadurch wirklich salonfähig gemacht und prägende Fernsehsendungen flimmerten zum ersten Mal über die Bildschirme. Mit den Kollegen vom Musikexpress, die sich in ihrem aktuellen Heft auf 40 Seiten mit dem Thema beschäftigen, blicken wir in einer extralangen Spezialsendung auf dieses wirklich besondere Jahr zurück, das den Grundstein für all das legte, was danach kommen sollte. Auf den Summer of ’66, den besseren Sommer der Liebe.
Es sind vor allem die Beatles und die Beach Boys, die das Musikjahr 1966 zu einem unvergesslichen machen. Brian Wilson, der Kopf der Beach Boys, lässt sich von den hemdsärmeligen, eingängigen Melodien seiner britischen Rivalen Lennon und McCartney, die sie ein Jahr zuvor auf Rubber Soul präsentieren, zu keinem geringeren Vorhaben inspirieren, als das perfekte Popalbum aufzunehmen. Das Ergebnis ist Pet Sounds – ein wunderschön arrangierter, irgendwie zeitlos klingender Songzyklus über die Jugend, die Unschuld und übers Älterwerden.
Ein Hinweis in eigener Sache: bei Das große Ganze haben wir uns bereits mit Pet Sounds beschäftigt. Hier gibt’s noch mehr Infos zu der Platte.
Lennon, McCartney, Harrison und Starr reagieren mit Revolver, einem mutigen Werk, das alle Register der damals innovativsten Studiotechnik zieht. Jeder Song klingt so, als würde er für die Rock- und Popmusik neue Genres erschließen – etwa Klassik oder Weltmusik. Tomorrow Never Knows läutet praktisch nebenbei die Ära der Psychedelia ein, während die Band sich aus der Öffentlichkeit zurückzieht und verkündet, dass die Zukunft ihrer Karriere im Tonstudio stattfinden wird. Im Juli 1966 spielen sie ihr letztes Konzert.
Abseits der Big Four – neben den Beatles und den Beach Boys auch noch die Rolling Stones sowie Bob Dylan – zeichnet sich der Vormarsch der Popmusik aber auch an anderer Stelle aus. Unzählige Bands gründen sich in muffigen Kellern oder unaufgeräumten Garagen, um den Kinks oder den Pretty Things nachzueifern. Frank Zappa veröffentlicht mit seinen Mothers Of Invention mit einem der ersten Doppelalben der Rockmusik sein erstes, schon damals sehr freches Statement. Buffalo Springfield, The Mamas & The Papas und die 13th Floor Elevators bringen ihre Debüts heraus. Andy Warhol greift der Band The Velvet Underground unter die Arme, um eines der irrsten Konzertspektakel der Zeit auf die Beine zu stellen. Und mit den Monkees werden sogar irgendwie die ganzen Retortenbands aus Castingshows, die heute gang und gäbe sind, vorweg genommen.
Auch sonst übernimmt die Popkultur so langsam in dem Umfang den Alltag der Menschen, wie wir es heute kennen. Captain Kirk und Mister Spock fliegen in Star Trek mit dem Raumschiff Enterprise zum ersten Mal über die amerikanischen Mattscheiben. In Deutschland kommen Phänomene wie die Familie Feuerstein an. Frank Sinatra, der große Sänger und Entertainer, mischt sich gar in die Politik ein und ruft Ronald Reagan, den damals angehenden kalifornischen Gouverneur, an, um sich für die Umwelt und die Weltmeere einzusetzen.
Während bei uns bereits alle Zeichen auf Rock, Flowerpower und Psychedelic stehen, haben wir auch an diejenigen gedacht, die sich mit den Gepflogenheiten sowie dem Vokabular der swingin‘ sixties noch nicht so gut auskennen. Die FluxFM-Redakteurin Steffi Groth hat ein kleines Lexikon der wichtigsten Begriffe zusammengestellt, die ihr so braucht – von Banane bis Studentenbewegung:
Minirock, der:
Studentenbewegung, die:
Spaghetti-Western, der:
Banane, die:
LSD, das:
1966 herrschte der Höhepunkt der Beatle-Mania; alle Welt lechzt nach den vier Pilzköpfen aus Liverpool. Für einige ihrer letzten Konzerte beehren die Beatles noch einmal Deutschland, schließlich haben sie zu Beginn ihrer Karriere in dubiosen Nachtclubs auf der Hamburger Reeperbahn praktisch ihr Handwerk gelernt. Sechs Konzerte spielen sie im Sommer 1966 an drei Tagen, in drei Städten – und die Jugend hierzulande dreht komplett durch. Über den Ausnahmezustand während der Blitztournee der Beatles berichtet FluxFM-Redakteur Martin Gertz:
1966 erscheinen einige bahnbrechende Alben und die Rockmusik wird somit endgültig zu einer richtigen Kunstform. Allen voran natürlich die Beatles mit Revolver sowie die Beach Boys mit Pet Sounds. The Byrds erfinden sich mit Fifth Dimension neu; Jefferson Airplane und die Small Faces bringen ihre Debütalben heraus. Es gibt aber auch extrem gute Platten, die einfach in Vergessenheit geraten sind. FluxFM-Redakteur Martin Gertz hat seine Sammlung durchwühlt und unzählige Stunden in den Plattenläden seines Vertrauens durchwühlt und präsentiert in einer Listomania seine Ergebnisse:
Bob Dylan, Paul McCartney, die Rolling Stones – es gibt so ein paar übliche Verdächtige, die den Sound des Jahres 1966 entscheidend mitgeprägt haben und sich auch heute noch musikalisch austoben. Keine schlechte Leistung der Herren, die allesamt rasant auf die 80 zugehen. Doch was ist mit den anderen Helden von ’66 – den Leuten aus der zweiten Reihe? FluxFM-Redakteur Fabian Broicher hat sich dem Thema einmal angenommen und ist sowohl auf beruhigende Schicksale als auch auf gescheiterte Existenzen gestoßen:
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