Boy & Bear, Radical Face und Asbjørn | Neue Alben
Boy & Bear – Limit Of Love
Es gibt Produzenten, die sich aus dem kreativen Prozess heraus halten – und es gibt Ethan Johns. Boy & Bear haben sich bei ihrem dritten Album Limit Of Love für den Engländer entschieden, der sich – gelinde gesagt – gerne einbringt. So ist er nicht nur an diversen Instrumenten zu hören, sondern hatte auch generell das letzte Wort. Unperfekte Takes boxte Johns quasi gegen den Willen der Indie-Folk Band auf das Album und animierte sie dazu, von ihrem Zwang zur Perfektion abzukommen. Die Australier waren – nach einiger Gewöhnungszeit – begeistert von den neuen Möglichkeiten, die sich ihnen mit mehr Bauchgefühl auftaten und durchleben mit Johns als Mentor ein neues Kapitel der Bandgeschichte. Die Songs sind viel lässiger und hoffnungsvoller als auf den Weltschmerz-versetzten Vorgängeralben. Aber vielleicht liegt das auch nur daran, dass sie quasi am südaustralischen Strand entstanden sind:
So we’d get up in the morning and go surfing. Then we would come back and do a bit of writing. Then in the afternoon we would go for another surf, come back, cook some dinner and have some red wine, sip some beers and then do some more writing. It was really nice.
Übrigens: Hier findet ihr das aktuelle Wochenendspecial mit Boy & Bear.
Radical Face – The Bastards
Seit über einem Jahrzehnt arbeitet Ben Cooper alias Radical Face schon an seiner Albentrilogie The Family Tree, der Geschichte einer fiktiven Familie in mehreren Generationen. Anfang 2016 wird der dritte Teil erscheinen. Den Songs, die nicht auf die Platten gepasst haben, hat Cooper jeweils vor den beiden Alben eine Bastard EP gewidmet. Bevor die Family Tree-Trilogie ihren Abschluss finden wird, schenkt er diesen „verstoßenen“ Songs ein ganzes Album – inklusive zweier ganz neuer Titel. Die elf Folk-Pop-Songs sind weit weg davon, bloße B-Seiten zu sein und erzählen ihren Teil der großen Geschichte. Von daher kann man bei The Bastards wohl von einem vierten Teil der Trilogie sprechen.
Asbjørn – Pseudo Visions
Popmusik wird wohl kaum die Welt verändern. Was sie aber kann, ist, im Konzertsaal wenigstens für anderthalb Stunden die Vorstellung eines besseren Lebens zu erzeugen. Das schafft auch Asbjørn mit seinem komplexen Elektro-Pop. Die Musik des 23-jährigen Sängers, der lieber zu weiblichen Popstars als Rolemodels aufsah, ist Pop im allerbesten Sinne: Interessant, aufmüpfig, intelligent, attraktiv und makellos produziert. Die Texte und das Auftreten des in Berlin lebenden Dänen könnten als Spiel der Geschlechterrollen gelesen werden, müssen sie aber nicht. Er könnte ebenso bei Beyoncé wie bei CocoRosie im Vorprogramm spielen. Letzteres ist schon passiert – und der Rest kann ja noch kommen.
Übrigens: Hier geht’s zum aktuellen Ohrspiel, hier gibt’s noch ein aktuelles Interview mit dem sympathischen Dänen.
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