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Dokureihe Homo Digitalis – Wie Künstliche Intelligenz und digitale Liebhaber unser Leben veränden

▷ Letzte Änderung: 2017-11-15
By Nina [FluxFM] |

Nie wieder ne 6 in Chemie – einfach abends vor der Klausur einen Chip einlegen, der alle Infos aufs Gehirn überträgt. Mitmenschen müssen auch nicht mehr sein – Cyberfreunde und Avatare werden unsere neuen sozialen Kontakte. Sogar Kranksein ist passé. Wir reparieren den Körper schließlich, bevor der Schaden entsteht. Das alles sind Zukunftsszenarien, die nach aktuellem Forschungsstand nicht mehr in allzu weiter Ferne liegen.

Dabei gibt es mindestens eine Frage, die Unbehagen auslöst: Was macht die digitale Revolution mit uns als Menschen? Antworten sucht die Doku-Reihe Homo Digitalis – eine Kooperation von SZ, Bayerischem Rundfunk, Arte und ORF. FluxFM-Redakteurin Jasmin Kröger hat das 7-teilige Online-Format an einem Stück weggeschaut und verrät, ob Homo Digitalis eine gute Investition in eure Zukunft ist.


Die gute Nachricht zuerst: Homo Digitalis ist an unsere zunehmend kürzere Aufmerksamkeitspanne angepasst. Keine Episode dauert länger als 12 Minuten. Dafür führt uns, ganz oldschool, ein Mensch aus Fleisch und Blut durch die sieben Minidokus: Helen Fares. In der Auftaktfolge reisen wir mit Helen nach Japan und treffen Lisa. Lisa hat seit einem halben Jahr keine echten Freunde mehr getroffen. Sie arbeitet 16 Stunden am Tag. Auf dem Nachhauseweg sitzt sie in der Straßenbahn und schreibt mit ihrem virtuellen Freund. Sie erzählt:

„Das Gute ist, er kann mich nicht verletzen. Wenn ich müde nachhause komme, sagt er: ‚Hey, du hattest einen anstrengenden Tag.‘ Dann muss ich lächeln und meine Müdigkeit verfliegt.“

Lisa tippt auf ihrem Smartphone, am anderen Ende kein Mensch, sondern eine künstliche Intelligenz. Umso öfter man mit ihr spricht, desto besser wird sie. In Japan haben Menschen sogar schon ihre virtuellen Freunde geheiratet. Homo Digitalis-Protagonistin Helen ist Sängerin und gibt zum ersten Mal per VR-Brille ein Live-Konzert für ein Publikum, das von USA bis Neu Delhi ebenfalls per VR-Brille zugeschaltet ist. Was aussieht wie ein PC-Game aus den 90ern (in dem man plötzlich selbst mitspielt), ist für Helen eine merkwürdige Erfahrung. Trotz Beifall-klatschender Avatare.

„‚Hey thank you guys, you can unmute yourselves!‘ Das war komisch. Weil auch wenn die Menschen Herzen über den Köpfen tragen, heißt es ja noch lange nicht, dass sie wirklich lieben was du tust. Das war wirklich auch unangenehm, das muss ich erstmal verarbeiten.“

Würde man den Körper tunen, ein Cyborg werden oder die eigene DNA hacken, um das Leben zu verlängern? Unsere Körper und Gehirne lassen sich inzwischen technisch aufrüsten. Wer sich einen Chip ins Gehirn pflanzen lässt, kann seine Denkfähigkeiten enorm erweitern. Hierzu Futurologe Ian Pearson:

„Wir können unser Denken milliardenfach beschleunigen. Was dann früher 30 Jahre gedauert hat, geht dann in einer Sekunde. Wir können dir den Zugang zum gesammten Wissen des Internets implantieren. Damit kannst du verdammt smart werden. Und wir reden hier von 2045, 2050.“

Durch solche Gadgets verschwimmen die Grenzen zwischen Mensch und Maschine. Aber was macht das mit uns, wenn wir an dem Organ herumwerkeln, das nicht auch zuletzt unsere Identität ausmacht? Was macht das mit unserem Sein, wenn wir es auf ewig verlängern mit einem Klick, der so einfach wie Copy & Paste unsere DNA ausbügelt? Forever young – wollen wir das? Bertholt Meyer, Tech-Psychologe der TU Chemnitz, warnt:

„Wenn ich wüsste, dass ich ewig lebe könnte, würde ich ja immer sagen: mache ich morgen. Bin ja noch da. Wenn wir da rangehen, verändern wir den evolutionären Mechanismus unserer Spezies.“

Was dann passiert, kann natürlich auch die Serie Homo Digitalis nicht absehen. Aber sie ist unterhaltsam und kurzweilig, sie gibt einen kleinen Einblick in die aktuelle Forschung – und vor allem konfrontiert sie uns mit Szenarien: Wie weit würden wir gehen und worauf können wir uns gedanklich schon heute einlassen? Selbst Cyberfan Lisa aus Japan, vorgestellt in Folge 1, sehnt sich manchmal nach Menschen. Dann mietet sie sich eine Freundin für umgerechnet 100 Euro am Tag. Klingt unmenschlich? Mal sehen was wir morgen dazu sagen werden.

Wenn ich euch selbst dem Zukunfttest unterziehen wollt, könnt ihr das tun: Auf homodigitalis.tv könnt ihr nicht nur alle Folgen sehen, sondern auch an einer großen Umfrage des Fraunhofer Instituts teilnehmen, und über euch und eure Mitmenschen erfahren, wie lange es noch dauert bis kleine Miniroboter eure Zellen zur Unsterblichkeit reparieren.

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