Heil & Amy | Filme der Woche
Große Gefühle völlig unterschiedlicher Art gibt es in dieser Woche in den klimatisierten Kinos: Wir lachen über Nazis. Und trauern um eine große Sängerin.
Heil
Willkommen in Prittwitz. Der gefeierte afrodeutsche Autor Sebastian Klein (Jerry Hoffmann) ist auf Lesereise in der ostdeutschen Provinz und wird von den ortsansässigen Neonazis standesgemäß begrüßt: mit einem Schlag auf den Kopf. Sebastian verliert prompt sein Gedächtnis und plappert alles nach, was man ihm sagt. Nina, Sebastians Freundin in Berlin, ist in höchster Aufregung. Kurzerhand fährt sie nach Prittwitz und setzt sich zusammen mit dem Dorfpolizisten Sascha auf die Fersen ihres Freundes. Der ist in der Hand der rechten Kameraden und ihres Anführers Sven (Benno Führmann) und fühlt sich pudelwohl. Feixend tingelt er durch die Talkshows und drischt die Parolen, die Sven ihm einflüstert. Ein „Schwarzer“, der gegen Integration wettert – die Öffentlichkeit ist aus dem Häuschen. Und Sven sieht sich endlich auf dem Weg zum Meinungsführer. Bei seiner Angebeteten, der Nazibraut Doreen (Anna Brüggemann), kann er damit aber nicht punkten. Die will Taten sehen. Historische Taten. Und so rüstet Sven seine Leute zum großen Showdown – so wie 1939…
Dietrich Brüggemanns neuer Spielfilm Heil befasst sich mit Neonazis, dem Verfassungsschutz und der Frage, wie beides miteinander im Verhältnis steht. Regisseur Brüggemann war auch bei FluxFM Spreeblick zu Gast, um mit Johnny Haeusler über den Film zu reden (Johnny hat sogar auch ein bisschen mitgespielt). Die komplette Sendung gibt es zum Nachhören und als Podcast.
Kais Fazit:
Heil ist extrem witzig. Einerseits oft ziemlich klamaukig, andererseits extrem gut beobachtet. Und so macht er sich nicht nur über Nazis lustig, sondern auch um das ganze Universum drumrum: die Politik. Die immer gleichen Talkshows zum Thema. Den Verfassungsschutz. Und auch die Antifa. Das sitzt ziemlich oft.
AMY
Amy Winehouse. Einerseits die zarte Frau mit der unvergleichlichen Jazz-Stimme, die mit ihren persönlichen Texten Millionen Menschen bewegte und sechs Grammys gewann. Andererseits diejenige, deren Drogenexzesse die Schlagzeilen bestimmten, deren betrunkene Auftritte für Aufsehen sorgten und die am 23. Juli 2011 mit gerade mal 27 Jahren starb. Aber wer war Amy Winehouse wirklich? Was spornte sie an auf ihrem Weg? Wer waren ihre Begleiter? Und wer verschlimmerte das Desaster? Der Dokumentarfilm AMY erzählt die Geschichte einer Ausnahmekünstlerin, die eine unendliche Leidenschaft für die Musik, viel Humor und immer ihren eigenen Kopf hatte, die aber auch sensibel war, unsicher, die ihre Zwänge hatte und geliebt werden wollte. Der Film zeigt den Teenager, die junge Jazzsängerin. Er begleitet sie weiter durch die Zeit des plötzlichen Ruhms, der großen Shows und die Versuche, wieder zu sich zu finden. Dabei ist AMY so ehrlich, roh und überraschend wie seine Protagonistin selbst.
Kais Fazit:
AMY kommt Amy Winehouse sehr sehr nahe. Er macht einem eindringlich klar, was da für ein riesiges Talent da die Bühne verlassen hat und was da für eine Tragödie passiert ist. Faszinierend sind auch die Live- und Accapella-Aufnahmen, viel nuancierter als die Bummbumm-Produktion von „Rehab“.