Heute bin ich Samba & bestefreunde | Filme der Woche
Wir nähern uns in dieser Woche mit Esprit existenziellen Problemen, allerdings solchen von sehr unterschiedlicher Bedrohlichkeit. Während Samba in Paris verliebt der Abschiebung entgehen muss, werden rund um Susi Q in Berlin alle sesshaft und langweilig.
Heute bin ich Samba
Zehn Jahre ist es her, dass Samba (Omar Sy) illegal aus Senegal nach Frankreich eingereist ist. Seitdem hält er sich in Paris mit Aushilfsjobs über Wasser und versucht dabei nicht aufzufallen. Zusammen mit seinem Freund Wilson (Tahar Ramin), schlägt er sich durch und wechselt häufig die Arbeit. Dennoch hält Samba an seinem großen Traum, eines Tages als Restaurantkoch zu arbeiten, optimistisch fest. Endlich winkt ihm eine unbefristete Stelle und er wird leichtsinnig, weil er glaubt, dass eine Aufenthaltserlaubnis jetzt nur noch reine Formsache ist. Doch dann verweigern ihm die Behörden die ersehnten Papiere und er landet in Abschiebehaft. Jetzt braucht Samba dringend Hilfe. Die erhofft er sich von der dünnhäutigen Alice (Charlotte Gainsbourg), die sich nach einem Burn-Out nun ehrenamtlich im Sozialdienst engagiert. Samba ist ihr erster „Fall“ und sie macht gleich alles falsch: Obwohl ihr die Kolleginnen eingeschärft haben, immer die Distanz zu wahren, gibt sie Samba schon am ersten Tag ihre Telefonnummer…
Kai: „Heute bin ich Samba stammt von den Leuten, die auch schon Ziemlich beste Freunde gemacht haben. Und wieder ist ihnen ein leichter Film über ein hartes Thema gelungen: Man spürt den Druck und die Paranoia, die aufkommen, wenn man ohne Papiere in einem fremden Land überleben muss. Und gleichzeitig geht man mit bei der zarten Liebesgeschichte zwischen Samba und Alice und sieht die Situationskomik, die in der Situation steckt. Der Spagat klappt – das ist regelrecht subversiv.“
bestefreunde
„Du kannst nicht vorgeben, Honig zu sein, wenn du eine Bratwurst bist!“ So umschreibt der Osteopath das Problem seiner Dauer-Patientin Susi Q (Katharina Wackernagel).
Als selbständige Journalistin bereist die Mittdreißigerin gemeinsam mit ihrem besten Freund Mark (S. Schwarz) die Welt, um ihre Erlebnisse in Blogs zu veröffentlichen. Die beiden leben von der Hand in den Mund, der Weg ist das Ziel und ein Morgen soll es sowieso nicht geben.
Doch als sie wieder zurück in Berlin sind und Mark Vivian (Tina Amon Amonsen) kennenlernt, ändert sich schlagartig alles. Mark wird sesshaft und hat plötzlich keine Zeit mehr für Susi Q. Die gemeinsamen Leidenschaften, das Reisen, rauschende Partynächte, hübsche Frauen, sowie endlose Gespräche über den Sinn des Lebens, sind mit einem Mal Geschichte.
Susi Q will Mark als besten Freund zurück gewinnen und vor der Vereinnahmung durch die andere retten. Der windmühlenartige Kampf um eine verlorene Freundschaft, wird in bestefreunde zu einer humorvollen Parabel über Susi Q’s ungeliebte Erkenntnis erwachsen werden zu müssen.
Kai: „Eine warm erzählte Mitt-Dreißiger-Geschichte aus Prekär-Berlin. Was macht man eigentlich, wenn rund um einen herum alle sesshaft werden und man selbst nicht das Gefühl hat, das man das auch tun will? Abgesehen davon: Vivian ist wirklich eine Zicke.“
Übrigens waren Katharina Wackernagel und Jonas Grosch bei uns zu Gast. Das Interview könnt ihr euch hier anhören.
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