Die Gallaghers: Noel (li.) & Liam (re.) von Oasis (Foto: Pressebild)
Die Gallaghers: Noel (li.) & Liam (re.) von Oasis (Foto: Pressebild)

I’m feeling „Supersonic“ | Neue Dokumentation über Oasis

▷ Letzte Änderung: 2016-10-28
By Fabian [FluxFM] |

Zu beschreiben, was für ein Hype rund um Oasis in den Neunzigern existierte, ist rückblickend wahnsinnig schwierig. Immerhin gelang es der Band auf dem Höhepunkt ihrer Karriere und der Britpop-Bewegung gleich zweimal in Folge vor 250.000 Menschen in der berühmten Open-Air-Konzertanlage in Knebworth zu spielen – und das nur drei Jahre, nachdem sie in einem ranzigen Pub in Glasgow entdeckt wurden. Der Film Supersonic dokumentiert nun diese Zeit zwischen 1993 und 1996, in der ein Geschwisterpaar aus der unteren Mittelschicht die Rockmusik nicht nur in ihrem Heimatland, sondern auf der ganzen Welt revolutionierte.

Supersonic

Der Film, der von Amy-Regisseur Asif Kapadia produziert wurde, ist weit davon entfernt, die ganze Geschichte von Oasis darzustellen, taugt also wenig für einen wirklich rundum ehrlichen Blick auf die Kunst von Noel und Liam Gallagher. Das große Scheitern, das sich zunächst in Form des überbordernden, fast größenwahnsinnig wirkenden Albums Be Here Now manifestierte, später dann in immer größeren Skandalen sowie Streitigkeiten gipfelte und schließlich in der Trennung 2009 resultierte.

Andererseits ist genau das die große Stärke von Supersonic. Durch den Fokus auf die schicksalhaften Jahre zur Anfangszeit der Band, erzählt der Film eine stringente Geschichte des wirklich erstaunlich rasanten Aufstiegs und plötzlichen Erfolgs. Umso erstaunlicher, weil Liam zunächst eher auf Rap stand und Noel sich mit Roadie-Jobs durchschlug und ihn die Vorstellung regelrecht anekelte, in einer Band zu spielen. Ein paar glückliche Zufälle und ein Konzert der Stone Roses brauchte es dann doch noch, um die beiden umzustimmen.

Mit aktuellen Bewegtbildaufnahmen geizt der Film leider, anstattdessen plaudern alle Bandmitglieder aus dem Off zu raren TV-Mitschnitten und verrauschten, verwackelten Super-8-Filmchen japanischer Fans. Was bei jeder anderen Band möglicherweise schnell langweilig werden könnte, mutiert dank der mit lakonisch-amüsierter Distanziertheit vorgetragenen und mit unzähligen Schimpfwörtern durchzugenen Kommentare der Gallagher-Brüder zu einer wirklich lustigen Angelegenheit. Wie Oasis etwa vor ihrem ersten Europa-Konzert auf einer Fähre mit Casino nach einer gewaltigen Prügelei verhaftet wurden, grenzt an eine Slapstick-Szene aus einem alten Schwarz-Weiß-Film.

Auch die schwierigen Familienverhältnisse, in denen Noel und Liam aufwuchsen, werden thematisiert. Der gewalttätige Vater, der seine Frau und seine Kinder – Noel vor allem – schlug, wurde etwa in einer Nacht-und-Nebel-Aktion verlassen. Noel selbst erzählt etwa im Film, dass ihn solche Erlebnisse zwar durchaus geprägt haben, er aber nie den Drang verspürte, es in seinen Songs zu thematisieren.

Die irre Stimmung auf dem Peak der Britpop-Bewegung, inmitten von Zigaretten, Alkohol, Drogen und einer an Beatlemania erinnernden Stimmung unter Oasis-Fans, fängt Supersonic hervorragend ein. Zumindest dem musikinteressierten Zuschauer dürfte es nostalgisch zumute werden; für den Oasis-Fan ist der Film aufgrund all der seltenen Aufnahmen ohnehin ein Muss. Zwar ist Supersonic für Leute ohne jeglichen Musikbezug nur bedingt sehenswert, doch schließlich ist es deswegen auch eine Musikdoku.

Derzeit läuft Supersonic noch in ausgewählten Kinos in ganz Deutschland; auf DVD und BluRay erscheint die Doku am 11. November 2016.


Übrigens: wer selbst mal in die Fußstapfen von Noel und Liam treten möchte, schaltet am besten am Sonntag, den 30.10.2016, das Radio an und macht beim Wonderwall KARAdiOKE mit. Dann gibt’s einmal das Wonderwall-Playback von unserem Winson auf die Ohren und wenn ihr euch beim Mitsingen filmt, könnt ihr eine Reise nach Manchester gewinnen. Alle Infos zu der Aktion stehen hier.

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