John Grant am 3. November 2016 im Berghain | Konzerte
John Grant und Arc Iris
3. November 2016, 19 Uhr
Info, Links, Tickets: Trinity Music
In der zeitgenössischen Musik wagen nur selten arrivierte Künstler einen derart radikalen Schritt in eine neue Richtung wie John Grant mit seiner Soloarbeit. Mit jedem neuen Album findet der ehemalige Frontmann der Folk Noir-Heroen The Czars neue Perspektiven auf seine atemberaubenden Kompositionen und stellt sie in frische Kontexte und so zuvor noch nicht gehörte Klangästhetiken. So plante Grant für das aktuelle, dritte Solo-Werk „Grey Tickles, Black Pressure“ nach eigener Aussage, „wütender und launischer“ zu werden, dabei aber gleichzeitig mehr Freude an den Aufnahmen zu haben als je zuvor. Wie schon mit den beiden Vorgängeralben, zog John Grant auch mit dem im Oktober erschienenen „Grey Tickles, Black Pressure“ wieder Kritiker und Fans in seinen Bann: Das Album kletterte in fast alle Albumcharts Westeuropas, erreichte die Top 5 in UK und Irland und konnte sich auch in den USA unter den Top 20 der Heetseakers Charts platzieren. Zum Jahresende wählten zahlreiche Magazine und Tageszeitungen die Platte unter die besten des Jahres, darunter der NME, The Guardian und Mojo. Doch John Grants besondere Magie entfaltet sich erst so richtig live, umgeben von einer brillanten Backing Band. Entsprechend groß ist die Vorfreude auf vier angekündigte Deutschland-Konzerte im Herbst: Zwischen dem 28. Oktober und dem 3. November gastiert er in Heidelberg, Frankfurt, Leipzig und Berlin.
Der 47-jährige US-Amerikaner John Grant ist eine Art moderner Nomade. Schon während seiner Zeit als Sänger, Songwriter und Kopf der in Denver/Colorado ansässigen, dunklen Alternative Folk-Band The Czars reiste er um die Welt. Fünf Alben nahm er zwischen 1994 und 2004 mit dem Quintett auf. Über den Status hoch geschätzter Kritiker-Lieblinge kamen sie jedoch nie hinaus. Nachdem sich The Czars 2004 auflösten, kehrte Grant der Musik für einige Jahre den Rücken. Er ordnete sein deutlich vom Rock’n’Roll-Lifestyle beeinflusstes Leben neu, bekannte sich zu seiner Homosexualität und nutzte die gewonnene Freiheit, um immer wieder umzuziehen. Er lebte in New York, London, Paris und Berlin, wo er einige Zeit als Übersetzer arbeitete – er beherrscht neben fünf weiteren Sprachen auch nahezu fließend Deutsch.
Erst 2010 fand John Grant zurück zur Musik. Begleitet von der US-Indieband Midlake, nahm er sein Solodebüt „Queen Of Denmark“ auf, das weltweit für seine Tiefe, gefährliche Dunkelheit und melodiöse Außergewöhnlichkeit gefeiert wurde. So erklärte das britische Mojo Magazin das Album zum besten des Jahres und auch die Leser des Guardian wählten es in die Top 10 der Jahresbestenliste. Zahlreiche weitere Ehrungen und Preise folgten. Grants Tourneen avancierten zum Geheimtipp unter Musikkennern, denn live erlebt man einen tiefgründigen, feinsinnigen Künstler, der mit einer außergewöhnlichen Stimme gesegnet ist.
2011 lernte Grant während seines Gastspiels auf dem isländischen Soundwave-Festival den Musiker und Produzenten Birgir Þórarinsson a.k.a. Biggi Veira kennen, der mit seiner Formation Gus Gus seit über einem Jahrzehnt die globale Clubmusik beeinflusst. Die beiden nahmen spontan zwei Songs auf, was Grant dazu inspirierte, sein zweites Album mit Veira einzuspielen und wieder einmal seinen Wohnort zu wechseln. Fortan lebte er für eine längere Zeit in Reykjavik. Dabei lernte er en passant so gut Isländisch, dass er einem anderen Musiker zu einer internationalen Karriere verhalf: Er übersetzte Ásgeirs isländisches Album „Dýrð í dauðaþögn“ ins Englische, so dass das Album „In The Silence“ seinen Erfolgszug antreten konnte.
„Pale Green Ghosts“, das Album, das er auf Island aufnahm, geriet zu einem sehr individuellen Einzelstück zwischen dem großformatigen Pop der 80er und subtilen Dance-Grooves, das sich kaum mit anderen Werken vergleichen lässt. Dies empfinden auch viele Fachleute so: Das Mojo Magazin wählte es erneut unter die Top 5, die legendäre Plattenladen-Kette ‚Rough Trade’ kürte es sogar zum wichtigsten Album des Jahres. Eine Nominierung bei den Q Awards als ‚Best New Artist’ sowie die Ehrung als ‚Man of the Year’ des Attitude-Magazins runden die große Anerkennung ab, die John Grant wiederfuhr.
Sein drittes, Ende 2015 erschienenes Album „Grey Tickles, Black Pressure“ nahm er nun wieder in den USA auf, genauer in Dallas/Texas. Mit einigen Gastmusikern – darunter Amanda Palmer, die Everything But The Girl-Sängerin Tracey Thorn und der ehemalige Siouxsie and the Banshees-Schlagzeuger Budgie – entstand ein ungewöhnliches Kunstwerk, das kompositorisch noch immer im Indie verankert ist, in seiner Ausgestaltung aber einen starken elektronischen Einschlag und zum Teil einen geradezu transzendentalen Charakter aufweist. Diese Aspekte verband er auf so homogene wie aufregende Weise mit seinen samtenen Indie- und Edelpop-Balladen, in denen er tiefe Einblicke in sein polarisierendes Seelenleben erlaubt. Vom Vintage-Pop bis zum kantigen, fordernden Post-Electro geht die Entdeckungsreise, in deren Lyrics man viel über diesen außergewöhnlichen Musiker erfahren kann.
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