Kältehilfe auf Lastenrädern: „Warmgefahren“
Bis zu 6000 Menschen leben in Berlin auf der Straße, egal zu welcher Jahreszeit. Im Winter ist es besonders schlimm für Obdachlose und ganz besonders diese Woche. In den Nächten sinken die Temperaturen auf bis zu Minus 13 Grad! Um Abhilfe zu leisten, haben zwei Freunde letztes Jahr das Kältehilfe-Projekt Warmgefahren ins Leben gerufen. Carina Hohnholt aus der Redaktion hat sie einen Tag lang begleitet.
Elias Dege und Frederyk Bieseke fahren zweimal die Woche mit Lastenrädern durch die Stadt, um Obdachlose zu versorgen: mit heißem Tee und Kaffee, Kleidung, Schlafsäcken und Hygieneartikeln. Alles Spenden von der Obdachlosenhilfe Berlin und von Freunden oder Bekannten. Die Idee, eine Kältehilfe auf Rädern zu starten, hat für die beiden Berliner praktische, aber auch ganz persönliche Gründe, sagt Frederyk:
Bei mir war auch ein ausschlaggebender Punkt, das auch im Prenzlauer Berg unmittelbar vor uns auf einmal auch ein Odachloser war, der seitdem auch nicht mehr weggegangen ist und das hat halt auch gezeigt, dass die Präsenz der Obdachlosigkeit in Berlin immer stärker wird. Wir sind nicht so die Verfechter von Autofahren. Wir fanden es ist eine schöne Idee, also die Lastenräder, die geben halt auch viel Platz wie ein Kofferraum. Man ist mobil unterwegs, man kommt überall hin und man kann halt auch durch Parks fahren, wo viele Obdachlose sind. Man ist in der Stadt perfekt angebunden an den Verkehr mit’m Fahrrad.
Erster Stopp der Tour ist das Haus des Berliner Verlages am Alex. Ein riesiges Gebäude, das zum Großteil unbenutzt ist und leer steht. Davor sitzen Menschen in Decken gehüllt.
Jetzt sind wir hier gerade bei drei Männern und der eine hat scheinbar ’ne Schnittverletzung an der Hand. Das zieht sich über die ganze Handfläche und es blutet sehr stark. Jetzt ist quasi unsere Mission dabei, dass wir, weil wir selber ja nicht viel machen können und weil wir keine Ärzte oder so was sind, dass wir jetzt die Caritas anrufen und die werden sich um ihn kümmern.
…erklärt Elias. In der Zwischenzeit versorgt Frederyk die Wunde provisorisch. Gute drei Stunden dauert eine Tour. Das Engagement der beiden ist nicht nur zeitaufwendig, sondern auch teuer. Die Lastenräder müssen für jede Tour geliehen werden – 500 Euro kostet die Kaution pro Rad. Es wird als Zeit, mit eigenen Rädern loszulegen. Dazu haben sie eine Crowdfunding-Aktion gestartet. Die Hilfe von Elias und Frederyk wird bitter benötigt:
Ich hatte bis vor einem halben Jahr meine Arbeit noch selber geschmissen und plötzlich war keine Arbeit mehr da. Seitdem sitze ich hier und die kommen dann mal vorbei und sind nett, höflich. Einwandfrei. Müsste noch mehr davon geben. Auf jeden Fall.
Es werden immer mehr Menschen, die mithelfen wollen, so wie Benjamin, der von der Aktion auf Facebook gelesen hat und einfach mit seinem Lastenrad vorbeigekommen ist. In Zukunft wollen Elias und Frederyk auch einen Verein gründen und die Arbeit auf Bezirke aufteilen. Hilfe vor Ort, von der es gerade in den Wintermonaten nicht genug geben kann.
Na dann sehen wir uns ja bestimmt nächste Woche auf ’nen Kaffee. Auf ’nen Kaffee, genau!