KID CASH | Radio Arty
30. März 2017, 19 Uhr
3. April 2017, 24 Uhr
Diese Woche ist Christian August aka KID CASH zu Gast bei Radio Arty. Der Künstler arbeitet hauptsächlich mit Graffiti und Malerei im öffentlichen Raum und ist Gründungsmitglied des Berliner Künstlerkollektivs KLUB7. Am 31. März eröffnet seine erste Soloausstellung VERY NECESSARY in der Urban Spree Galerie.
Name?
Christian August alias KID CASH
Wie beschreibst du deine Kunst?
Mitte der neunziger Jahre habe ich angefangen Wände in der Stadt zu bemalen und mich mit Oberflächen, Urbanität und Architektur auseinander zu setzen. Diese Begeisterung inspiriert mich bis heute. Als Ausgangspunkt für meine Arbeiten dienen häufig spontane Skizzen und Handy-Fotos, die aus Alltagssituationen und Empfindungen heraus entstehen. Die Quellen hierfür sind sehr divers und reichen von Landschaften und Stilleben über Buchstaben bis hin zu Links zu Werken von Picasso, Henri Matisse oder Hans Arp. Im gemalten Bild versuche ich dann abstrakt etwas Gefühltes in eine losgelöste, poetische Sichtbarkeit zu übersetzen.
Von Linie zu Fläche, von Form zu Form, von Form zu Linie – die Bewegung und Dynamik meines eigenen Körpers spielt eine wesentliche Rolle bei der Komposition meiner großformatigen Werke, die vollen Körpereinsatz erfordern. Die Buchstaben der New Yorker Graffiti der 70er Jahre und die eigene Prägung durch die Subkulturen der Nachwendezeit in den 90er Jahren üben bis heute einen sichtbaren Einfluss auf meine Formensprache aus.
Welche Materialien benutzt du beim Malen?
Für meine Arbeiten wähle ich Materialien aus, die mir einen schnellen und spontanen Schaffensprozess ermöglichen und meine intuitive und energetische Arbeitsweise unterstützen. Das sind meistens Acryl- und Sprühfarben, Baustoffe, Holz und Leinwand.
Was kann man in deinen Arbeiten sehen?
Ich begann Mitte der neunziger Graffiti zu malen. Um die Jahrtausendwende entwickelten sich meine Arbeiten in eine figürlichere Richtung. Ich malte illustrativ und symbolisch – oft grafisch und linear. Seit ein paar Jahren erlebe ich bei mir eine Art Renaissance des Graffiti. Die Buchstaben sind wieder zurück. Sie sind der Ausgangspunkt für die meisten der aktuellen Arbeiten. Allerdings interessiert mich nicht das Erkennbare, Lesbare, vielmehr sind es die unerschöpflichen Abstraktionsmöglichkeiten der Buchstaben. An der Stelle fällt mir dazu ein passendes Zitat von Picasso ein: Es gibt keine abstrakte Kunst. Man muß immer mit etwas beginnen. Nachher kann man alle Spuren des Wirklichen entfernen.
Inwiefern beeinflussen dich Maler wie Pablo Picasso und Henri Matisse?
Maler wie Picasso und Matisse begeistern mich immer wieder, weil sie zu ihrer Zeit so unglaublich gute Arbeiten geschaffen haben. Die Art wie sie abstrahiert haben, ist es, die mich fasziniert! Das waren bzw. sind einfach Genies!
Picasso hatte von 1925-1936 eine Phase, wo er grandios mit Formen umging – ein richtiger Jongleur der Formen. Es gibt eine Serie von Skizzen und Gemälden, bei denen er immer wieder eine Badende Frau darstellt (Skizzenbuch Nr. 95). Die Formenvielfalt in den Arbeiten ist überwältigend. Ich erkenne zwar keine Frau, für mich könnten es genauso gut Buchstaben oder Tiere sein, aber genau diesen Interpretationsspielraum finde ich hier so spannend.
Aufgrund von mehreren Krankheiten und Schicksalsschlägen, die Matisse wunderbarer Weise überlebte, war er gezwungen ab Anfang der 40er Jahre im Rollstuhl oder im Bett zu arbeiten. Diese Einschränkung nötigten ihn zu Vereinfachungen und brachten in der letzten Phase seines Lebens die einzigartigen Scherenschnitte hervor. Matisse’s ästhetische Grundsätze waren immer Vereinfachung, Verdichtung und Synthese. Allein diese Kombination finde ich unglaublich inspirierend. Im letzten Jahr habe ich mit Mike Okay und Lowskii von unserer Künstlergruppe KLUB7 in Lutherstadt Wittenberg eine Fassade gemalt, die als Hauptfarbtöne ein Kobaltblau und ein dunkles Permanentgrün enthält. Inspiriert von Matisse wollte ich in diesem Wandbild den Link zu dem Gemälde „Der Tanz“ setzen. Diese Farbkombination beschäftigt mich seit dem und gibt in der jetzigen Ausstellung zusammen mit Schwarz und Weiß das reduzierte Farbspektrum an. Das knallige Kobaltblau in meinen Bildern verweist zusätzlich auf die Scherenschnitte, wie der „Blaue Akt“ oder „Venus“ von 1952. Ich finde dieses Kobaltblau irgendwie magisch, tief und rein. Ich male gerade sehr gern damit.
Wann kann man das nächste Mal etwas von dir sehen (Ausstellung o.ä.)?
Unter dem Titel VERY NECESSARY zeigt die Urban Spree Galerie meine neue Werkreihe mit neuen Bildern aus diesem Jahr. Die Eröffnung findet am Freitag, den 31. März, ab 18:30 Uhr statt. Dazu lade ich euch herzlich ein.
Wer sollte dort vorbeikommen?
Ästhetik: Zur Ausstellung sollten Leute kommen, die sich im weiteren Sinne für abstrakte Malerei auf großformatiger Leinwand interessieren und für die magische Farbe Kobaltblau.
Kunstgeschichte: Leute die sich für die Weiterentwicklung von Graffiti, Street Art oder Urban Art interessieren.
Sonst: Es ist doch immer wieder schön bei einer großen Ausstellungseröffnung viele interessante Leute zu treffen und zu quatschen.
Was muss man sonst noch über dich wissen?
Ich, Christian August, bin 1977 in Halle (Saale) geboren, studierte er an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, wo ich Schüler von Gerhard Schwarz war. Seit 1994 beschäftige ich mich mit Malerei, hauptsächlich auf Wänden und Leinwänden. Ich bin Mitglied und Gründer der Künstlergruppe KLUB7, die seit 1998 aktiv ist. Und Ich lebe und arbeitete in Berlin.
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