Kindersoldaten im Kongo
Heute ist internationaler Kindertag – ein Tag, der auf die Bedürfnisse und Rechte von Kindern aufmerksam machen soll. Darüber kann man jetzt mit PolitikerInnen und AktivistInnen sprechen – oder auch einfach mal mit Kindern selbst. Aysche Wesche aus der FluxFM-Redaktion hat sich deshalb mit Yannick Flötotto getroffen. Er ist gerade mal 14 Jahre alt und setzt sich gegen den Missbrauch von Kindern als Soldaten ein.
Den Beitrag könnt ihr hier nachhören:
Mit Neun Jahren besucht Yannick eine Ausstellung über Kindersoldaten in Zentralafrika, eines der Bilder geht ihm seitdem nicht mehr aus dem Kopf:
„Einfach ein Junge, der fast so alt ist wie ich und der eine Waffe um den Arm gelegt hat, die fast so groß ist wie er selbst.“
Heute ist Yannick 14 und betreibt den YouTube-Kanal KinderNichtSoldaten.tv, als Ableger der kongolesischen Organisation Paix pour L’enfance. Ihr Gründer ist Junior Nzita, ein ehemaliger Kindersoldat und UN-Sonderbotschafter für Kindersoldaten. Für eine Klassenjahresarbeit hat Yannick ihn sogar getroffen:
„Ein komisches Gefühl. Ich konnte mir gar nicht vorstellen, dass das ein Mensch ist, der so viel erlebt hat. Dann haben wir ihn interviewt und ich konnte es nicht fassen, dass ich im gleichen Raum mit einem so bekannten und einem so weisen, informierten und wissenden Menschen bin.“
Zwischen den beiden entwickelt sich eine Freundschaft. Junior freut es, dass sich ein Junge in Deutschland so sehr für Kindersoldaten am anderen Ende der Welt interessiert. Yannick ist von Juniors Weltsicht beeindruckt:
„Er meint, dass er selbst nur durch Vergebung glaubt, dass ihm vergeben werden kann. Weil er als Kindersoldat selbst auch Sachen tun musste und er kann davon nur los lassen, indem er denen vergibt, die ihm das angetan haben.“
Zwölf Jahre ist Junior Nzita als er im Kongo aus seiner Schule entführt wird. Zehn Jahre lang zwingen sie ihn zu kämpfen, bis ein UNICEF-Programm ihn rettet und demobilisiert. Seitdem leitet er im Kongo ein Heim für ehemalige Kindersoldaten. Sie werden in ihren Dörfern oft nicht mehr aufgenommen. Im Kongo gründet Junior auch die Organisation Paix pour l’enfance. Als ehrenamtlicher UN-Sonderbotschafter reist er jetzt um die ganze Welt und erzählt seine Geschichte um aufzuklären. Ehrenamtlich, da er dafür kein Geld annehmen möchte:
„Er könnte sein Heim viel besser finanzieren, hätte weniger Stress. Aber er will eben, dass es sich auf längere Zeit für alle Kinder lohnt und nicht nur für seine. Ihm wurden schon öfter größere Beträge von Politikern angeboten. Aber die wollen halt nicht, dass er sich weiter dafür einsetzt, dass große Waffenproduzenten nicht so viele Waffen produzieren und nach Afrika schicken.“
Waffen, die über Umwege in Kinderhänden landen können. Juniors Ziel: Wenn Menschen die Zusammenhänge besser verstehen, dann wird sich etwas ändern. Das denkt auch Yannick – angefangen bei ganz alltäglichen Dingen:
„Coltan ist ein Metall, das in jedem Smartphone verbaut wird. Das ist fast nur im Kongo verfügbar und darum bekriegen sich alle und darunter leiden auch die Kinder. Und jeder, der ein Smartphone hat, hat sozusagen in gewisser Weise auch irgendwas damit zu tun – aus meiner Sicht.“
Mit seinem YouTube-Kanal erzählt er deshalb Junior Nzitas Geschichte und setzt sich für eine Welt ohne Kindersoldaten ein.
Wer sich den Kanal von Yannick Flötotto mal angucken will, findet ihn auf YouTube unter KinderNichtSoldaten.tv. Junior Nzita finanziert das Heim für Kindersoldaten durch den Verkauf seines Buches Wenn ich mein Leben als Kindersoldat erzählen könnte. Das gibt es auf Französisch und Deutsch, und kaufen könnt ihr es entweder auf Amazon oder theartscoalition.org.
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