Korrupte Musikindustrie – in der HBO-Serie „Vinyl“
Derzeit boomt kein Markt so sehr wie der der Serien. Eine nach der anderen purzelt aus unseren TV-Geräten, von Zombies über Geldfälscher oder unfreiwilligen Drogenentwicklern bis zu mysteriösen FBI-Fällen jagt eine kreative Idee das nächste gut gemachte Remake. Kein Wunder, sind die Fortsetzungsgeschichten dank der Streaming-Kultur längst zur leicht zugänglichen Unterhaltung geworden, abseits vom immer teurer werdenen Kinobesuch.
Da verwundert es auch nicht, dass man jede neue Sendung auf ihren potentiellen Kultheitsfaktor überprüft. Welche Serie hat das Zeug dazu, das nächste Breaking Bad zu werden? Jetzt gibt es eine Serie aus prominenter Feder, die zwar thematisch den Fantasy-Welten von Game Of Thrones nicht ferner sein, aber dennoch zum nächsten großen Ding werden könnte.
Der Star-Regisseur Martin Scorsese (Taxi Driver, Wolf Of Wall Street) hat sich mit dem Rolling-Stones-Frontmann Mick Jagger zusammen getan und mit Vinyl für den amerikanischen TV-Sender HBO eine Serie produziert. Thematisch handelt Vinyl vom New Yorker Musikbusiness der siebziger Jahre – der bekennende 70ies-Fan Martin Gertz hat sich vor dem Fernseher geparkt und sich die ersten Folgen angeschaut.
Hier gibt es den kompletten Beitrag zum Nachhören:
Ritchie ist der Boss eines Plattenlabels. Früher hatte er den richtigen Riecher, was neue Musikentdeckungen betrifft, doch das ist längst vorbei. Er ist ein gebrochener Mann, an allen Ecken und Enden geht sein Leben drunter, drüber und den Bach runter. Und das nicht nur wegen des mangelnden Erfolgs von American Century, wie seine Plattenfirma heißt.
Vinyl ist ein Destillat der unterschiedlichsten Kulturen und Einflüsse – wie die Weltstadt New York. Wild, gefährlich, laut, verrückt, authentisch. Immerhin sind in New York innerhalb von nur sechs Monaten und in einem Umkreis von gerade mal acht Kilometern drei der einflussreichsten Musikgenres entstanden: Punk, Disco und HipHop.
Diese spannende Zeit des Umbruchs fängt Vinyl hervorragend ein. Die Konzertszenen sind filmtechnisch fantastisch umgesetzt und ziehen den Zuschauer förmlich in ihren Bann. Sie schaffen es, dass man sich als Zuschauer praktisch mitten im Geschehen glaubt – eben genau so, wie im Konzertsaal. Man bekommt Gänsehaut aufgrund der Intensität.
Dazu kommt eine Story, die in den ersten Folgen, die es bereits in Deutschland zu sehen gibt, spannend ist und vor allem bleibt. Man möchte ein ganzes Wochenende auf der Couch liegen bleiben, um sich in einem Megamarathon fünf Staffeln auf einmal reinzuziehen.
Auch die Details wirken sehr realistisch: Von der Kleidung bis zum Graffiti an den Wänden, von den Schauplätzen bis zu den Berühmtheiten, die beim gemeinsamen Feiern porträtiert werden. John Lennon trinkt mit Bruce Springsteen in der Bar an der Ecke ein Bierchen, während Bob Marley mit Peter Tosh auf der Bühne steht. Eine Nacht wie jede andere, denn das war in New York anno 1973 total normal.
Somit bekommt Vinyl von uns eine große Empfehlung. Eine zweite Staffel wurde bereits in Auftrag gegeben, und wenn die Story auch weiterhin ihr Niveau halten kann, dann haben die Kollegen von HBO einen kleinen Goldschatz in ihren Reihen.
Wer auf den Geschmack gekommen ist, für den startet Vinyl am 7. April beim Bezahlsender Sky Atlantic. Für alle, die Sky Go benutzen, liegen dort schon die ersten fünf Folgen im Original mit deutschen Untertiteln zum Anschauen bereit.