Lärmschutzwand in Dahlem Urban Village
Lärmschutzmauern, die kennen wir von der Autobahn. Und da sind sie auch absolut berechtigt. Wenn aber spielende Kinder und Jugendliche hinter einer fünf Meter hohen Mauer verschwinden müssen, damit die Anwohner es schön ruhig haben – dann hat das Ganze was von einer verkehrten Welt. Genau das passiert aber gerade in Dahlem. Dort wird eine neue Wohnsiedlung gebaut, der gegenüber sich ein Jugendzentrum mit Sportplätzen und kleinem Skatepark befindet. Und wo Kinder spielen, da ist auch nicht immer mux Mäuschen still. Das dachten sich wohl auch die Verantwortlichen und haben die Sportanlagen eingemauert.
Zuhause ist kein Ort. Zuhause ist ein Gefühl. Was für ein schöner Marketing-Satz, der da auf dem Schild der Baustelle der neuen Luxuswohnsiedlung Fünf Morgen – Dahlem Urban Village prangt. Heimelige Gefühle wollen vor allem bei den Anwohnern derzeit aber keine aufkommen. Schuld daran sind meterhohe, braune Wänden, die gegenüber der Baustelle in den Himmel ragen und die dahinter liegenden Sportplätze abschirmen. Eine Frau mit Kinderwagen mustert das merkwürdige Bollwerk im Vorbeigehen:
„Also ich finde es sieht aus wie Gefängnis und ich frag mich, warum die Mauer sein muss. Der Jugendclub war schon immer da und so laut sind die nicht.
Aus Sicht der Bauherrn liegt der Grund auf der Hand: Schön ruhig soll’s im neuen Village sein. Und dafür müssen störende Lärmquellen – manche nennen sie auch spielende Kinder – ordentlich abgeschirmt werden. Eine Straße weiter ist die Mauer kaum mehr zu sehen. Vorbehalte einer Anwohnerin gibt es trotzdem.
„Ich meine es ist schon laut. Davon abgesehen sind Kinder unsere Zukunft, ne? Und ich verstehe nicht, wenn die Leute dahinziehen, warum da eine Mauer hin soll? Die haben doch selbst sicher auch Kinder, oder? Also ich bin mit der Mauer nicht einverstanden.“
Kinder und Jugendliche sind den ganzen Morgen über ohnehin noch nicht auf den Sportanlagen zu sehen. Bis in den frühen Nachmittag hinein wirken die diese wie ausgestorben. Geschäftig wird es dort erst jetzt nach Schulende. Auf dem Heimweg kommen einige Jugendliche an den Mauern vorbei.
„Ja, ich würde schon sagen, dass das scheiße ist. Du kannst dich nicht ausgrenzen, nur weil du reicher oder besser bist. Wenn sie dort was errichten, dann sollen sie es für alle errichten.“
„Ich finde es blöd, dass dort gebaut wurde, weil es nicht gut aussieht.“
„Ich habe nichts dagegen. Wenn ich da wohnen würde, würde ich das gut finden.“
„Ich finde es ziemlich daneben, dass die Siedlung direkt vor einem Kindergarten gebaut wird.“
Das Kinderhaus Tom Sawyer liegt direkt hinter den Sportplätzen. Heike Deckman – Stellvertretende Leiterin des Kinderhauses:
„Also meine persönliche Meinung ist dazu, dass ich es ganz schrecklich finde, dass Kinder jetzt hinter Mauern verschwinden. Ich kann aber verstehen, wenn es zum Schutz der Anlage dient, dass die Mauer gebaut wurde.“
Denn letztlich sichere der Bau der Mauer gewissermaßen den Erhalt der Sportplätze, da sie keinen offiziellen Bestandsschutz genießen. Die braunen Wände haben also auch ihr Gutes. Hoch und hässlich sind sie trotzdem. Um das zu ändern, sollten die Jugendlichen sich mit kreativen Ideen beteiligen. Ein Vorschlag waren bunte Graffitis. Daraus wird jetzt aber doch nichts. Die Mauern müssen so bleiben wie sie sind. Die Anweisungen kommen von…? Heike Deckman:
„Es sind viele Gerüchte und man weiß mittlerweile nicht mehr, was man glauben soll.“
Eins ist aber klar: Viele Anwohner und Eltern des Kinderhauses sind mit der Situation – so wie sie ist – nicht einverstanden und wollen gegen die Mauer juristisch vorgehen. Daran will sich das Kinderhaus Tom Saywer nicht beteiligen – dennoch: Dass Kinder künftig beim Spielen hinter Mauern verschwinden müssen hält wohl nicht nur Heike Deckman für eine beunruhigende Entwicklung.
:infoboxalex:
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