So war es beim Lollapalooza Stockholm
Mittsommer. Allseits bekannt als Sommersonnenwende und größte Sause, die die Schweden feiern. Hell ist es dann fast die ganze Nacht, geschlafen wird selten und jede Sekunde an der frischen Luft genossen. Normalerweise geht es nach diesem Happening steil bergab, der Winter naht – aber nein: In diesem Jahr wurde die Depression pausiert, dank der Premiere des Lollapalooza Stockholm. Am letzten Juniwochenende versammelte sich in der schwedischen Hauptstadt eine feine Auswahl an Bands und Künstler*innen – und auch wir waren für euch dabei.
Line-Up:
Billie Eilish, Foo Fighters, Lykke Li, Lana Del Rey, Travis Scott, Bring Me The Horizon, The Hives, Mø, Young Thug, Jacob Banks und ein bunter Mix an Local Heroes wie Laleh, Markus Krunegård und Tove Styrke. Das Tolle am Lolla-Konzept ist ja, dass es keine Genre-Grenzen gibt. Alternative meets HipHop meets Pop meets Elektro. So kann es schon sein, dass man auf einmal Künstler*innen entdeckt, die man vorher gar nicht auf dem Schirm hatte. Gründer Perry Farrell (der übrigens auch mit seiner Band vor Ort war) müsste mit der Umsetzung also mehr als zufrieden sein. Natürlich fehlten auch das Kids Palooza, Graffiti-Wände & Kunst-Performances und die typische bunte Lolla-Deko nicht.
Location:
Die riesige Rasenfläche in Gärdet in der Stockholmer Innenstadt eignet sich perfekt für ein Festival. Da das Gelände ein bisschen hügelig ist, gab es von überall beste Sicht auf die Bühnen. Von Vorteil übrigens auch für den Sound, denn obwohl alles so nah beieinander war, war der mehr als in Ordnung. Für die 56.000 anwesenden Besucher war es ein entspanntes Miteinander, da sich alles gut auf dem Gelände verteilte. Und weil die Schweden auch nicht unbedingt für ihre Drängeleien bekannt sind, haben wir lange kein so großes Festival erlebt, auf dem es auch noch kurz vor Beginn der Main Acts so stressfrei zuging.
Highlights:
Am beeindruckendsten war sicher Billie Eilish, deren Selbstbewusstsein einfach erschreckend gut und erfrischend ist – genauso wie die Performance übrigens. Ganz ungefiltert repräsentiert sie die Generation, die uns irgendwie gerade überholt. Gott sei Dank! Für alle über 25 war musikalisch aber auch gesorgt: Die Foo Fighters machten den Samstagabend zum Highlight. Nicht zuletzt, weil Dave Grohl seine Kids als Altersvorsorge dabei hatte (Tochter Violet sang Backing Vocals, weil Sommerferien!) und er große Wiedervereinigung mit seinem “Hero” Johan feierte. Dem Arzt, der seinen Fuß beim Göteborg-Konzert vor vier Jahren tapfer zusammengehalten hat. Johan wurde unter Jubel auf die Bühne „gestagedivt“ und sang mit Grohl zusammen einen Song. Freunde fürs Leben. Außerdem erwähnenswert, weil grandios: Jacob Banks emotionaler Auftritt, ein gut gelaunter Matty Healy von The 1975s, die vorherrschende Begeisterung für HipHop und das perfekte Wetter.
Sonderbares:
Interessant war die strikte Abgrenzung der Alkohol- und Non-Alkohol-Areas. Wer ein Bier trinken möchte, kann damit nicht wild übers Festivalgelände stromern, sondern muss sich dafür in ausgewiesenen Drink-Areas aufhalten. Ausweiskontrolle inklusive. Für unsereins ein bisschen gewöhnungsbedürftig, die Stimmung hat das aber nicht getrübt. Am schönsten war es übrigens im “Wine Garden”, wo lokale schwedische Weine gereicht wurden und die Gäste ganz boheme auf Heuballen saßen. Gemütlich!
Fazit:
Premiere mehr als gelungen. Ein liebevoll gestaltetes Festival, das sich ohne Weiteres in die Lolla-Familie einreihen kann. Die zweite Ausgabe ist auch schon in Planung für 2020 – wir können euch den Besuch wärmstens ans Herz legen. Und Stockholm im Sommer lohnt sich ja sowieso. Für alle, die nicht warten oder reisen wollen, gibt’s natürlich auch noch das Lolla in Berlin am 07. und 08. September.