Marga Schoeller Bücherstube I Berliner Monumente
Ingeborg Bachmann, Max Frisch und Erich Kästner, sie alle stehen im Gästebuch der Marga Schoeller Bücherstube. Seit 90 Jahren gibt es den Buchladen inzwischen, eine echte Berliner Institution, die auch sehr turbulente Zeiten erlebt hat. FluxFM Redakteurin Lena Mempel hat in Charlottenburgs ältester Buchhandlung vorbeigeschaut und zum Jubiläum gratuliert.
Grüne Regale voll gestapelt mit Büchern, hohe Stuckdecken, frische Chrysanthemen auf dem Tisch in der Ladenmitte. Die Marga Schoeller Bücherstube fühlt sich an, als wäre ich gradewegs in ein Charlottenburger Wohnzimmer spaziert. 90 Jahre ist die Firmengründung her, Ruth Klinkenberg ist seit über 40 Jahren mit dabei.
„Was mir damals gefallen hat, als ich die Buchhandlung das erste Mal sah, war dass man sehr schnell merkte, das war eher ein etwas unkonventionelles Klima. Was wir dann auch später versucht haben durchzuhalten. Wir wollten auf keinen Fall ein kleiner Hugendubel oder ein kleiner Thalia werden. Und ich denke, dass haben wir auch geschafft.“
Angefangen hat alles am 1. November 1929. Die Münchnerin Marga Schoeller übernimmt mit gerade mal 24 Jahren eine kleine Filiale der Buchhandlung Buchholz am Ku’damm. Ihre Bücherstube wird zum Treffpunkt für die Berliner Avantgarde und ist weit über die Grenzen der Hauptstadt bekannt. 1933 kommen die Nationalsozialisten an die Macht und die Bücherstube wird zu einem stillen Ort des Widerstands, erzählt Ruth:
„Also ich meine es gab einen Kohlenkeller, wo es noch eine ganze Menge Bücher gab, die längst verboten waren. Für vertrauenswürdige Kunden gab es da immer noch einen ganz guten Vorrat. Und oben im Laden hat sie Bilder von einem Pferdeporträtmaler mitverkauft um irgendetwas da zu haben, und die scheinen sogar ganz gut gegangen zu sein.“
Nach dem Krieg ist Marga Schoeller die erste Buchhändlerin in Berlin mit offizieller Lizenz, aber: Es gibt keine Bücher. Mit viel Esprit und Einfallsreichtum füllt sie den Laden peu a peu. Die Bücherstube wächst und floriert, besonders wegen des breiten Angebots von akademischen Wälzern bis zu englischer Literatur, von Bestsellern bis zu unbekannten Büchern. Bis 1974 die Kündigung wegen Eigenbedarfs im Briefkasten liegt.
Das Ärgerlichste daran war eigentlich, finde ich im nachhinein, dass der Hausbesitzer den Laden für seinen Sohn haben wollte. Der hat dann ein Restaurant aufgemacht, was nicht allezulange dagewesen ist. Drei bis vier Jahre vielleicht, dann ging das pleite und war auch wieder raus. Da fragt man sich, ob das so nötig gewesen wäre.
Mit unzähligen Bücherkisten zieht das Team um die Ecke in die Knesebeckstraße und wird zur einer nicht wegzudenkenden Institution im Kiez.
„Also viele der Leute, die hier in der Nachbarschaft wohnen, sind regelmäßig hier. Und die Kunden empfinden den Laden glaube ich als sehr schön in sich dieser ständig, ständig verändernden Stadt. Ich glaube, wir sind eine Art Ruhepol, der immer noch da ist und verlässlich da ist.“
1978 stirbt Schoeller. Ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen führen den Laden als Kollektiv weiter, auch Ruth Klinkenberg. Seit zwei Jahren ist sie alleine Chefin, mit genau so viel Liebe wie schon ihre Mentorin.
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