Period. End of Sentence | Breitbild
Scham und Isolation: In vielen Regionen Indiens ist die Menstruation noch immer ein Tabuthema. Die Non-Profit-Organisation The Pad Project will das ändern – und Frauen frei und unabhängig machen. Rayka Zehtabchi und Melissa Berton heban eine Dokumentation drüber gemacht und für Period. End of Sentence promt den Oscar gewonnen. FluxFM-Redakteurin Lena Mempel hat reingeschaut.
Period. End of Sentence brauch genau 26 Minuten, um aus einer schlichten, weißen Baumwollbinde ein Symbol der Befreiung und Unabhängigkeit zu machen. Gedreht von Rayka Zehtabchi und Melissa Barton, folgt die Kurz-Doku einer Gruppe von Frauen im nordindischen Harpur. Eine chaotisch-bunte Kleinstadt, ungefähr 60 Kilometer außerhalb von Delhi. Wie groß das Stigma um die Periode hier ist, zeigt gleich die Einstiegssequenz.
Das ist mir peinlich. Ich trau mich nicht. Was passiert in unserem Körper? Warum bluten wir? Das weiß nur Gott. Es ist schmutziges Blut, das ausfließt. Deshalb bekommt man Babys. Mehr weißt ich nicht.
Kein eingelegtes Gemüse anfassen, den Tempel nicht betreten, das unreine Blut verstecken, wo immer es nur geht: Die tief verwurzelten kulturellen Tabus rund um die Menstruation machen das Leben für die 50 Prozent der Weltbevölkerung, die sie jeden Monat hat, sehr viel schwerer. Dazu kommt: Viele Frauen haben keinen Zugang oder kein Geld für Binden.
Das Problem war, dass ich nicht wusste, wo ich meine Untertücher wechseln sollte. Es musste außerhalb der Schule geschehen. Die Tücher sind schnell feucht geworden und ich musste weit weg gehen. Das habe ich ein Jahr lang durchgehalten. Ich hoffte, dass sich etwas ändert, aber es blieb so. Also brach ich die Schule ab.
Zeit, diesen Teufelskreis zu durchbrechen: Das Pad Project installiert in Harpur einen Apparat, mit dem sich Binden einfach und kostengünstig herstellen lassen. Sie zeigen den Frauen, wie sie die Maschine bedienen – und stoßen ganz nebenbei einen längst überfälligen Dialog an.
Die Töchter reden nicht mit ihren Müttern, die Frauen nicht mit ihren Ehemännern und Freunde nicht miteinander. Ich habe die Monatsbindenmaschine erfunden. Unser Ziel ist es in Indien den Gebrauch von Monatsbinden von 10 auf 100 Prozent zu steigern.
Mit ihrer Bindenmaschine können die Frauen sich nicht nur selbst versorgen – Nein, das ganze ist eine Business-Idee. Für viele der Frauen ist es das erste selbst verdiente Geld. Und der Traum, dass Unabhängigkeit und Selbstverwirklichung auch irgendwann im kleinen, traditionsbewussten Harpur Einzug hält.
Mein jüngerer Bruder kam zu Besuch und ich kaufte ihm einen Anzug. Normalerweise kaufen die Brüder ihren Schwestern Geschenke. Aber diesmal war es umgekehrt. Ich kaufte ihm Kleider, weil ich endlich Geld hatte.
Mädchen traut man gar nichts zu. Sie werden ständig gehänselt. Aber wenn ich mal Polizistin bin, dann versohle ich den Jungs den Hintern, falls sie mich wieder ärgern.
Der Film zeigt eindrucksvoll, was es bewirkt, wenn Frauen zusammenhalten und wie eine Monatsbindenmaschinie so langsam – Dorf für Dorf – die indische Gesellschaft revolutioniert. Es gilt, was Rayka Zehtabchi unter Freudentränen stolz von der Oscarbühne gerufen hat: Menstruation darf niemals der Grund sein, warum Mädchen ihre Ausbildung abbrechen. Period. End of Sentence.
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