Radio Arty: Claas Gutsche – changing truth
9. Oktober 2014, 19 Uhr
13. Oktober 2014, 24 Uhr
Diese Woche ist Claas Gutsche zu Gast bei Radio Arty. Seine Ausstellung changing truth kann man noch bis 25. Oktober in der Galerie Wagner + Partner am Strausberger Platz sehen.
Mit changing truth widmet sich Gutsche erstmals stärker seiner Herkunft und greift zu Bildvorlagen, die ausschließlich Architektur oder Gebäudeelemente zeigen, die in direkter Verbindung zur DDR stehen. Wie prägt Architektur unsere Erinnerung einer bestimmten Zeit und wie verändern Bilder, insbesondere Fotografien, diese Eindrücke nachträglich?
Gutsche verweist mit seinen menschenleeren und kulissenhaft wirkenden Bauten auf den Umstand, dass Architektur immer den Kontext ihrer Entstehung einzuschließen scheint.
In dem der Druckgrafik eigenen, harten Schwarzweißkontrast werden die Informationen, die die von Gutsche genutzten Bildvorlagen einst bargen, reduziert auf Licht und Schatten – auf Sichtbarkeit oder Ausradiertsein.
Über die „Kunst am Bau“ waren und werden viele Menschen angesprochen. Vor allem in Gutsches neuen Arbeiten transportieren und verbergen die DDR-Fassaden mit ihren Gestaltungen das, was sich unter der Oberfläche befindet. Oft ist es der Werktitel, der mehr über den historischen Kontext verrät, welcher hier nur reduziert sichtbar und von der Druckerschwärze wortwörtlich überschattet ist.
Die Arbeit „Der neue Mensch“ zeigt eine jener typischen, oft als Mosaik oder Putzmalerei gestalteten, Gebäudeseitenwände, hier des ehemaligen Magnetkaufhauses in Eisenhüttenstadt. Das Wandbild „Produktion im Frieden“ von Walther Womacka prangt wie ein Werbebanner am Baukörper, das so Träger einer politischen Aussage war, die zwar heute noch öffentlich sichtbar, jedoch für uns schwer zu entschlüsseln ist. Mit dem Ende der DDR haben die Inhalte der Großmosaike und Fassadenmalerei an Bedeutung verloren. Werden nun diese Gebäude zerstört, bleibt allein die Vorstellung, die aus medialen Bildern gewonnen werden kann.
Jenes Fassadenelement, das „Concrete“ zeigt, lässt sich zwar allgemein in der DDR-Architektur verankern, jedoch nicht mehr auf ein bestimmtes Gebäude mit besonderer Aufgabe reduzieren. Das Zierelement ist ein zurückhaltendes und doch sehr konkretes steingewordenes Symbol. Hinter banal wirkenden Ausschnitten von Gebäudehäuten oder Interieurs verbergen sich dutzende Bilder, die nur in Ostdeutschland aufgewachsene Betrachter direkt abrufen können. Ihnen folgen persönliche Erinnerungen an Geschehnisse, Begegnungen oder historische Momente.
So besitzen Gutsches Linolschnitte deutlichen Zeitbezug und sind geprägt von inhaltlicher Tiefe, die sich dem Betrachter erst nach und nach eröffnet.“ (Text: Galerie Wagner + Partner, Berlin)
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