Radio Arty mit Thomas Eller, Fang Lu & Colin Chinnery

▷ Letzte Änderung: 2014-04-30
By Frank [FluxFM] |
Im Radio:
1. Mai 2014, 19 Uhr
5. Mai 2014, 24 Uhr

Am 29. April 2014 eröffnete in den Uferhallen die Ausstellung „Die 8 der Wege: Kunst in Beijing„. Die Schau und ein Begleitprogramm – u.a. mit einem hochkarätig besetzten Symposium, Führungen und einer Filmreihe – will ein Segment der Vielfalt künstlerischer Praxis anhand junger Künstlerinnen und Künstler aus Beijing aufzeigen. Das Kuratorenteam mit Guo Xiaoyan, Thomas Eller und Andreas Schmid hat nach Besuchen von über 50 Ateliers im Kunstbezirk 798 von Beijing, in Cao Chang Di, Hei Qiao und Song Zhuang die Auswahl für „Die 8 der Wege“ getroffen. Der Ausstellungstitel nimmt Bezug auf die Glückszahl 8 der chinesischen Tradition, aber auch die eigene kuratorische Reise durch die vielgestaltige Landschaft der künstlerischen Ansätze Beijings, die die Ausstellungsmacher beim Gehen dieser Wege kennengelernt haben.

plakatDie 8 der Wege: Kunst in Beijing
Kunstausstellung in den Uferhallen
Uferstraße 8, 13357 Berlin
30. April bis 13. Juli 2014

Öffnungszeiten
Mittwoch – Samstag 13 – 20 Uhr
Sonntag / Feiertage 11 – 18 Uhr

Preise
Normal: € 6,- Ermäßigt: € 4,-
Freier Eintritt bis zum
vollendeten 14. Lebensjahr


Thomas Eller

Thomas Eller ist Künstler und Kurator. Er lebt in Berlin und New York. Seit 1990 zeigt er seine Arbeiten in zahlreichen Galerien und Museen in Europa, Asien, Nord- und Südamerika. Er wurde 1996 mit dem Karl Schmidt-Rottluff-Preis, 2000 mit dem Villa Romana-Preis, Florenz, 2002 vom Art Omi International Arts Center, New York und 2006 mit dem Käthe-Kollwitz-Preis der Akademie der Künste, Berlin ausgezeichnet. 2004 gründete er das online-Kunstmagazin artnet.de und leitete es von 2004 bis 2008 als geschäftsführender Chefredakteur. Von 2008 bis 2009 war er künstlerischer Geschäftsführer der Temporären Kunsthalle Berlin. „The White Male Complex“ ist Arbeitstitel einer Reihe von Kunstwerken und Ausstellungsvorhaben, an der er seit 2011 arbeitet.


Fang Lu

Perspektivwechsel – das ist das Ordnungsprinzip der Künstlerin Fang Lu, nicht nur in ihrem Hauptwerk „Cinema“. Eine merkwürdige, surreale „Unbehaustheit“ haftet schon früheren Videoarbeiten der Künstlerin an, die an künstlichen Orten spielen, wie TV-Studios oder den zu touristisch erschlossenen Sozialstudien verkommenen Hutongs in Beijing. Ein Filter von „Uneigentlichkeit“ schwebt über allen Arbeiten, denen mit pseudomarxistischen Metaphern kaum beizukommen ist. Wieder einmal sind es die einfachen Dinge, die das Leben schwer machen: Der Einkauf und die Verwendung von Nahrungsmitteln werden zur Gestaltungsfrage und zum Problem von Stylisten in einer turbokapitalistischen Beauty-Industrie.

Was nicht ausbleibt, ist der Ennui – und die Betrachtung. Und die Betrachtung der Betrachtung. Mit „Cinema“ hat Fang Lu ein komplexes Beobachtungsszenario entwickelt, das zwischen Voyeurismus und Empathie changiert. Eine junge Frau – man stellt sich vor, man sieht sie hinter den Kulissen einer Castingshow – ist Protagonistin dieser Versuchsanordnung aus drei Projektionen und vier Bildschirmen. Man sieht sie, wie sie aus der Umkleide auf die Bühne, in den Regisseursessel wechselt, um schlie.lich uns, die Betrachter, auf die Bühne zu holen. Wir, die Betrachter, werden zu den Betrachteten des Kunstwerks.


Colin Chinnery

Wenige Menschen verkörpern die Fähigkeit, zwischen Kulturen zu übersetzen und zu vermitteln, so wie Colin Siyuan Chinnery. In England und China aufgewachsen, arbeitet er heute als Musiker, Künstler, Kurator und Kulturmanager. Das Fragment als Material und seine Bezüge sind Modi seiner konzeptuellen künstlerischen Arbeit, die auf Vermittlung und Zusammenarbeit ausgerichtet ist. Von Soundinstallationen in Zusammenarbeit mit Brian Eno bis hin zu Videoinstallationen mit He An reicht seine Spannbreite. Sein Werk für „Die 8 der Wege“ führt den Betrachter in die Berliner Ausstellung. Eine Soundarbeit bespielt den Korridor im Eingangsbereich mit Klängen aus den historischen Hutongs in Beijing. Er sammelt und sortiert seit einigen Jahren Töne und Geräusche, die vom Vergessen bedroht sind. Charakteristische Klänge – vom Schuhmacher, Bäcker über den Grillenzüchter bis zum Latrinenreiniger
– werden mit historischen Geräten reproduziert und aufgenommen. So entsteht für ein Museum im Shijia-Hutong das akustische Archiv einer historischen Stadt, in dem nach Tages- und Jahreszeiten sowie nach Dekaden recherchiert werden kann.

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