Tauschbörse ist eröffnet! (Foto: Sophie Euler)
Tauschbörse ist eröffnet! (Foto: Sophie Euler)

Tauschen und tauschen lassen 2020/2021

▷ Letzte Änderung: 2020-12-28
By Jakob |
Im Radio:
28. Dezember 2020 bis 3. Januar 2021

Tauschgeschäfte sind eh die besten Geschäfte! Jörg Petzold hat hier eine Auswahl für euch zusammengestellt, die sich gut zum Tausch für unliebsame Geschenke eignen.


Jacinta Nandi – Die schlechteste Hausfrau der Welt

Feminismus ist Trend: Alle reden über Geder-Pay-Gaps, Tamponsteuern, das Ende des Patriarchats. Was dabei hinten runter fällt, weil es einfach nicht cool ist: Hausarbeit. Jacinta Nandi bricht das Schweigen. Sie erzählt mit viel schwarzem Humor von ihren ganz persönlichen Fronterfahrungen in einem Haushalt mit einem Teenager, einem Kleinkind und einem meist abwesenden Mann – und fragt sich mehr als einmal, wie um Himmels willen sie in diese Rollenverteilung reingeraten ist.

Fazit von Jörg Petzold:
„Dieses Jahr hatten wir schon das tolle ‚equal care‘ hier bei lesen und lesen lassen.
‚Die schlechteste Hausfrau‘ ist ihre laute Schwester im Geiste.
Beide machen klar: es wird keine umfassende Transformation unserer Welt geben, wenn das Thema Fürsorge, also care und alle damit verbundene Arbeit nicht neu gedacht und behandelt wird.
Alle, die in den letzten Monaten kleine Kinder zu Hause zu betreuen hatten, werden jetzt nachdrücklich nicken und sich vielleicht dieses Buch als kleine Unterstützung im Kampf selber schenken. „


Susanne Wedlich – Schleim

Glibbrig grün-gelb, gehustet und geschnieft: Schon allein das Wort „Schleim“ erregt bei vielen Ekel – zu Unrecht findet Susanne Wedlich und widmet der Körperflüssigkeit mit Imageproblem ein hoch ästhetisches Buch. Von Schneckenwesen übers Schlucken bis zum Sex folgt sie dem lebenswichtigen Stoff durch Kunst, Kultur und Wissenschaft, amüsant und überraschend.

Fazit von Jörg Petzold:
„Ein wunderbares Thema, Schleim! Ich verspreche euch: Wer dieses Buch liest, versteht so viel mehr über den eigenen Körper und große Zusammenhänge in der Welt. Dieser zumeist blinde, ekelerregende Fleck in unserer Existenz birgt sehr viel Schönes – und es ist wieder ein Verdienst der Naturkunden, diese dunklen Schönheiten zu beleuchten.“

Schleim von Susanne Wedlich ist bei Matthes und Seitz erschienen.

Kübra Gümüsay – Sprache und Sein

Wie sehr stecken wir Menschen mit unserem Sprechen in Schubladen, weisen ihnen scheinbar allgemeingültige Charaktereigenschaften und Klischees zu, und: Was macht das mit ihnen? In ihrem Debüt hält Kübra Gümüsay ein Plädoyer für eine Sprache, die Menschen in all ihren Facetten existieren lässt. Poetisch und hochpolitisch.

Fazit von Jörg Petzold:
„Ich lege euch dieses Buch sehr ans Herz. Es hat mir mehr als einmal die Augen etwas weiter geöffnet – und meine Ohren, und mein Herz. Ich habe mich mehr als einmal ertappt gefühlt – und ich halte mich für ziemlich bewusst, offen und aufgeklärt. Umso mehr verwundert mich die zum Teil harsche Kritik am Buch. Was mich nicht wundert: Dass Kündra Gümüsay vorgeworfen wird, sie gäbe zu wenige Antworten auf ihre Fragen. Ist das wirklich ihre Aufgabe?
Ist ihr Wunsch und ihre Forderung nach Wohlwollen und Aufmerksamkeit nicht die Grundlage für jede Antwort und Lösung?
Das Thema berührt euch – dann könnt ihr euch damit reich beschenken.“


Tom Hunt – Essen für die Zukunft

4,4 Tonnen Lebensmittel werden in Deutschland jedes Jahr weggesch-missen. Koch und Klimaaktivist Tom Hunt diskutiert in seinem Buch das Problem „Lebensmittelverschwendung“, in Bezug auf Richtlinien, neueste Forschungsergebnisse und mögliche gesellschaftliche Lösungen. Dazu zeigt er in über 80 Rezepten, wie vegetarisch, saisonal und lokal kochen geht – ohne Abfall zu produzieren.

Fazit von Jörg Petzold:
„Wir können zur Zeit nicht essen gehen – aber wir können gut kochen. Hier ist eines der tollsten Kochbücher der letzten Zeit, weil es alles liefert, was wir wissen müssen um unsere Ernährung auf Nachhaltigkeit und Gesundheit zu trimmen. Ein Buch für die, die das schon ganz lang auf ihrem Zettel stehen, aber bisher keine Zeit dafür hatten und natürlich auch für jene, die einfach weitergehen wollen auf ihrem Weg. Es ist so toll gestaltet, dass es in der Redaktion gleich Aufmerksamkeit erregt hat und liefert neben wirklich sehr leckeren Rezepten (ich hab schon einiges probiert!) auch Anleitungen für Techniken wie die Fermentation und zeigt mögliche Küchenkreisläufe. Es hat einfach alles!“

Essen für die Zukunft von Tom Hunt ist bei Dumont erschienen.

Stefanie Sargnagel – Dicht

Netzikone Stefanie Sargnagel ist auf den Straßen Wiens aufgewachsen. In ihrem Debütroman reist sie mit euch dahin zurück, in eine verschwendete Jugend zwischen Parks und Kneipen, Dosenbier und Poesie. Eine eigensinnige, urkomische Hommage an Wien, seine tragisch-glücklichen Außenseiter*innen und an Stefanie Sargnagels eigene Biografie.

Fazit von Jörg Petzold:
„Nachdem ich anfänglich noch ein wenig gehadert hatte mit der Aneinanderreihung von krassen Typen und Geschichten, wurde mir kurze Zeit später bewusst, dass ich 2 Stunden durchgelesen haben musste – ohne es zu merken. Das ist richtig spannend und vor allem lustig und schräg und traurig auch. Die allerbeste Mischung, wenn ihr mich fragt!“

Dicht von Stefanie Sargnagel ist im Rowohlt Verlag erschienen.

Guillaume Paoli – Soziale Gelbsucht

Die Gelbwesten-Bewegung in Frankreich passt in keine Schublade: Organisiert von politischen Anfängern jenseits von Partei-Eliten löst sie eine einzigartige soziale Debatte aus – und eskaliert in Plünderungen und Zerstörung. Medial werden die Gelbwesten oft diffamiert und totgesagt – Guillaume Paoli zeichnet mit seinem Essay eine Gegendarstellung. Die politisch-philosophische Analyse eines neuen Phänomens, zwischen links und rechts.
Fazit von Jörg Petzold:
„‚Ich würde ja gerne was verändern. Nur weiß ich nicht, wie! Außerdem ändert sich am Ende ja doch nichts!‘ Wer kennt diese Gedanken nicht! Paoli analysiert die Gelbwesten und das gegenwärtige Frankreich und zeigt eine Bewegung, die tatsächlich Potential hat, die einfach auf die Straß gegangen ist und blockiert hat. Die die Verbindung von sozialer und ökologischer Frage sichtbar gemacht hat.
Unbedingt lesenswert!!!“

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