Sattler Daniel Heer

Turaluralu: Altes Handwerk – junger Sattler

▷ Letzte Änderung: 2014-02-24
By Diana Hagenberg [FluxFM] |

Wir stellen euch hier bei FluxFm in loser Reihe junge Menschen vor, die ein „altes Handwerk“ pflegen. Heute geht es um Pferde – genauer gesagt um Pferdehaar und was man damit machen kann. Zarah-Louise Roth hat für euch einen Sattler in seiner Ladenwerkstatt in Berlin Mitte besucht. Was ein Sattler mit Rosshaar zu tun hat und welchen unverzichtbaren Gegenstand man aus Pferdehaaren machen kann, erfahrt ihr hier:

 

Daniel Heer ist gelernter Sattler, und das in vierter Generation in seiner Familie. Der 36-jährige Wahlberliner aus Luzern ist nicht nur einer der wenigen Sattler in Deutschland, sondern darüberhinaus der Einzige hierzulande, der sich auf Rosshaarmatratzen spezialisiert hat:

„Jede Matratze hat hochwertigen Materialien in sich und ist komplett von Hand gefertigt, auf Maß gebaut. Die werden hier hier vor Ort nach Kundenwunsch angefertigt. Und halten schlussendlich ein Leben lang.“

 

Rosshaarmatratzen von Daniel Heer

Rosshaarmatratzen von Daniel Heer

 

Rosshaar verliert nämlich nie die Spannkraft. In seiner Ladenwerkstatt in Berlin Mitte kann man dem jungen Sattler (der eher aussieht wie ein Designer) durch die großen Schaufenster bei der Arbeit zusehen. Für Daniel Heer ist das wichtig:

„Gerade bei einem Handwerk, was sehr sehr selten ist, ist es wichtig, es offen zu zeigen und direkt an der Straße zu sitzen und jetzt nicht in einem Hinterhof. Weil das Handwerk an sich hat schon etwas sehr Altes – ich würde sogar manchmal Verstaubtes sagen – an sich.“

 

Sattler Daniel Heer 008 Sattler Daniel Heer in seinem Atelier

 

Bei Daniel Heer ist von Staub keine Spur. Sein Arbeitsplatz erinnert eher an einen durchdesignten Showroom als an eine Sattlerwerkstatt. Die Matratzen werden gefertigt wie zu Urgroßvaters Zeiten, sind aber so klassisch schön, dass sie nicht aus der Mode kommen.

„Das ist auch so ein Seiltanz – mit der Tradition umzugehn. Die Matratze, wie sie hier gebaut ist, ist die Gleiche, wie sie mein Urgroßvater vor 100 Jahren gebaut hat.“

Neben dem Aussehen kommt es – auch hier – auf den Inhalt an.

„Es gibt zwei Qualitäten: das Pferdeschweifhaar und das Pferdemähnenhaar. Die werden geflochten zu Zöpfen. Und die Zöpfe werden dann aufgedreht und dadurch behält es seine Form. In einer klassischen 1 mal 2 Meter Matratze stecken quasi 43 Pferde.“

…Und vier bis fünf Tage Arbeit. Daniel Heer erneuert das Traditionsprodukt: Es gibt auch Modelle mit Jeansbezug, oder ganz edle aus Hirschleder. Eine Rosshaarmatratze ist heute ein Luxusprodukt: Fast 2000 Euro kostet die Matratze fürs Leben. Laut Daniel trotzdem eine sinnvolle Investition:

„Man kann natürlich auch zu Ikea gehen und alle drei Jahre eine neue Matratze kaufen. Aber das sind wiederum diese großen Konzerne, die uns kleinen Handwerker früher oder später auffressen.“

 

Werkzeug von Daniel Heer

 

Darum muss sich der Sattler gerade keine Sorgen machen – er hat soviel zu tun, dass für große Aufträge der Vater aus der Schweiz anreist, um zu helfen. Wer ein altes Handwerk rettet, hat eben alle Hände voll zu tun.

„Es gibt wirklich nur noch eine handvoll Handwerker, die noch die Fertigkeit und das Wissen haben. In Deutschland kenne ich niemanden. Wenn das jemand hört, kann er sich gerne melden. Dann kann man ja vielleicht zusammen was entwickeln…“

 


Die Ladenwerkstatt mit dem großen Schaufenster findet ihr in der Rosa-Luxemburg-Str. 26 in Mitte, in der Nähe der Volksbühne. Der Sattler Daniel Heer ist dort normalerweise ab 10 Uhr morgens höchstpersönlich anzutreffen. Ausbilden darf er übrigens auch – bei Interesse meldet euch bei einfach bei ihm über seine Webseite.

 

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