Foto: Sophie Euler
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#weilsiedichlieben

▷ Letzte Änderung: 2017-01-12
By Nina [FluxFM] |

Wer über sich selbst lachen kann, hat Freunde – so gut, so einfach. Doch funktioniert dieses Wunderrezept auch bei der Deutschen Bank, VW oder in der deutschen Politik? FluxFM-Redakteur Torben Lehning hat sich mit dem Kopf der BVG #weilwirdichlieben-Kampagne Peter Wittkamp über eine utopische Welt voller selbstironischer Werbung unterhalten.


Was die BVG kann, können andere Betriebe doch schon lange. In einer Welt, in der es als intelligent und witzig gilt hässliche Mützen und Schnurrbärte zu tragen, ist Selbstironie die Währung der Stunde. Könnte BP eine untergegangene Ölplattform mit dem Teilen eines Fotos, auf dem ein Mobile aus toten Seevogelbabys abgebildet ist, entschuldigen?

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Tut uns voll Leid, Freunde! Wer Vogelbabys mag, bitte teilen. #sharingiscaring



Zu krass? Anderes Beispiel: Wenn die BVG die chronisch zu spät kommende M41 augenzwinkernd zur Lieblingslinie der Hauptstädter*innen mausern kann, könnte dann die SPD auch aus der Agenda 2010 noch einen Gewinn schlagen?


 

Wahrscheinlich würde auch das nicht klappen. Doch was macht die Ironie in der Werbung zum mächtigen Machtinstrument? Peter Wittkamp ist einer, der es wissen muss. Schließlich wurde er für seine BVG-Kampagne mit Preisen überhäuft.

„Es ist schwer auf jemanden sauer zu sein, wenn du mit ihm oder über ihn gelächelt hast. Das ist unser Vorteil.“

 

Und was für einer. Doch lässt sich dieser Vorteil auch von jedem anderen Betrieb nutzen? Wittkamp ist skeptisch:

„Wenn’s beim Internetanschluss harpert, und Vodafone oder die Telekom dann anfangen darüber Witze zu machen, dass die Leute kein Internet haben, das würde nicht auf so viel Verständnis stoßen.“

Witze machen könne man in jeder Branche, meint der Experte. Man müsse nur sehr vorsichtig sein und Fingerspitzengefühl beweisen. „Ein guter humoristischer Werbetexter zeichnet sich durch die Gags aus, die er nicht macht“, sagt er. Lachhaft ist, wer denkt, man könne über alles lachen. Wie schon Spidermans Onkel anmahnte: „Große Macht bringt auch große Verantwortung mit sich.“

Doch wie kommt man zum Erfolg einer selbstironischen Werbekampagne? Am wichtigsten ist: Nicht jeder kann witzig sein. Ironie ist was für Profis.

„Humor ist kein Handwerk, das man lernen muss, sondern viele haben da auch Talent für. Wenn man aber ein Talent dafür hat, kann man es noch viel weiter ausbauen.“

Der Rest, so Wittkamp, sei eine Mischung aus Vertrauen auf die Humoristen und den Mut etwas zu wagen. Wenn man aus Ironie Erfolg schlagen will, wandelt man tagtäglich auf dem schmalen Grat zwischen pointiertem Fingerzeigen und plumper Geschmacklosigkeit. Also traut euch nur, liebe Konzerne – aber macht’s richtig.

:infoboxtorben:

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