Queen – Flash Gordon | Spätzünder
Es ist überall so, nicht zuletzt bei der Musik: Manchmal braucht man einfach länger. FluxFM Spätzünder beschäftigt sich deshalb mit Alben, die uns erst auf den zweiten Hördurchlauf so richtig ans Herz gewachsen sind. Egal, ob’s um alte Perlen oder aktuelle Beats geht, schließlich kennt auch die Liebe auf der zweiten Rille kein Alter. Diesmal beschäftigen wir uns mit:
Queen – Flash Gordon
Wer lieber hört statt liest, kann hier den Beitrag in voller Länge abrufen:
Es hätte ein wirklich toller Film werden können, mit so viel Potenzial: eine hervorragende Vorlage, ein erfahrener Drehbuchautor als Regisseur und ein durchaus namhaftes Ensemble. Warum Flash Gordon trotzdem nicht als Meisterwerk in die kinematographische Geschichte eingegangen ist, lässt sich heute leicht feststellen. Der Streifen ist unfassbar kitschig und platt; der Humor, den Film-Mogul und Produzent Dino DeLaurentiis ins Script schreiben ließ, funktioniert nicht. Ziellos staksen die Akteure durch Pappmaché-Kulissen, agieren dabei auch noch hölzern. Sogar so hölzern, dass Hauptdarsteller Sam J. Jones sogar für die legendäre Goldene Himbeere nominiert wurde. Kein Wunder, dass Flash Gordon heute als Kultfilm gilt.
Aber dann gibt es da doch etwas, das Flash Gordon von anderen misslungenen (Comic-)Verfilmungen unterscheidet, nämlich: sein Soundtrack! Für diesen konnte Regisseur Mike Hodges niemand geringeres als Queen gewinnen. Damit zählt Flash Gordon sogar zu einem der ersten Big-Budget-Filme, dessen Soundtrack zum Großteil von einer Rockband stammt.
Allerdings klingt das dazugehörige Album zunächst kaum nach Rockmusik. Queen haben Anfang der Achtziger Synthesizer für sich entdeckt – entsprechend klingt die Platte. An allen Ecken und Enden wabert und blubbert es. Durchaus ein krasses Statement einer Band, auf deren ersten Platten stets stolz No Synths! prangte. Zwar gibt es auf The Game, dem Vorgänger des Flash Gordon-Soundtracks, bereits einige Anklänge in diese Richtung, aber dass Queen ihre neu gewonnene Klangquelle so exzessiv nutzen würden, ahnte vermutlich niemand.
Bis heute stellt Flash Gordon ein Kuriosum in der Queen-Diskografie dar. Vor allem gibt es kurze, zumeist instrumentale Sound-Schnipsel zu hören, die eine Länge von drei Minuten selten überschreiten. Statt Gesang streut die Band immer wieder Filmdialoge ein, die, genau wie bei einem klassischen Soundtrack halt, die eloquentesten und prägnantesten Sätze aus dem Drehbuch widerspiegeln. Erst 1986, sechs Jahre später, gelingt es Queen übrigens etwas besser, ihren charakteristischen Bandsound in einen Hollywood-Blockbuster zu integrieren, indem sie Songs zu Highlander beisteuern.
Für Flash Gordon ordnet die Band sich jedoch dem Film in ganzer Linie unter. Herausgekommen ist ein zweckdienliches Album, das man nur allzu leicht hassen kann. Verachter der Platte werfen ihr Ziellosigkeit vor, sie beinhalte bloß nichtssagende Experimente und praktisch keine Songs, obwohl Queen mit Flash’s Theme zumindest einen kleinen Hit abliefern. Lässt man sich jedoch auf die Platte ein, entdeckt man einen Rohdiamanten mit wunderschönen Melodien, vorgetragen von vier abenteuerlustigen Musikern.
Außerdem legt die Band dort, vor den Augen und Ohren der Öffentlichkeit, das Fundament für ihre späteren Hits, mit denen es ihnen gelingt, Synths und Keyboards harmonisch in den Bandsound integrieren. Das Einschlagen eines komplett neuen Wegs hat sich also für Queen durchaus ausgezahlt. Nicht nur, weil sie dadurch eine konstante Weiterentwicklung erreicht haben, sondern ihnen mit Flash Gordon auch eines ihrer aufregendsten und mutigsten Werke gelungen ist.
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