„The arts have become a playground for the rich“ – Helen Feng von Nova Heart im FluxFM-Interview
Mit Nova Heart hatten wir das seltene Glück, eine chinesische Band zu Gast zu haben. Anlass war das Release ihrer selbstbetitelten Debütplatte in Europa über das Berliner Label staatsakt
.
Was auch immer man sich unter chinesischem Indie vorgestellt hat, Nova Heart sind es bestimmt nicht. Ihr Sound ist nicht nur durch seine verschiedenen Entstehungsorte international. Auch zeitlich ist er kaum einer Pop-Epoche zuzuordnen – wenn, dann erinnert er an den New Wave von New Order oder den TripHop von Portishead.
Das Trio aus Peking steigert die Melodiebögen seiner Gitarren und Keyboards durch verschiedenste Effekte bis zur Hypnose, sie selbst nennen ihr Genre einfach Voodoo-Disco oder Psych-Rock. Sängerin und Mastermind hinter Nova Heart ist Helen Feng, die in New York eine Ausbildung zur Moderatorin gemacht hat und es in China bis zum MTV-Host brachte – nur, um dann selbst als Musikerin noch mal ganz von vorne anzufangen.
Im Gespräch ist Helen Feng ein übersprudelndes Fass interessanter Gedanken und Ideen – das passt zu dem unstrukturierten Stil der Band. Bei dem Interview, für das sie uns in den FluxFM-Studios besucht hat, ging es eigentlich kaum um das Nova Heart-Debüt. Viel mehr ging es um den Stand der Kunst in China und der Welt, das prekäre Leben als Indie-Musikerin und die Bedeutung ihrer ersten Drogenerfahrungen.
Als ehemalige MTV-Moderatorin und jetzige Indie-Künstlerin hat Helen Feng verschiedene Herangehensweisen an Popkultur kennengelernt – den vermeintlichen Mainstream und die Independentseite. Sind die Unterschiede, wie man mit Musik umgeht, eigentlich wirklich so groß?
Ist denn nicht aber jede Erfahrung, die über Kunst vermittelt wird – zumindest in der Popkultur – in irgendeiner Form an Geld gekoppelt?
Sind Drogen also eine geeignete Quelle für Erfahrung „außerhalb des Konsumierens“? Auch sie wollen doch gekauft werden.
Wo sucht Helen Feng sich heute neue Inspirationen? Drogen könnten auf Dauer vielleicht ein wenig an der Gesundheit oder geistigen Verfassung nagen.
Aus welchen weiteren Gründen hat sie sich für das Leben als mittellose Indie-Künstlerin entschieden. Immerhin hat sie den Job als upcoming MTV-Star an den Nagel gehängt.
Ist es aber nicht auch anders herum so, dass sie in ihren Songs so viel offen legt, dass diese fremden Menschen überall auf der Welt auch Einblick in ihr Seelenleben bekommen?
Wir müssen ehrlich zugeben, dass wir von Chinas musikalischem Underground bis jetzt noch nicht so viel auf dem Schirm hatten. Wenn man Helen Feng so zuhört, wird einem erst mal klar, was man da so alles verpasst. Doch es gibt auch eine Menge Parallelen zur „westlichen“ Indie-Kultur.
Das Album von Nova Heart wurde nicht nur in Peking, sondern auch in Rom aufgenommen – und in Marzahn. Wie kam’s?
Rodion ist übrigens ihr Produzent, mit dem sie an der ersten Nova Heart-EP in Rom und Istanbul gearbeitet hat. Er ist ein Italiener, der vor kurzem nach Berlin gezogen ist, um ein Studio in Marzahn zu beziehen. Wir haben Helen Feng gefragt, wie ihr Eindruck von Berlin ist, in Bezug auf die Möglichkeiten, die man als Kunstschaffender hier hat:
Das klingt ja sehr romantisch, aber ganz ohne Geld kommt man auch hier nicht weit. Trotzdem steht man in Berlin als Künstler noch relativ gut da. Zur generellen Situation der Kunstschaffenden hält sie eine eher deprimierende Einschätzung bereit:
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