Queer-feministischer Rap von Babsi Tollwut
„Deutschrap muss sterben, damit wir leben können“, deklamiert die Antilopengang 2014. In der Tat hat sich einiges getan bei deutschem Rap in den letzten Jahren. Nur der Anteil an Frauen scheint irgendwie konstant niedrig.
Umso doller hat sich FluxFM-Reporterin Zarah Roth gefreut, als sie vor kurzem auf einer Soli-Party im Berliner Club Mensch Meier dem Auftritt von Babsi Tollwut beiwohnte. Und die Menge tobte. Grund genug, sie mal einzuladen und euch vorzustellen:
Und hier ist sie mit dem Berlin-kritischen Song Die Scheiße Parabel in ganzer Länge:
Hauptstadtkritik in Rap verpackt von Babsi Tollwut. Babsi heißt in echt Eva und ist 26 Jahre alt. Sie begreift sich als queer-feministische Rapperin. Lange hat der Sexismus der HipHop-Szene sie abgeschreckt, selbst zu rappen. Heute thematisiert sie genau das – z.B. in ihrem Song „Langhaarlesbe“.
Obwohl ich weiß, dass ich in krass coolen Kontexten auftrete und die leute keine homophoben Schweine sind. Trotzdem ist es jeden mal so ein kleines – ok, ich bin mit nicht ganz sicher: Finden die das jetzt cool oder geht die Hälfte raus, weil sie sich denken: Oh Scheiße.
Seit zwei, drei Jahren tritt Eva auf – meist auf Soli-Partys und ohne Gage. Musik ist ihr Hobby – sie schreibt und produziert ihre Songs selbst. Die Beats bekommt sie von Freunden geschenkt. DIY- Style eben.
„Alles, was man dir in der Schule beigebracht hat, ist Blödsinn“, sagte bereits George Orwell. Babsi ist trotzdem wieder an der Uni und macht den Master in Bildungswissenschaften – sogar mit Stipendium.
Das ist so ein Ding mit der Uni. Irgendwie hab ich mich da deplaziert gefühlt zu Anfang. Zwar sind die alle voll gebildet, aber sie sind auf so ’nem hohen Niveau trotzdem einfach auch krass unreflektiert beziehungsweise reflektieren überhaupt nicht sich in der Welt.
Das kann man von Frau Tollwut nicht sagen. In ihren Songs geht’s um gesellschaftliche Sanktionierung von Menschen mit psychischen Problemen, um verlorene Liebe, Trauer, um Kritik an Rassismus und Sexismus. Auf Soundcloud findet man ihre Tracks zwar unter dem Hastag #deprirap. Nichtsdestotrotz: Wenn Babsi perfomt, tanzt die Menge.
Coole Frau, guter Style. Fragt sich nur: Was war da los bei der Namenswahl? Hier die Story: Eva beißt auf einem Festival aus Spaß Männern mit großem Bizeps in den Arm, ein Freund nennt sie daraufhin Babsi Tollwut. Weil sie ihren Klarnamen nicht angeben will, nennt sie sich so bei Facebook.
Und dann hab ich irgendwie bei meinem damaligen Gitarrenlehrer ein Lied aufgenommen, hab das veröffentlicht und hab dann ganz schnell was bei Soundcloud gebaut. Und dann hat Soundcloud sich ganz schnell mit Facebook vertüdelt. Und plötzlich war mein Soundcloudname mein Facebookname. Und dann wars Babsi Tollwut und irgendwann war’s einfach zu spät. Dann isses jetzt halt so.
Passt doch auch irgendwie. Denn am liebsten kämpft sie mit Wut und Humor gegen gesellschaftliche Machtverhältnisse und Tabus.
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