Die David-Bowie-Ausstellung in Berlin
Wenn der Martin Gropius Bau plötzlich 7 Tage die Woche auf hat – und nicht wie sonst, am Dienstag geschlossen und wenn er seine Öffnungszeiten um eine Stunde verlängert – das heißt schon was. Ganz konkret: Die David-Bowie-Ausstellung ist hier in Berlin. Das Victoria and Albert Muesum in London hat die Ausstellung konzipiert, in London konnte man sich vor Besuchermassen kaum retten. Ab heute läuft die Bowie-Ausstellung im Gropius-Bau. Julia Oberlohr war gestern schon vor Ort und hat das multimediale Spektakel erlebt. Hier ist ihr Bericht.
David Jones – in Großbritannien ist das ein Name wie hierzulande Martin Meier – gewöhnlicher geht’s nicht. Wie aus David Jones, diesem gewöhnlichen Jungen, aus einer gewöhnlichen Familie in einem gewöhnlichen Londoner Vorort der Superstar David Bowie wurde, das ist eine der Geschichten, die die Ausstellung im Gropius-Bau erzählt. Trotzdem, wer erwartet, dass Bowies Leben minutiös nacherzählt wird, ist hier falsch. Der britische Kurator Geoffrey Rush.
„Manche Leute kommen in die Ausstellung und sagen, mein Lieblingssong fehlt aber, dieses oder jenes fehlt… es geht nicht darum, sein Leben lückenlos aufzubereiten. Es gibt hundert, naja 60 Bücher über Bowie, wer wissen will, was er exakt an diesem oder jenem Tag gemacht hat, der kann das ja gerne nachlesen.“
Wie ein kreativer Mensch arbeitet, was ihn inspiriert, beeinflusst, wie Ideen entstehen und sich weiter entwickeln, darum geht es der Ausstellung. Eine Reise durch Bowies Gehirn. Und dafür hat das Victoria and Albert Museum in London rund 300 Exponate nach Berlin gebracht: Originalkostüme, handgeschriebene Textskizzen, Musikinstrumente, Videos. Komplett macht die Show aber erst der Audioguide, der ganz von selbst immer den richtigen Track abspielt, mal den Sound zu David Bowies Auftritt bei Top of the Pops Anfang der 70er Jahre, mal ein Interview aus den 90ern. Martin Roth, Direktor des Victoria and Albert Museum erinnert sich an die Londoner Ausstellung.
„Wenn Sie in die Bowie-Ausstellung gegangen sind, dann haben sie morgens um 10:00 Menschen erlebt, die lauthals gesungen haben, dadurch, dass sie einen Kopfhörer aufhaben, konnten sie sich selbst nicht kontrollieren, und durch die Musik überall, da sind Sie in einer Ausstellung, in der voll mitgesungen wird – ich weiß nicht, ob Sie das erleben wollen, aber es ist karaoke durch und durch.“
Ein Highlight der Ausstellung: Bowies Zeit in Berlin, zwischen 1976 und 1978. Ausgebrannt, drogensüchtig und pleite – als er hier ankam, suchte Bowie vor allem eines: Ruhe. Geoffrey Rush.
„Er hatte Glück, dass das möglich war, es war eine Welt ohne Handys – er kam hierher und verschwand, so lange er wollte, er konnte sein eigenes Ding machen, ohne diesen immensen Druck.“
Ein Selbstportrait, das die Vorlage zum „Heroes“ Cover lieferte, der Schlüsselbund zu seiner Wohnung in der Schöneberger Hauptstraße, ein faltbarer S-Bahn Plan für die Hosentasche – und Bowies Briefwechsel mit Marlene Dietrich – lauter Exponate, die speziell für die Berliner Ausstellung dazu kamen.
Der Künstler selbst hat sich bislang übrigens nicht zu Ausstellung geäußert – jedenfalls nicht offiziell. Eduard Meier war in den 70ern Bowies Toningenieur in den Hansa Studios und er teilte Bowie in einer Email mit, dass er für die Ausstellung nach Berlin kommen wolle… Die Antwort:
„Good to hear from you, Ed. Hope the trip is worth it – lol – that means: loughing out loud. DB.“