Ehe für alle
Die evangelische Landeskirche sagt endlich Ja zur Ehe für Alle. Ab dem 1. Juli 2016 an dürfen sich homosexuelle Paare in Berlin und Brandenburg kirchlich trauen lassen. Das hat am Wochenende die Landessynode der evangelischen Landeskirche beschlossen. Über 85 Prozent der Delegierten gaben ihren Segen für die gleichgeschlechtliche Ehe. Wie das ankommt und warum die Kirche plötzlich fortschrittlicher als der Staat ist – mit diesen Fragen hat unsere Kollegin Jasmin Kröger an die Kirchentür geklopft.
Den Beitrag gibt’s hier zum Nachhören:
An der Markthalle 9 zwischen Touris, Tofu-Burgern und Baulärm treffe ich Jörg Machel. Er ist Pfarrer der Emmaus Kirche Kreuzberg. Ab dem 1. Juli darf Machel nun offiziell sagen: Und hiermit ernenne ich Sie „zu Frau und Frau“ oder auch „zu Mann und Mann“. In der Emmaus Gemeinde haben homosexuelle Menschen ihren eigenen Gottesdienst und es gilt seit etlichen Jahren: Sexualität und Glaubensbekenntnis bilden keinen Widerspruch. Dieses Selbstverständnis breitet sich jetzt auch über die Grenzen Berlins hinweg aus, wie Machel erzählt:
„Es ist erfreulich, dass es jetzt auch in vielen anderen Regionen so wahrgenommen und gelebt wird, aber es ist in dem Kontext in dem ich arbeite und lebe nicht so besonders, dass ich da jetzt die Sektkorken hab knallen lassen. Ich freu mich einfach.“
Für Machel zählt das Liebes- und nicht das Glaubensbekenntnis und dafür brauchts keinen Beschluss einer Landessynode. Trotzdem ist klar: Nicht überall ist Kreuzberg und der symbolische Wert ist für die allgemeine Gleichstellung ein wichtiger Schritt. So sieht das auch Dr. Höcker, leitender Geistlicher für den Bereich Berlin Mitte . Er hat den Beschluss mit auf den Weg gebracht, an dem seit nunmehr 25 Jahren gearbeitet wurde:
„Das war mir ein besonderes Anliegen, weil die jahrhundertelange Diskriminierung durch die Kirche unrecht war und das soll nach Gottes Willen nicht sein. Von daher habe ich mich immer eingesetzt, dass Gleiches auch gleich behandelt wird.“
Jetzt also alles für alle gleich? Nicht ganz. Eine sogenannte Ausnahme gibt’s dann doch: Wenn ein Geistlicher die Trauung nicht mit seinem Gewissen vereinbaren kann, muss er das nicht tun. Jörg Steinert vom Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg findet das weniger wichtig: Er findet viel erstaunlicher, dass die Kirche hier dem Staat einen Schritt voraus ist:
„Der Staat unterscheidet immer noch zwischen eingetragener Lebenspartnerschaft und Ehe. Die Kirche tut das nicht mehr. Es gibt einen Traugottesdienst für alle und lesbische als auch schwule Paare sind dabei sowohl rechtlich als auch liturgisch gleichgestetllt.“
Zurück in der Markthalle zu Pfarrer Machel der Gemeinde Emmaus Kirche. Der ist mit seinen Gedanken gleich einen Schritt weiter. Rituale hin oder her – was passiert nach der Trauung?
„Da Entwickelt sich meine Leidenschaft! Haben die Menschen, die als lesbisches Paar sich um eine Wohnung bewerben, die gleichen Chancen wie andere? Werden sie gesellschaftlich akzeptiert? Darum geht eigenlich der Kampf Aber da ist natürlich ein Synodalbeschluss ein Teil davon.“
Herr Machel – was für ein Pfarrer…
:infoboxjasmin: