IUVENTA | Private Seenotrettung des Jugend Rettet e.V.
Seit Juni konnten sie bereits 3.500 Menschen das Leben retten: Jugend Rettet e.V. sind junge Menschen, die dahin gehen, wo sie gebraucht werden – raus aufs Meer, um Frauen, Kinder und Männer vor dem Ertrinken zu retten. Aysche Wesche hat sie getroffen…
Den Beitrag könnt ihr euch hier anhören:
„Es ist so schlimm, dass wir uns einfach nicht die Frage stellen lassen möchten von kommenden Generationen: was habt ihr damals gemacht, warum habt ihr nicht geholfen? Denn diese Frage, da bin ich mir sicher wird kommen, denn das Problem ist so signifikant. Das wird nicht aufhören und die Zahlen sind auch zu groß – von Menschen, die dort ihr Leben verlieren.“
…sagt Pauline Schmidt aus dem Berliner Kernteam von Jugend Rettet e.V.. Seit gut fünf Monaten fährt ihre Schiffscrew mit der IUVENTA raus aufs Mittelmeer. Die Idee entstand vor rund anderthalb Jahren, nach dem Schiffsunglück vor Lampedusa mit mehr als 800 toten Menschen. Der mediale Aufschrei war riesig. Aber wirklich gehandelt hat damals trotzdem niemand. Pauline Schmidt:
„Es ist für uns unerklärlich, ich meine die Leute sterben, es ist ne humanitäre Katastrophe direkt vor ihren Augen, die auch leicht verhinderbar wäre. Durch legale Einreisewege, durch zumindest eine funktionale Seenotrettung, die gesetzlich eigentlich vorgeschrieben ist ne? Also das ist etwas wozu die EU eigentlich gesetzlich verpflichtet ist.“
Es gibt nicht mal ein direktes Mandat, was bedeutet: selbst die Marineschiffe, die vor Ort sind dürfen theoretisch niemanden retten. Für ihr Engagement bekommt der Verein trotzdem nicht nur Lob, sondern auch jede Menge Gegenwind zu spüren. Sie werden angefeindet, beispielsweise in sozialen Netzwerken und müssen sich gegen den Schleppervorwurf wehren. Auch wenn sie KEIN Geld von den Menschen nehmen und die Seenotrettung nicht nur erlaubt, sondern sogar Pflicht ist. Mit an Bord ist gerade Ulli, der gelernte Kapitän steuert die IUVENTA seit August übers Meer. Am Satellitentelefon erzählt er von der letzten Nacht:
„Da kam von einem anderen NGO-Schiff die Alarmierung, dass ein Schlauchboot ausgelaufen ist, in stockfinsterer Nacht und das Boot fing an zu kollabieren, waren Leute im Wasser – und haben dann mit unseren Beibooten die Menschen gerettet. Ja, das war sehr dringend, weil ansonsten niemand anderes da war außer den NGOs. Also wenn wir nicht da wären, wären die alle tot.“
Für Ulli ist ganz klar: ein europäisches Rettungsprogramm muss her, damit die Menschen sicher ankommen – und es braucht Lösungen, damit die Menschen sich gar nicht erst auf die lebensgefährliche Flucht begeben müssen. Aber am längeren Hebel sitzen andere, sagt Pauline:
„Dann muss man sich natürlich auch noch mal globale Faktoren anschauen. Das Asylpaket II, dass natürlich den Familiennachzug einschränkt bis fast unmöglich macht. Auch syrische Flüchtlinge bekommen jetzt nicht mehr den generalen Flüchtlingsstatus, sondern einen, der eben den Familiennachzug erst mal für mindestens zwei Jahre aussetzt. Wer sich Aleppo angeguckt hat weiß, dass man nicht noch zwei Jahre dort sein kann. Das heißt, man treibt die Leute de facto durch ganz aktive Gesetze aufs Meer.“
Die Folgen sieht die Crew der IUVENTA ganz konkret – fast täglich retten sie Kinder und Frauen, die sich allein auf den Weg machen mussten. Das können sie selbst nicht verhindern, aber so lange sie gebraucht werden bleiben sie vor Ort.
Die Laufkosten für das Schiff belaufen sich auf rund 40.000 Euro im Monat. Für Benzin, Rettungswesten und Essen für die Crew – arbeiten tun sie alle ehrenamtlich. Mehr Infos – auch wie ihr sie unterstützen könnt findet ihr unter: jugendrettet.org.
:infoboxaysche: