SKF – Staffel 3 | Das singende, klingende Filmchen
29. Mai – 4. Juni 2017
Die geneigte FluxFM-Hörerschaft ist per se sehr musikinteressiert und kann eigentlich nie genug Input über LieblingskünstlerInnen und Musikkultur bekommen. Deswegen präsentieren wir: Das singende, klingende Filmchen. FluxFM stellt euch Musikfilme, Dokumentationen und Biopics vor, die ihr euch zur musikalischen Weiterbildung unbedingt ansehen solltet. In dieser Woche startet Staffel 3.
Searching for Sugar Man
Stell dir vor, du bist ein Superstar, ein ganzes Land hört deine Platten seit Generationen rauf und runter – und du? Weißt nichts davon. Die Geschichte von Searching for Sugar Man klingt so kitschig, das hätte sich Hollywood nicht besser ausdenken können. Aber sie ist wahr und deshalb sehr sehenswert, wie Aysche Wesche findet:
Handlung
Jedes Kind in Südafrika kennt seine Songs, er ist populärer als Elvis Presley und die Rolling Stones zusammen. Dabei weiß eigentlich niemand so genau, wer er ist: Sixto Diaz Rodriguez. Seine Platte nimmt er 1970 in Detroit auf. Alle, vom Produzenten bis zu den Kritikern sind sich sicher: der Junge hat das gewisse Etwas. Trotzdem floppen seine Alben in Amerika. Wie die danach ihren Weg nach Südafrika finden, ist dabei mindestens so mysteriös wie seine Person selbst. Was man weiß: Sein Lied Sugar Man verbreitet sich in den 70er Jahren wie ein Lauffeuer in Südafrika. Es wird zum Soundtrack des Kampfes der weißen Mittelschicht gegen die Apartheid. Zwei Fans aus Südafrika machen sich Jahrzehnte später auf die Suche nach dem Musiker – Searching for Sugar Man, noch Fragen?
Hauptdarsteller
Stephen Segerman, Spitzname „Sugar“, und Craig Bartholomew Strydom reicht es nicht mehr nur ein Coverbild aus den 70ern anzuhimmeln. Sie sind es, die sich auf die Suche machen nach dem eigentlichen Star der Geschichte: Sixto Rodriguez.
Heulfaktor
Die Suche endet abrupt, denn nach kurzer Recherche stoßen Stephen und Craig auf einen Artikel über den tragischen Tod ihres Idols. Rodriguez habe sich nach einem seiner vielen erfolglosen Gigs in Amerika vor dem Publikum in den Kopf geschossen. Die Journalisten sind am Boden zerstört. Aber eine Frage bleibt: wo ist das ganze Geld geblieben, das mit dem Verkauf der Platten in Südafrika verdient wurde?
Happy End
Spätestens als raus kommt – das tot geglaubte Idol lebt doch! Der Sugar Man aka Sixto Rodriguez lebt mit seiner Familie nach wie vor in Detroit. Als Bauarbeiter. Denn er weiß tatsächlich nicht, dass er auf einem anderen Kontinent ein Superstar ist, der seinesgleichen sucht.
Highlight
Sixto Rodriguez kommt nach Südafrika. Man kann sich gar nicht entscheiden, für wen man glücklicher ist. Die Fans, die endlich ihr totgeglaubtes Idol live auf der Bühne erleben dürfen oder für den Musiker, der schlagartig feststellt, dass er nicht gescheitert ist, sondern ganz im Gegenteil mit seiner Musik vielen Menschen Hoffnung gegeben hat.
Den Beitrag zu Searching For Sugar Man könnt ihr hier anhören:
:infoboxaysche:
Lo Sound Desert
Heute legt euch Kollege Martin Gertz die Musikdoku Lo Sound Desert ans Herz. Ein liebevoll in zehnjähriger Arbeit produzierter Film aus dem Jahre 2016.
Hauptdarsteller
Josh Homme, Brant Bjork, Alfredo Hernandez, Scott Reeder, Sean Wheeler, Nick Oliveri… oder besser gesagt Queens of the Stone Age, Kyuss, Fu Manchu, Yawning Man, Fetso Jetson, Mondo Generator und noch viele andere Bands.
Handlung
Lo Sound Desert erzählt die Entstehungsgeschichte des Stonerrocks/Desertrocks in der Wüste Kaliforniens. Genauer gesagt rund um den Nationalpark Joshua Tree. Angefangen in der Punkszene, die in den 80ern auch den Weg in die Wüste findet, über den Wandel der Musik hin zu langen halluzinierenden Jams unter freiem Himmel bei den „generator parties“ mitten in der Wüste bis zum Überleben dieser Nischenmusik am Ursprungsort und im weit entfernten Europa.
Humor
Es sind die unzähligen kleinen Anekdoten, die die Protagonisten die ganze Zeit raushauen. Jede Menge Blödsinn, die eben Jugendliche angestachelt von Langeweile so machen.
Highlight
Der Berliner Filmemacher Jörg Steineck stellt in liebevoller Kleinarbeit die Weiten der Wüste, die Hitze, die Langeweile und Perspektivlosigkeit dem ungebremsten Verlangen der Jugendlichen gegenüber Spaß zu haben. Der Zuschauer fängt an zu schwitzen, schmeckt den Staub, wird spirituell angefixt und bekommt Lust eine Band zu gründen. Denn auch aus den aussichtslosesten Situationen kann etwas Einzigartiges entstehen, das real ist und das unzählige Menschen berührt.
:infoboxmartin:
Mitten ins Herz
Claudia „RomCom“ Vercrüße hat in ihrer Kiste gekramt und ein besonderes Schmankerl aus dem Jahr 2007 herausgekramt: Mitten ins Herz.
Hauptdarsteller
Singende Hauptdarsteller! Drew Barrymore und Hugh Grant. Und… natürlich der Hundeblick von Hugh Grant.
Handlung
Der ausgemusterte Popstar Alex Fletcher versucht verzweifelt an seine Banderfolge aus den 80ern anzuknüpfen, hat allerdings seit Jahrzehnten keinen Hit mehr gelandet. Nun winkt das große Comeback und er soll für das Überflieger-Popsternchen Cora Corman einen Song schreiben. Das Problem: Alex kann zwar komponieren, aber nicht texten. Die Lösung: Die tollpatschige, aber talentierte Sophie Fischer, die sich eigentlich nur ums Blumengießen kümmern soll, natürlich aber eine verkappte Songwriterin ist. Nach einer Beziehung mit ihrem Literaturprofessor muss die zwar zunächst ihre Schreibblockade überwinden, hilft Alex aber gern innerhalb von drei Tagen einen Nummer-Eins-Hit für Cora abzuliefern. Und natürlich lernen sich die beiden beim Schreiben auch noch etwas besser kennen… ihr wisst schon.
Humor
Omnipräsent. Eine Pointe jagt die nächste, die schnellen Dialoge sind genauso knackig wie die viel zu enge Hose von Hugh Grant.
Highlight
Das Songwriting, die überzeichneten Charaktere, die Referenzen auf die Mainstream-Hitfabriken. Eine perfekte Persiflage auf die Popmusik der 80er, die zum Mitsingen und Mittanzen einlädt. Spätestens wenn Alex Fletcher Songs wie Dance with Me Tonight auf der Reunion der Roosevelt Highschool, Abschlussklasse 1987, performt oder auf einem Rummelplatz Just A Meaningless Kiss ins Mikro säuselt, hält es einfach keinen auf dem Sofa.
Heulfaktor
Emotional, aber definitiv nicht zum Heulen. Sogar wenn sich Alex und Sophie auf Cora Cormans Sommerparty fürchterlich streiten, kullern die Tränen doch maximal vor Lachen.
Happy End
Eine romantische Komödie MIT Hugh Grant und OHNE Happy End? Nicht vorstellbar. Und so enden auch Sophie und Alex miteinander und finden ihren Way Back Into Love
Den Beitrag zu Mitten ins Herz könnt ihr hier anhören:
:infoboxclaudia:
A Cross The Universe
DO THE D.A.N.C.E! Zehn Jahre ist es her, dass Justice diesen Hit und ihr dazugehöriges Album Cross veröffentlicht haben. Die Tour durch Nordamerika haben die Franzosen damals von einem Filmemacher begleiten und das Material als Tourdoku veröffentlichen lassen: A Cross The Universe – vorgestellt von Melanie Gollin.
Hauptdarsteller
Gaspard Augé und Xavier de Rosnay, die beiden Mitglieder von Justice, ihr baritontalentierter Busfahrer, der ungesund auf Waffen fixierte Manager und viele Brüste.
Handlung
Keine. Also wirklich gar keine. Außer dem halbwegs chronologischen Ablauf der Tour, der an dieser Stelle aber auch nur vermutet wird, ist dieser einstündige Film wie ein Epilepsieanfall. Schnelle Schnitte, Drogen, Kotze, Sex, und wie gesagt, jede Menge Brüste. Obwohl die Macher der Doku wahrscheinlich das Wort „Titten“ benutzen würden.
Highlight
Ein Highlight jagt das nächste, oder: Kein Highlight jagt das nächste – wie ihr wollt. Am schönsten ist aber, als Justice auf Red Hot Chili Peppers-Sänger Anthony Kiedis treffen und Xavier ihm Under The Bridge vorsingt.
Heulfaktor
Aus diesem Film kommt wirklich niemand sympathisch raus – außer dem Busfahrer. Es fällt schwer, Justice und ihre Crew danach nicht als einen Haufen Vollpfosten zu sehen.
Happy End
Die Band wird in Handschellen abgeführt, also heißt das wohl… ja?
Den Beitrag zu A Cross The Universe könnt ihr hier anhören:
:infoboxmelanie:
Save the last Dance
Wir schreiben das Jahr 2001: Nasenpiercings und Arschgeweih-Tattoos sind der neueste Schrei, in den Charts laufen Teenage Dirtbag und Lady Marmalade hoch und runter, Gerhard Schröder ist Bundeskanzler, und MTV bringt einen Film in die Kinos, der nach klischeebehafteter Teenieschnulze klingt – und auch genau das ist. Für FluxFM-Redakteurin Steffi Groth ist Save The Last Dance aber trotzdem bis heute sehenswert. Für Episode 1 von Staffel 3 ist sie in ihr 14-jähriges Ich zurückgeschlüpft und verrät euch warum:
Handlung
Sara hat Großes vor, trainiert seit Kindheitstagen eisern für ihren Traum: Balletttänzerin werden. Doch dann stirbt ihrer Mutter. Nach dem plötzlichen Tod muss Sara sich in einer für sie völlig fremden Welt zurechtfinden, sie zieht zu ihrem Vater nach Chicago, den sie kaum kennt. Auf ihrer neuen Schule ist sie eine der wenigen Weißen und merkt schnell: Klamotten, Wortwahl, Musikgeschmack – sie passt einfach nicht rein. Ein hoffnungsloser Fall – wären da nicht Chenille Reynolds und ihr Bruder Derek, die Sara Nachhilfe geben in Sachen Style. Derek macht Sara vertraut mit Hip-Hop, die beiden kommen sich näher. Aber es kommt wie es kommen muss: ihre Beziehung trifft auf heftigen Widerstand in ihrem Umfeld.
Hauptdarsteller
Sean Patrick Thomas, hat man danach nie wieder wirklich gesehen. Julia Stiles, macht eigentlich noch Filme, aber trotzdem nicht so präsent. Und Kerry Washington – die kennt man aus Django Unchained.
Heulfaktor
Gleich zu Beginn, denn Saras Mutter verunglückt bei einem Autounfall, als sie auf dem Weg zum Vortanzen ihrer Tochter an der renommierten Tanzschule ist. Sara, von Schuldgefühlen geplagt, hängt die Ballettschuhe an den Nagel. Doch Derek gelingt es in ihr die verloren geglaubte Liebe zum Ballett wieder zu wecken.
Happy End
Was für eine Frage! Derek muss sich entscheiden, ob er lieber Kinderarzt werden und dem sozialen Umfeld entfliehen will, oder aber seinen alten Kumpel Malakai gangstamäßig bei einem Drive-by-Shooting unterstützt. Klischee? Iwooo! Er entscheidet sich schließlich dagegen, schafft es gerade noch rechtzeitig zum erneuten Vortanzen von Sarah, die wird an der renommierten Juilliard School angenommenl. Friede, Freude, Weitertanzen.
Highlight
Die Musik, eindeutig die Musik! Und natürlich die Tanzszenen.
Den Beitrag zu Save The Last Dance könnt ihr hier anhören:
:infoboxsteffi: