Jay Gard - "Wrong History" (Foto Marcus Schneider, Courtesy SEXAUER Gallery)

„Wrong History“ & „Lost in Space“ | Radio Arty

▷ Letzte Änderung: 2015-09-17
By Raoul [FluxFM] |
Im Radio:
17. September 2015, 19 Uhr
21. September 2015, 24 Uhr

Diese Woche sind der Künstler Jay Gard sowie Chris Benedict, Stefanie Seidl und Matthias Mayer vom Netzwerk freier Berliner Projekträume und -initiativen Gäste bei Radio Arty.

Wrong History – On Monuments And Memories

Jay Gard ist begeistert von Dingen, die Menschen seit Jahrtausenden herstellen. Spätestens seit über zehntausend Jahren haben Menschen Freude am Herstellen von Dingen, am Bauen und daran, Gegenstände zu gestalten. Jay Gard schafft diese Welt als Kulissenwelt neu, als Wrong History. Was ist falsch an dieser Geschichte? Jay Gard untersucht die menschliche Wahrnehmung im Internetzeitalter. Die Ausstellung zeigt, wie verlässlich unser kollektives Bildergedächtnis funktioniert. Wir sehen die steinähnlichen Formen aus Birkenholz und denken an Hünengräber. Wir sehen die Wandinstallation „Wrong Pictogram“ und denken an eine Werbetafel in Los Angeles. Die Stadt, in der seit hundert Jahren mit Kulissen Geschichte gezeigt und gemacht wird: Hollywood, Wrong History. Das Interessante ist, dass diese Kulissen, in Hollywood wie in der Ausstellung, hinreichend sind, um Bilder in uns zu evozieren. Bilder der Wirklichkeit. Aber eben nur Bilder. Es gibt keine richtige Geschichte.

Jay Gard kalkuliert in Wrong History mit einem Betrachter, der mit der Bilderwelt des Internet vertraut ist, in der alles gleichzeitig nebeneinander steht. Gegensätze wie Oberfläche und Inhalt, reale und virtuelle Welt, aber auch Vergangenheit und Zukunft sind nicht mehr von so eminenter Bedeutung wie früher. In einer Welt der Bilder und Daten sind auch Materialien nicht mehr von Interesse. Jay Gard versucht in Wrong History erst gar nicht, einzelne Dinge physisch neu zu schaffen. Es kommt nicht so sehr auf das einzelne Ding an, sondern auf seinen Kontext, seine Umwelt und seine Bewegung. Deshalb auch Bühnen statt Sockel. Nicht die einzelne statuarische Skulptur ist wichtig, sondern ihre „Geschichte“ und ihre Bezüge in der Gleichzeitigkeit aller Dinge. Und dieses Spiel mit Verweisen und imaginierten Bildern in Wrong History ergibt eine wunderbare Volte: Jay Gard programmiert nicht, er baut diese Welt ja tatsächlich, und er baut sie mit einer unglaublichen Hingabe und Energie; es sind keine Bilder, es sind Dinge, alle handgemacht. Seine Wrong History besteht aus Sperrholz, Dachlatten und Schrauben. Aber diese Geschichte aus Dingen evoziert Bilder und ist ohne Bilder nicht denkbar. Und keiner lässt uns das so sinnlich fühlen wie Jay Gard.

Wrong History
15. September – 10. Oktober
Dienstag – Samstag
13 – 18 Uhr
Sexauer Gallery
Streustr. 90
13086 Berlin


Lost in Space – Preisverleihung an Berliner Projekträume

Award2015-216x300 Am Freitag, den 18. September, zeichnet die Berliner Kulturverwaltung zum vierten Mal Projekträume und -initiativen im Bereich Bildende Kunst für ihre Arbeit aus. Die Preise werden von Staatssekretär Tim Renner übergeben. Eine Podiumsdiskussion sowie ein vielfältiges künstlerisches und musikalisches Programm bilden den Rahmen für die erstmals öffentliche Preisverleihung. Es sind die freien Projekträume und initiativen, in denen ein Großteil dessen stattfindet, was heute international als zeitgenössisches Kunstgeschehen in Berlin wahrgenommen wird. Hier haben die prozessorientierten, partizipativen und diskursiven Formate ihren Ursprung. Mehr als 150 freie Projekträume und -initiativen gibt es in Berlin. Seit 2012 vergibt die Berliner Kulturverwaltung jährlich Preise von jeweils 30.000 Euro für ihre bedeutende Arbeit. In diesem Jahr wurden 14 Projekträume und -initiativen ausgezeichnet.

Das Netzwerk freier Berliner Projekträume und -initiativen übernimmt, wie auch schon in den vergangenen Jahren, die Organisation der Preisverleihung. Zu Beginn stellt sich ein Podium mit VertreterInnen von Galerien und Projekträumen und -initiativen dem Thema „Projekträume vs. Markt und Galerien – gegenseitige Wahrnehmung vor dem Hintergrund der eigenen Selbstverständnisse“. Im Anschluss findet die Preisverleihung durch den Staatssekretär Tim Renner zur Auszeichnung künstlerischer Projekträume und -initiativen 2015 der Berliner Senatskanzlei ‒ Kulturelle Angelegenheiten statt.

Ein eigens für diesen Anlass produzierter Film gibt spannende Einblicke in die Arbeit der ausgezeichneten Projekträume und initiativen. Ein kurzer Trailer porträtiert zusätzlich das Netzwerk. Die darauffolgende Party feiert die Preisträger mit einem vielfältigen musikalischen Programm.

Lost in Space
18. September
Ab 17.30 Uhr
Bar Babette
Karl Marx Allee 36
10178 Berlin

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